Teuflische Stiche
weg!« Ihnen schlossen sich Passanten an, die wegen der Blockierung der Fußgängerzone verärgert waren.
Von der Wallstraße aus beobachtete Konnert das Tohuwabohu. Er hatte einen erhöhten Hauseingang gefunden und überblickte von der obersten Treppenstufe davor das Geschehen. Bei den Gegendemonstranten meinte er seinen Sohn gesehen zu haben. Ein Lächeln flog über sein Gesicht. Am Streifenwagen tauchte Hans-Gerhard Struß auf und unterhielt sich mit den Polizisten. Dann entdeckte Konnert auf der gegenüberliegenden Seite seinen Schwiegersohn in einer Gruppe, die grölend auf die PsS -Leute zustürmte. Er wollte gerade zu ihm eilen, um ihn aus dem Gewühle herauszuholen, als Alois Weis sich neben ihn stellte und mit der Bemerkung »Was für ein Theater!« ablenkte. Er schüttelte Konnert schnell die Hand, aber lange genug, als dass der Sven aus den Augen verlor.
Vor dem Lappan zerstreuten Polizisten den Menschenauflauf und bemühten sich darum, den Platz wieder für die Fußgänger freizubekommen.
»Was meinst du, Adi, hat das Ordnungsamt die Demonstration an dieser engen Stelle mit dem Hintergedanken genehmigt, sie umgehend beenden zu können, sobald die Leute die Lange Straße blockieren?«
»Darüber zerbreche ich mir nicht meinen Kopf.« Er stieg die Stufen hinunter und sagte: »Komm mit! Ich muss mit dir reden.«
***
Nick öffnete die Wohnungstür. Er sah niedergeschlagen aus.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte Venske.
»Ich hab keine Lust mehr. Immer mehr Anfälle. Unser Hausarzt hat mich in eine Spezialklinik nach Bethel bei Bielefeld überwiesen. Da bin ich schon einmal gewesen. Nie bist du da allein.«
»Ich brauche ein paar Antworten von dir. Geht das?«
Nicks Mutter kam durch den Wohnungsflur, lächelte, bat den Kommissar herein und sagte: »Fragen Sie ihn nur. Dann kommt er auf andere Gedanken.«
Sie setzten sich ins Wohnzimmer.
»Nick, wir suchen den Freiherrn immer noch. Wir fragen uns, ob er möglicherweise noch eine zweite Unterkunft hat, außer der hier im Haus. Kann es sein, dass er irgendwann einmal mit dir darüber gesprochen hat?«
»Nee, hat er nicht.« Nick betrachtete die feinen Linien des Laminats zwischen seinen Hausschuhen.
»Meinst du, er hat keine andere Bleibe oder er hat nicht mit dir darüber gesprochen?«
»Er hat mit mir nur über Bücher geredet. Mehr nicht. Das habe ich euch schon gesagt.«
Venske gab sich damit zufrieden und fragte weiter. »Du hast ja die Tote gefunden. So hat sie ausgesehen, als sie noch gelebt hat.« Venske zeigte ein Foto, das in Drehers Wohnung gefunden worden war. »Wir wissen, dass sie immer mal wieder hier übernachtet hat, auch wenn der Freiherr nicht da gewesen ist. Kannst du dich daran erinnern, ob diese Frau am Dienstag in der vergangenen Woche mit den beiden Männern in der Wohnung gewesen ist?«
»Weiß ich nicht! Hab ich dir schon gesagt.« Er überlegte. »Aber in den letzten Monaten ist sie wirklich oft hier gewesen.« Langsam hob Nick den Kopf, sah Venske an und fragte: »Im Haus behaupten die Leute, Sibelius hätte die Frau vergiftet. Stimmt das?«
»Was wir zurzeit machen, nennen wir eine Todesermittlung. Wir müssen herausfinden, wie die Frau gestorben ist. Sie kann auch aus Versehen giftige Pilze gegessen haben, und von Eck hat sie bis zu ihrem Sterben in seiner Wohnung versorgt. Es ist auch möglich, dass völlig andere Leute an ihrem Tod schuld sind.«
»Warum ist die Frau nicht ins Krankenhaus gekommen?« Nick sah wieder vor sich aufs Laminat.
»Auch das wollen wir herausfinden. Sieh dir diese Kopien an.« Er legte Bilder von Dreher und Addiksen vor ihn hin.
Nick hielt den Finger unter das Gesicht von Addiksen. »Der ist vorige Woche hier gewesen. Den anderen kenne ich nicht.«
»Noch eine Frage. Du hast in Oldenburg doch bestimmt schon die schöne Gertrud gesehen?«
Der Junge nickte nur und wartete, was nun kommen würde.
»Ist sie auch ab und zu in der Wohnung des Freiherrn gewesen?«
»Als ich heute von der Schule gekommen bin, hat sie bei ihm vor der Tür gestanden, sich dann weggedreht, sobald sie mich gesehen hat. Sie hat so getan, als wollte sie an der Wohnungstür daneben klingeln. Da wohnt die Frau mit den kurzen Beinen. Aber mich konnte sie nicht täuschen. Sie hat gar nicht geklingelt. Ich habe bei uns aufgeschlossen, bin schnell reingegangen und hab die Tür nur angelehnt. Die schöne Gertrud ist dann durch den Flur gehuscht und die Treppe runter.«
»Und früher?«
»Die ist hin und wieder hier
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