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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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müde aus, Mami.«
    »Das bin ich auch.«
    »Warum legst du dich nicht wieder hin?«
    Sie zögerte kurz; dann legte sie sich wieder auf die Kissen.
    »Und jetzt mach die Augen zu«, forderte Silas sie auf.
    »Silas, vielleicht solltest du …«
    »Mach die Augen zu, Mami.« Er klang sanft, aber nachdrücklich. »Schließ die Augen, und lass mich dein Haar streicheln, so wie du’s magst, bis du wieder eingeschlafen bist.«
    Patricia wusste, dass sie viel zu müde war, um ihm zu widerstehen. Die Versuchung war viel zu groß.
    »Und dass du dich … anfasst, damit ist jetzt Schluss«, sagte sie.
    »Na klar, Mami«, erwiderte er.
    Es dauerte nur eine Minute, bis er spürte, wie sie sichwieder entspannte, wie sie sich tatsächlich fallen ließ und wieder einschlief. Er streichelte ihr Haar noch einen Augenblick lang und fühlte sich gut dabei. Er genoss die Macht seiner sanften Hände, seine Liebe für sie und ihre für ihn …
    Dann aber kehrten ihre Worte in sein Gedächtnis zurück.
    Lächerlich. Eklig.
    Silas nahm seine Hand weg.

4.
    Gemeinsam waren sie perfekt.
    Das hatte Silas von Anfang an gewusst.
    Es war an einem milden Aprilnachmittag gewesen, und er hatte mitten im dicksten Verkehr in einem Taxi gesessen, auf dem Weg zu Werbeaufnahmen, als sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Nicht wegen ihrer Kleidung – ein Designer-T-Shirt und teure Jeans waren das nicht –, ja, nicht einmal wegen ihres Äußeren, sondern wegen der Art und Weise, wie sie ihr Cello trug. So groß und unhandlich das Instrument in seinem uralt aussehenden Kasten auch war, die junge Frau trug es mit einer solchen Zärtlichkeit durch Wigmore Hall wie eine Mutter ein übergroßes, ungelenkes, aber heiß geliebtes Kind.
    Silas saß im Fond seines geparkten Taxis und beobachtete, wie sie ihre Last auf dem Bürgersteig abstellte und sich das Haar aus dem Gesicht wischte. Ohne den Blick von ihr zu nehmen, tastete er auf dem Sitz nach seiner Kamera, zog den Objektivdeckel ab, hob die Kamera ans Auge und zoomte heran.
    Langes, blondes, fast butterfarbenes Haar, nur einen Hauch dunkler als sein eigenes. Ein ovales, blasses Gesicht. Die Nase war nicht ganz gerade, was aber nur umso interessanter wirkte. Große graue Augen. Traurige, faszinierende Augen.
    Silas liebte alles Faszinierende.
    Er machte ein paar Fotos und schaute sich dann denRest von ihr an. Schöne Brüste, gerade Schultern, schmale Taille und feste, aber feminine Arme. Ein bisschen dünn vielleicht. Nicht so dürr wie ein Model, aber ein wenig unterernährt.
    Und sie sah müde aus.
    »Drauf geschissen«, murmelte er und machte noch ein Foto.
    Sie hob ihr Cello wieder hoch.
    »Fahren Sie links ran«, wies Silas den Fahrer in scharfem Tonfall an. »Und halten Sie.«
    Er öffnete die Tür.
    »Das sieht sehr schwer aus!«, rief er.
    Erstaunt hob sie den Blick, sah das Taxi und den jungen Mann, der ausstieg, und bemerkte, dass er mit ihr sprach. Sie stellte das Cello wieder ab.
    »Es geht schon«, erwiderte sie misstrauisch.
    Silas hielt Abstand zu ihr. »Ich dachte, vielleicht wollen Sie mein Taxi haben.« Er sah, wie sie die Stirn in Falten legte. »Keine Sorge«, fügte er rasch hinzu. »Ich erwarte nicht, dass Sie es mit mir teilen.«
    »Ich kann Ihnen unmöglich das Taxi stehlen«, sagte sie.
    Sie sprach mit deutlichem Akzent. Schottisch. Ihre Stimme war tief, rauchig, sexy.
    »Aber ich biete es Ihnen an, deshalb wäre es kein Diebstahl, besonders nicht …« Plötzlich wünschte er sich verzweifelt, sie nicht wieder zu verlieren. »Erst recht nicht, wenn Sie mir auch einen Gefallen tun.« Er sah den Argwohn in ihrem Gesicht, zog eine Visitenkarte aus einer Tasche seines Jacketts und hielt sie ihr hin. »Falls Sie irgendwann mal anrufen wollen.«
    Sie nahm ihr Cello auf. Ihre Blicke huschten zur Visitenkarte, dann wieder zu seinem Gesicht.
    »Nehmen Sie die Karte«, drängte Silas. »Und das Taxi. Bitte.«
    »Na gut.« Sie nahm die Karte und ließ sie rasch in ihrer Jeans verschwinden.
    »Gut.« Er fühlte sich unsagbar erleichtert. »Danke.«
    Sie lächelte und wuchtete das Cello ins Taxi. Silas hielt sich nur mit Mühe zurück, ihr zu helfen. Als sie schließlich auf der Rückbank saß, beugte er sich zum Fahrer vor.
    »Ich würde gern bezahlen …«
    »Nein«, sagte sie rasch von hinten. »Bitte nicht.«
    Silas lächelte sie an. »Nur meine eigene Taxe«, sagte er. »Keine Sorge.«
    Der Fahrer nahm sein Geld und wartete, dass man ihm sagte, wohin die Fahrt gehen

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