Teuflische Versprechen
umgehauen hat. Wenn Sie möchten, spreche ich mit ihm.«
Maria zuckte mit den Schultern. »Ich habe sowieso keine andere Wahl. Sie haben Recht, ich kann mich nicht ewig verstecken.«
»Also gut, dann ruf ich ihn gleich morgen an. Ich hoffe nur, dass ich ihn auch erreiche und er nicht wieder irgendwo unterwegs ist. Er hat mit Sicherheit einige Tipps auf Lager. Möchten Sie denn überhaupt nach Moldawien zurück?«
»Natürlich. Aber was ist, wenn Marco meiner Familie oder mir etwas antut? Bin ich denn dort vor ihm sicher?«
»Ich kann Ihre Bedenken verstehen, aber das deutsche Recht ist leider so, dass jeder, der sich illegal hier aufhält, abgeschoben wird. Und die Gesetze sind in den letzten Jahren sogar noch verschärft worden.«
»Was soll ich denn tun?«, fragte Maria unter Tränen und mit hilflosem Blick. »Ich bin doch nicht freiwillig hier …«
»Das weiß ich, das wissen Sie, aber die Polizei und vor allem die Richter interessiert das herzlich wenig. Das ist traurig, aber wahr. Es hat jedoch auch keinen Sinn, wenn wir jetzt noch lange hier rumsitzen. Ich werde mit meinem Bekannten sprechen. Möglicherweise bin ich morgen schon schlauer.« Rita Hendriks drückte ihre Zigarette aus und erhob sich. »Ich fahr wieder nach Hause und melde mich morgen. Und Sie versuchen zu schlafen. Es kann sein, dass ein paar sehr anstrengende Tage oder sogar Wochen auf Sie zukommen. Aber hier sind Sie im Moment in Sicherheit. Tschüs und Kopf hoch, ich will nämlich auch nicht, dass diese Schweine ungeschoren davonkommen.«
»Danke.«
»Für was denn? Danken Sie mir erst, wenn alles vorüber ist. Und du, Verena, pass gut auf Maria auf.«
»Keine Sorge. Wenn ich dich nicht hätte.«
»Schon gut. Ich find’s einfach zum Kotzen, wenn ich solcheGeschichten höre. Bisher hab ich von so was nur in der Zeitung gelesen. Macht’s gut.«
Verena begleitete Rita zur Tür und sagte leise: »Meinst du, es gibt eine Chance, dass sie unbeschadet aus der Sache rauskommt?«
»Gib mir einfach Zeit, ich muss das alles erst mal verarbeiten.«
»Ich lass morgen meine Praxis geschlossen, ich sag alle Termine ab. Und wenn’s sein muss, bleibe ich die ganze Woche zu Hause.«
»Du nimmst ganz schön was auf dich.«
»Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich mich wirklich um jemanden kümmern kann. Und Maria braucht Hilfe, und mir kommt die Galle hoch, wenn ich mir vorstelle, was die alles mit ihr gemacht haben. Und jetzt hau ab, du siehst müde aus. Ich kann ja morgen ausschlafen.«
»An deiner Stelle würde ich wie bisher weiter in die Praxis gehen. Du kannst nicht einfach deine Patienten versetzen. Außerdem könnte das auffallen, und du willst doch kein Risiko eingehen, oder?«
»Was meinst du damit?«
»Keine Ahnung, tu mir einfach den Gefallen. Maria muss eben in Kauf nehmen, den Tag allein hier zu verbringen. Und lass während deiner Sitzungen den Anrufbeantworter ausgeschaltet, damit ich dich immer erreichen kann.«
»Wie du meinst. Wahrscheinlich hast du sogar Recht. Ich hoffe nur, Maria spielt mit.«
Verena wartete, bis ihre Freundin ins Auto eingestiegen war, und begab sich wieder ins Wohnzimmer.
»Wir sollten jetzt am besten auch ins Bett gehen.«
»Wo soll ich schlafen?«, fragte Maria.
»Bei mir, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Außerdem solltenwir endlich dieses blöde Sie weglassen. Ich bin Verena und du Maria. Okay?«
»Okay.«
Montag, 19.50 Uhr
Was seid ihr bloß für gottverdammte Arschlöcher?! Wie konnte das passieren?«, schrie Marco Carlos und Mischa an. »Ausgerechnet Maria! Ihr wisst, wie ich normalerweise auf so was reagiere. Eigentlich wollte ich heute gar nicht herkommen, aber als ich das erfahren habe … Verdammt, verdammt, verdammt!«
»Es tut uns leid«, sagte Carlos mit Schweiß auf der Stirn und einem leichten Zittern in der Stimme. Obwohl er sich vorgenommen hatte, ganz ruhig zu bleiben, denn jeder, der sich vor Marco eine Blöße gab, musste damit rechnen, ein toter Mann zu sein, schaffte er es nicht ganz, sich unter Kontrolle zu halten, was Marco jedoch nicht wahrzunehmen schien. »Sie ist durch den Hinterausgang raus. Ich weiß auch nicht, wie sie das geschafft hat. Vielleicht hat die Boutiquenbesitzerin ihr geholfen.«
»Ach ja, wie denn? Außerdem, woher sollte die Dame wissen, dass Maria nur eine kleine Hure ist und nicht deine Freundin? Das war dilettantisch! Ihr hättet wissen müssen, dass sie nur auf eine Gelegenheit wartet, abzuhauen, schließlich habe ich es euch oft genug
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