Teuflische Stiche
sich auf und ging mit schweren Schritten zu seinem Wagen. Die wenigen Meter zur Polizeiinspektion nahm er langsam zuckelnd und fuhr aufs Parkdeck. Mit dem Zündschlüssel in der Hand blieb er im Auto sitzen.
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Beim Lappan schleppten junge Männer in schwarzen Kapuzenshirts, Jeans und Springerstiefeln Holzböcke und Bohlen herbei, um vor dem Gitter neben dem Turm ein Podest aufzubauen. Über die Eisenstangen hängten sie ein Spruchband mit der Aufschrift »Der Dreck muss weg!« Links parkte ein Streifenwagen, in dem zwei Polizisten die Aktion beobachteten. Wenige Neugierige blieben stehen, kommentierten untereinander das Geschehen und gingen weiter.
Auf der anderen Straßenseite saß Alois Weis in einem bequemen Sessel vor dem Café Baldini. Er hatte sich in eine Decke eingepackt und trank ein Tafelwasser zu seinem Carpaccio vom Rind mit Parmesanspänen, Rucola und Baguette. Nach einigen Bissen tupfte er sich den Mund ab, griff seine Digitalkamera mit dreh- und schwenkbarem Display und tat so, als blickte er in Richtung Achternstraße. Das Objektiv zeigte aber zum Lappan. Ein Typ im schlecht sitzenden dunklen Anzug, der Richard gerufen wurde, war ihm aufgefallen. Er benahm sich so, als habe er bei der Aufbauaktion das Kommando. Alois Weis zoomte das Gesicht des Mannes heran und drückte mehrfach auf den Auslöser. Irgendwoher kam ihm der Kerl bekannt vor.
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Im Aufzug reckte sich Konnert und sah sein Spiegelbild an. Sein Versuch zu lächeln kam ihm aufgesetzt vor. Die Schiebetür öffnete sich, und vor ihm lag der breite Flur zum Großraumbüro seines Kommissariats.
Er ging zu Babsi und bat sie, in sein Büro zu kommen. Dann winkte er Kilian heran. Auf ein kleines Zeichen von Konnert gesellte sich Venske zu seinen Kollegen und bildete mit ihnen einen Halbkreis, während ihr Chef hinter seinem Schreibtisch stand. Mit belegter Stimme sagte er: »Ich habe einen Fehler gemacht.« Dabei blickte er nacheinander jedem seiner Leute in die Augen. »Heute Nacht hat Karl Dreher mich betrunken angerufen und mir seinen Selbstmord angekündigt. Selbstverständlich habe ich versucht, ihn von seinem Plan abzubringen. Doch er hat einfach aufgelegt, und ich habe versäumt, einen Streifenwagen zu seiner Wohnung zu schicken.«
Sein Team schien diese Worte gelassen aufzunehmen. Hatte Konnert ihnen nicht immer wieder versichert, dass Fehler und Versagen zum Leben dazu gehörten? Eine seiner stehenden Redewendungen war schließlich: Es gibt nichts Vollkommenes auf der Welt.
»Ich werde gleich zu Wehmeyer gehen. Bis die Staatsanwaltschaft geprüft hat, ob ein Disziplinarverfahren wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen gegen mich eingeleitet wird, will ich mich beurlauben lassen.« Er setzte sich auf seinen Drehstuhl. Seine Hände ruhten übereinandergelegt auf der Tischplatte und seine Augen wanderten wieder von einem Mitarbeiter zum anderen.
Babsi nahm beide Hände vor den Mund, und auf Kilians Gesicht breitete sich ungläubiges Staunen aus.
»Ich an deiner Stelle würde nicht hingehen. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß«, meinte Venske. »Wir halten dicht.«
»Das bringe ich nicht fertig. Ich könnte dem Oberrat nicht mehr in die Augen sehen.« Und nach einem Moment fügte er hinzu: »Und euch auch nicht.« Im Aufstehen sagte er: »Und noch etwas. Auch der Freiherr hat mich angerufen. Um mir zu versichern, er sei es nicht gewesen. Außerdem haben wir uns gestern Abend auf dem Friedhof getroffen. Er hat nichts erzählt, was uns weiterbringt. Meine Geheimniskrämerei tut mir leid. Entschuldigt bitte.«
»Natürlich«, sagte Kilian, und Babsi nickte. Venske schüttelte den Kopf, ging auf seinen Chef zu, klopfte ihm auf die Schulter und raunte: »Ist schon gut, Adi.« Konnert fühlte sich unwohl, sagte aber nichts mehr, nicht einmal ein Danke für ihr Verständnis.
Zehn Minuten später saß er beim Kriminaloberrat. Der hatte ihm aufmerksam zugehört und bestimmte danach: »Du wirst nicht zu Frau Lurtz-Brämisch gehen. Diese Angelegenheit klären wir unter uns. So weit kommt das noch, dass diese Person ein großes Theater inszeniert und meinen besten Mann auf dem Altar ihrer Eitelkeit opfert.«
Wie so oft schwieg Konnert.
»Wenn es überhaupt etwas zu bemängeln gibt, kann höchstens von einer fehlerhaften Beurteilung der Situation gesprochen werden. Das reicht nicht einmal für einen Verweis in deiner Personalakte.«
»Aber in meinem Gewissen. Ich hätte anders reagieren müssen. Karl Dreher könnte noch
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