Teuflische Stiche
Überreste aus Stelzigs Grab untersucht werden. Vielleicht finden sich noch Spuren einer Gewalttat. Am besten, du setzt dich mit unserer Staatsanwältin in Verbindung, sie soll in Aachen eine Exhumierung beantragen.«
***
Die Streifenbeamten hatten den Block, in dem Karl Dreher wohnte, um 11.13 Uhr erreicht. Bei ihrem Klingeln hatte sich nichts in der Wohnung geregt und auch intensives Schlagen gegen die Tür keinen Erfolg gebracht. Ebenso wenig die Befragung der Nachbarn, ob sie Dreher an diesem Morgen schon gesehen hätten. Nachdem sie erneut geklingelt und geklopft hatten, ohne dass jemand geöffnet hätte, erkundigten sie sich über Funk bei der Einsatzzentrale: »Abrücken oder eindringen?«
»Warten«, bekamen sie zur Antwort.
Nach wenigen Minuten erreichte die beiden Beamten die Mitteilung: »Konnert kommt!«
Zeitgleich mit dem Hauptkommissar kam ein Einsatzwagen der Feuerwehr. Der Besatzung gelang es problemlos, die Wohnungstür zu öffnen. Am Ende des Flurs konnte Konnert ins Wohnzimmer sehen, in das er mit pochendem Herzen hineinlief. Karl Dreher hing weder unter der Zimmerdecke noch am Fensterkreuz und Konnert atmete auf. Aus dem Schlafzimmer rief ein Feuerwehrmann: »Hier ist niemand!« Ein Polizist war in die Küche gehetzt und kam nun mit schüttelndem Kopf zurück in den Flur. Konnert schob sich an ihm vorbei und blieb vor dem Bad stehen, bevor er die Klinke herunterdrückte und die Tür öffnete. Der dunkle, zugezogene Duschvorhang bewegte sich von dem Luftzug. Konnert riss ihn zur Seite. Dreher war auch da nicht.
Schweißperlen standen auf Konnerts Stirn, er setzte sich auf die Toilette. Nachdem er sich mehrmals durchs Gesicht gewischt hatte, ließ er seine Hände kraftlos auf die Oberschenkel fallen.
»Alles in Ordnung, Herr Kommissar?«, fragte einer der Feuerwehrmänner.
Keine Antwort.
»Adi, was ist los? Geht es dir nicht gut?« Ein Polizist trat neben ihn und berührte seine Schulter. »Du bist kreidebleich.«
Mit wackeligen Beinen erhob sich Konnert und stützte sich am Waschbecken ab. Aus der hohlen Hand trank er etwas Wasser und putzte sich mit einem Jackenärmel erneut den Schweiß von der Stirn. »Ich danke euch für den Einsatz. Sichert die Tür. Und nochmals vielen Dank.«
Damit verschwand er aus der Wohnung, versuchte, sich auf dem Weg zu seinem Wagen nichts anmerken zu lassen und fuhr langsam vom Parkplatz. Er war nicht erleichtert. Fragen wirbelten in seinem Kopf. Wo ist Karl Dreher? Lebt er? Treibt er sich auf der Suche nach Alkohol herum? Hat er irgendwo in einem Park Hand an sich gelegt? Ich hätte in der Nacht zu ihm fahren müssen, warf er sich vor.
***
»Kannst du mir sagen, wo Adi ist?« Van Stevendaal trat neben Babsis Schreibtisch und unterbrach eine Diskussionsrunde mit ihrem Team.
»Er sucht Dreher. Warum weiß ich nicht.«
»Notier dir bitte: Der Schlüssel aus der Jacke von Renate Dreher passt zum Geldbehälter, der bei Addiksen gefunden worden ist. Auf ihm sind die gleichen Fingerabdrücke, die wir auch in der Wohnung von Stelzig gefunden haben. Da liegt es nahe, dass sie von ihm sind. Das scheint mir wichtig zu sein.«
Eine junge Polizistin hakte nach: »Und Fingerabdrücke von Frau Dreher, sind die auf der Kassette?«
»Nein, nicht von ihr, aber von einer zur Zeit noch nicht identifizierten Person.«
»Sagst du uns auch noch etwas über den Inhalt?«, wollte Babsi wissen.
Der Kriminaltechniker schaute in die Runde, ließ einen Augenblick verstreichen und zog ein Blatt Papier aus dem Aktenhefter. »Eine Quittung über zweitausend Euro. Unterschrieben von Dreher und von seiner Frau und von …«
»Stelzig«, vervollständigte Babsi den Satz.
»Das stimmt mit Drehers Aussage überein, Geld von seiner Frau bekommen zu haben«, warf die junge Polizistin ein.
»Wieso hat Stelzig unterschrieben, was hat er damit zu tun?« Babsi sah van Stevendaal fragend an. »Und von Renate Dreher sind keine Fingerabdrücke auf der Kassette? Warum nicht?«
»Das herauszufinden, ist nun wieder euer Job.« Er blätterte in seinen Unterlagen. »Unter den Pilzen aus der Wohnung von Karl Dreher hat es keine giftigen Exemplare gegeben. Das bedeutet natürlich nicht, dass Dreher aus dem Schneider ist. In anderen Gläsern könnte sich sehr wohl ein Knollenblätterpilz befunden haben. Wir werden uns die leeren Behälter holen und auf Restspuren untersuchen.«
***
Zielstrebig steuerte Kriminaloberrat Wehmeyer Konnerts Büro an. Als er dessen leeren Platz sah, durchquerte
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