Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische Versprechen

Teuflische Versprechen

Titel: Teuflische Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
und fuhr Hans zurück zum Haus. »So, und jetzt verschwinde, ich wollte eigentlich schon längst im Bett liegen.«
    Hans verließ das Auto wortlos, ging zu seinem Wagen und fuhr ihn in die Garage. Er hatte zum ersten Mal richtige Angst, aber es gab niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte, nicht einmal mit seiner Frau. Er hatte sich auf ein Spiel eingelassen, von dem er bis vor wenigen Stunden überzeugt gewesen war, es kontrollieren zu können. Dabei waren es die andern, die längst die Kontrolle über ihn hatten, bevor er überhaupt eingestiegen war. Und nun war es zu spät. Und er würde weiter mitspielen, allein schon, um seine Familie zu schützen. Und auch sich selber. »Denk positiv, schon bald wirst du ganzoben stehen, und dann hast du die Kontrolle«, redete er sich leise Mut zu, während er mit müden Schritten ins Haus ging.

Donnerstag, 7.30 Uhr
    Verena Michel hatte ausgiebig geduscht und nach dem Ankleiden nur eine Tasse Tee und eine trockene Scheibe Toastbrot gegessen. Sie hatte keinen Hunger und schon gar keinen Appetit. Dennoch sagte sie sich, sie dürfe sich nichts anmerken lassen, sollte sie doch jemand beobachten. Sie verließ ihr Haus um Punkt halb acht und ging zu ihrem Wagen. Ihr Herz schlug schnell, doch sie versuchte ihr Unbehagen zu unterdrücken und so zu tun, als hätte es den gestrigen Abend gar nicht gegeben. Eine Nachbarin, die wie jeden Morgen um diese Zeit mit ihrem Hund Gassi ging, grüßte sie freundlich, und sie erwiderte den Gruß. Sie kannten sich, wechselten hier und da ein paar Worte auf der Straße, doch mehr als dieser oberflächliche Kontakt war nie zustande gekommen. Nun wünschte sie sich, mit dieser netten alten Dame zu plaudern, sie zu fragen, ob sie nicht Lust habe, einmal zum Kaffee vorbeizukommen. Stattdessen stieg sie ein, startete den Motor und fuhr aus der Garage. Sie stellte das Radio lauter als gewöhnlich, um sich abzulenken. Immer wieder warf sie einen unauffälligen Blick in den Rückspiegel, ob ihr auch niemand folgte, doch sie konnte nichts erkennen. Um zwei Minuten nach acht schloss sie die Tür zu ihrer Praxis auf. Sie schaute sich ausgiebig in den Räumen um, aber alles lag noch so an seinem Platz, wie sie es gestern hinterlassen hatte. Zum ersten Mal an diesem Morgen wich die Beklemmung, sie holte einmal tief Luft, sah auf den Anrufbeantworter, keine neuenNachrichten. Ihre erste Sitzung begann um neun. Sie kochte sich eine Kanne Tee, legte die Unterlagen der Patientin auf den Schreibtisch und wählte aus einem unerklärlichen Impuls heraus die Nummer der Kanzlei, in der Rita Hendriks bis gestern tätig gewesen war. Noch war keiner da. Sie sprach auf den Anrufbeantworter und bat Rita um einen Rückruf. Nachdem sie aufgelegt hatte, lehnte sie sich zurück und war noch erleichterter als zuvor. Sie werden denken, ich wüsste noch nichts von Ritas Tod, ja, das werden sie. Gut gemacht, Verena.

Donnerstag, 8.45 Uhr
    Polizeipräsidium. Lagebesprechung.
    Julia Durant kam als letzte ins Büro, Hellmer war in ein Gespräch mit Berger vertieft, während Kullmer und Seidel sich im Nebenzimmer unterhielten. Sie warf ihnen einen kurzen Blick zu und sagte: »Wie war die Nacht?«
    »Wir hätten uns das auch sparen können. Totenstille.«
    »Sorry, aber es hätte ja immerhin sein können, dass …«
    »Laber nicht so viel, abgehakt. Sie hat um halb acht das Haus verlassen und ist in die Myliusstraße gefahren. Was arbeitet die denn?«
    »Psychologin. Kommt ihr mit rüber, damit wir gleich anfangen können?«
    »Morgen«, begrüßte sie Berger und Hellmer, zog ihre Jacke aus und hängte ihre neue Handtasche über den Stuhl.
    »Guten Morgen«, wurde sie von Berger ungewohnt ernst empfangen, als wäre er immer noch sauer oder enttäuscht wegen ihres Verhaltens am Vorabend. »Dann lassen Sie uns gleich anfangen.«
    »Einen kurzen Augenblick noch, ich muss nur mal schnell rüber in mein Büro, bin in einer Sekunde wieder zurück.«
    Sie ging zu ihrem Telefon, um nachzusehen, von welchem Apparat die beiden Anrufe in Abwesenheit gekommen waren. Es war ein und dieselbe Nummer, Durant schrieb sie auf. Eine Nummer aus der Innenstadt, den ersten Ziffern nach zu urteilen. Sie tippte sie ein, und eine weibliche Stimme meldete sich mit »Kanzlei Knoblauch und Hendriks, Zimmermann«. Sie legte schnell wieder auf und begab sich zurück zu den andern und setzte sich.
    Nachdem alle Platz genommen hatten, nur Hellmer blieb wie bei den meisten Besprechungen an den Türrahmen gelehnt

Weitere Kostenlose Bücher