Teuflische Versprechen
Unbekannte sagte freundlich und doch keinen Widerspruch duldend: »Setzen Sie bitte diese Brille auf.«
Kullmer betrachtete sie kurz, sie war auch an den Seiten geschlossen und hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Taucherbrille. »Damit kann ich ja gar nichts sehen.«
»Das ist auch der Sinn der Sache.«
Sie fuhren knapp eine Viertelstunde, bis das Tempo verlangsamt wurde und sie kurz darauf in der Garage stoppten.
»Da sind wir. Behalten Sie bitte die Brille auf, bis ich Ihnen sage, dass Sie sie abnehmen können.«
»Wollen Sie mir nicht Ihren Namen verraten?«, fragte Kullmer.
»Nennen Sie mich Rufus, das reicht. Kommen Sie, geben Sie mir Ihre Hand, im Haus ist es gemütlicher. Vorsicht, sechs Stufen, schön langsam gehen, wir wollen doch nicht, dass Sie sich verletzen.«
Rufus führte Kullmer durch einen Gang, der mit Teppichboden ausgelegt war. Er hörte ein paar Stimmen, die jedoch nicht aus unmittelbarer Nähe kamen, eine Tür wurde geöffnet und gleich wieder zugemacht.
»So«, sagte Rufus, »Sie können die Brille abnehmen.« Er deutete auf einen Stuhl. »Bitte.« Kullmer nahm Platz. Rufus fragte: »Einen Whiskey oder irgendwas anderes?«
»Einen Whiskey, aber nur einen kleinen.« Er sah sich um und nahm die Eindrücke in sich auf, wobei er auf jedes Detail achtete.
Rufus schenkte sich ein Glas Orangensaft und Kullmer Whiskey ein und stellte beide Gläser auf den Tisch.
»Einen kurzen Moment noch, bin gleich wieder zurück.«
Er ging nach draußen und fragte Carlos: »Ist uns jemand gefolgt?«
»Nein.«
»Ganz sicher?«
»Hundertpro.«
Rufus kam zurück und sagte: »Entschuldigung, ich musste nur einen meiner Mitarbeiter etwas fragen. Hier sind wir übrigens vollkommen ungestört. Gleich eins vorab, was immer hier besprochen wird …«
»Das brauchen Sie mir nicht zu erklären. Ich will etwas von Ihnen, und Sie bekommen dafür entsprechend Geld. Und niemand wird davon erfahren, außer Sie und ich. Richtig?«
»Das hoffe ich doch sehr. Ich habe mir erlaubt, ein paar Erkundigungen über Sie einzuholen, sicher ist sicher. Es scheint so weit alles in Ordnung zu sein. Es würde mich jedoch interessieren, was Sie beruflich machen.«
»Nichts«, antwortete Kullmer schulterzuckend. »Ich habe lange Zeit im Ausland gelebt, und als mein Bruder Konrad verstorben ist, habe ich sein Erbe angetreten, was nicht unbeträchtlich ist. Sie können natürlich auch gerne Erkundigungen über ihn einholen.«
»Und wovon haben Sie im Ausland gelebt?«, wollte Rufus alias Thorsten Hohleitner wissen.
»Geschäfte«, sagte Kullmer mit leichtem Grinsen.
»Hören Sie, ich möchte gerne wissen, mit wem ich es genau zu tun habe. Deshalb bitte ich Sie, meine Fragen etwas detaillierter zu beantworten. Wir sind nicht zum Spaß hier.«
»Verzeihung. Ich habe offensichtlich ganz gut gearbeitet, sonst hätten Sie’s rausgefunden. Ich habe eine ganze Weile inMittel- und Südamerika gelebt und mir dort geholt, was andere zu viel hatten. Die meisten Menschen dort sind schweinearm, aber es gibt auch viel zu viele von diesen superreichen Kotzbrocken, die meinen, sich hinter riesigen Mauern verstecken zu können und unantastbar zu sein. Sie glauben gar nicht, wie blöd manche von denen sind. Eine Mauer hat mich noch nie daran gehindert, jemanden auszunehmen.«
»Sie haben gestohlen?«
»Sagen wir’s so, es hat die Leute nicht unbedingt zu armen Krüppeln gemacht. Und gestohlen habe ich auch nie etwas, ich habe sie
überredet
, mir etwas abzugeben. Aber nachdem mein Bruder völlig unerwartet verstorben ist, bin ich natürlich sofort nach Deutschland zurückgekehrt. Und jetzt möchte ich eben andere Geschäfte tätigen.«
»Sie sprechen Spanisch?«
»So lala. Ich habe mich meistens auf Englisch verständigt, ich hab mich als Amerikaner ausgegeben.«
Rufus schien diese Antwort zu genügen, denn er sagte: »Ihnen ist aber klar, dass das, was Sie vorhaben, illegal ist und mit hohen Strafen belegt wird?«
»Illegaler als das, was Sie machen oder ich bisher gemacht habe?«, fragte Kullmer ungerührt zurück.
»Ich sehe, wir sprechen eine Sprache. Also gut, kommen wir zum Geschäft. Sie sagen, Sie wollen zehn bis fünfzehn Frauen. Und Sie wollen Frauen aus dem Ostblock. Warum nicht welche aus Südamerika?«
»Zu lange Transportwege, und außerdem sind die nicht ganz einfach zu handhaben. Und wirklich schöne Frauen habe ich in Südamerika nur wenige kennen gelernt, höchstens in den besseren Kreisen, aber an die kommt man
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