Teuflische Versprechen
Sorry, aber er gehört mir.«
Vukovic klopfte Bäumer kräftig auf die Schulter und sagte mit einem seltenen Anflug von Humor: »War bloß ein Spaß. Immer schön cool bleiben, okay? Nur, falls er etwas mit Evas Tod zu tun hat, direkt oder indirekt, werde ich ihn mir bei passender Gelegenheit krallen, und dann gnade ihm Gott. Denn ich wette, dass er noch morgen Abend wieder hier rausspaziert, ganz gleich, wie hart du ihn auch rannimmst. Denk an meine Worte. Und jetzt fahr ich heim, schlafen. Solltet ihr übrigens auch machen.«
Durant nahm ihre Tasche, verabschiedete sich von den noch Anwesenden und fuhr nach Hause. Vukovic hatte Recht, sie musste morgen fit sein.
Sonntag, 17.00 Uhr
Bergers Büro. Lagebesprechung.
Die Beamten besprachen ein letztes Mal ausführlich jedes Detail der in gut fünf Stunden beginnenden Razzien. Noch waren die Einsatzleiter der SEKs nicht informiert worden, um auch die letzte Möglichkeit auszuschließen, dass Leonhardt oder Hohleitner oder wer auch immer von einem Maulwurf gewarnt werden könnte. Außerdem hätte dies Kullmer in unnötige Gefahr gebracht, der zwar eingeweiht war, aber bei dem letzten Telefonat vor wenigen Minuten sehr ruhig und gelassen gewirkt hatte. Dr. Vermeer hatte am frühen Nachmittag von Richter Schultheiss den Durchsuchungsbeschluss in dreifacher Ausfertigung abgeholt, auch wenn Bad Homburg nicht in den Zuständigkeitsbereich der Frankfurter Kripo fiel, doch dies war im Augenblick das geringste Problem.
Je weiter die Zeit voranschritt, desto ungeduldiger wurdenJulia Durant und ihre Mitstreiter. Selbst Claudia Vermeer ließ sich davon anstecken und bat ihre Freundin um eine Zigarette (normalerweise rauchte sie höchstens einmal eine in Gesellschaft), um die Nervosität in den Griff zu bekommen.
Am Mittag war Durant noch einmal bei ihrem Vater und Maria gewesen, hatte mit ihnen zusammen gegessen und ihnen von dem Vorhaben am Abend erzählt. Sie hatte sich mit Maria über Simoneit unterhalten, den diese nur unter dem Decknamen Pietro kannte. Maria ließ sich nicht gehässig über ihn aus, eher im Gegenteil. Sie sagte, dass Simoneit zu den wenigen gehöre, der die Frauen und Mädchen anständig behandle.
Gegen fünfzehn Uhr fuhr Durant ins nahe gelegene Präsidium, wo sie sich lange und ausführlich mit Berger, Hellmer und Seidel unterhielt, wobei Doris Seidel von allen am nervösesten war, kein Wunder, würde sich Kullmer doch schon in Kürze in der Höhle des Löwen aufhalten. Kurz nach sechzehn Uhr stießen Müller und Vukovic dazu, gegen siebzehn Uhr schließlich noch Bäumer und Claudia Vermeer.
Um neunzehn Uhr dreißig rief Müller die Einsatzleiter des SEK an und bat sie in sein Büro. Dort erklärte er ihnen, dass um Punkt einundzwanzig Uhr fünfundvierzig fünfzig Männer des Spezialeinsatzkommandos bereit sein sollten, allerdings sei der Einsatz derart geheim, dass die Zielobjekte erst dann bekannt gegeben würden.
Zur gleichen Zeit informierten Durant und Hellmer telefonisch mehrere Journalisten, um ihnen zu sagen, sie sollten sich gegen halb zehn vor dem Haupteingang des Präsidiums einfinden und dort warten, bis man ihnen ein Zeichen gebe. Sie verlangten von den Reportern lediglich, im Vorfeld mit niemandem, auch nicht mit ihren Vorgesetzten darüber zu sprechen.
Um einundzwanzig Uhr fünfundvierzig gab Müller den Einsatzleitern die jeweiligen Adressen und sagte: »Wir schlagenzeitgleich um exakt zweiundzwanzig Uhr zwanzig zu. Alle Personen werden vorläufig festgenommen. Bei Widerstand ist Gewaltanwendung erlaubt, Frauen ausgenommen. Ab sofort herrscht absolutes Funkverbot, bis ich um zweiundzwanzig Uhr zwanzig den Startschuss gebe. Auf gutes Gelingen!«
Alle Beamten außer Vukovic und Hellmer, die das SEK nach Bad Homburg begleiteten, fuhren in drei Zivilfahrzeugen zu der alten Villa in der Nähe des Museumsufers. Sie parkten zusammen mit den Einsatzwagen des SEK fünf Minuten in zwei Seitenstraßen, bis Müller über Funk das Kommando gab.
Sonntag, 20.00 Uhr
Parkhaus Hauptwache.
Kullmer wurde vor dem Eingang von einem bulligen blonden Mann angesprochen und gebeten, in seinen Wagen einzusteigen. Er musste wieder die undurchsichtige Brille aufsetzen. Während der Fahrt wurde kein Wort gewechselt. Der Blonde hatte eine CD von Metallica eingelegt und die Lautstärke hochgedreht, dass Kullmer fast die Ohren platzten.
Um Viertel nach acht durfte er die Brille wieder abnehmen und stand Hohleitner und einem andern Mann gegenüber.
»Hallo.
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