Teuflische Versprechen
Denk mal so dreieinhalb Jahre zurück und an die Erfahrungen, die wir da gemacht haben. Ich will so was nicht noch mal erleben. Ich werde mit Maria reden und mir ihre Geschichte anhören, und dann sehen wir weiter. Mir ist natürlich klar, dass wir die Staatsanwaltschaft nicht ganz außen vor lassen können, aber wir müssen ihnen ja auch nicht alles auf die Nase binden, was wir in Erfahrung bringen. Das nur nebenbei. Frank und ich werden uns in der Kanzlei umsehen und die Mitarbeiter befragen. Dazu will ich alles über die Hendriks und über Zaubel wissen, das heißt, wir brauchen die komplette Vita von beiden. Ich kannte ihn zwar, aber das letzte Mal, dass wir uns gesehen haben, liegt bestimmt schon ein Jahr zurück. Er hat mich vor ein paar Monaten mal angerufen und zum Essen eingeladen, aber da hatte ich keine Zeit. Mich interessiert vor allem, was er in letzter Zeit so getrieben hat, an was er dran war und so weiter. Meint ihr, wir kriegen das hin?«
»Du verlangst viel«, sagte Seidel und kaute auf der Unterlippe. »Aber verdammt noch mal, ja, wir kriegen das hin. Das Problem ist nur, wir könnten dabei in ein Wespennest stechen, wenn wir’s nicht schon getan haben.«
»Wir sind doch berühmt dafür«, bemerkte Hellmer grinsend. »Gehen wir’s an.«
»Frau Durant«, sagte Berger, beugte sich nach vorn und spielte mit einem Kugelschreiber, »Ihr Engagement in allen Ehren, aber wenn es wirklich um großangelegten Menschenhandel geht, können wir das unmöglich allein bewältigen. Es gibt nun mal klar abgesteckte Kompetenzbereiche, und die Kollegen aus den zuständigen Abteilungen werden alles andere als erfreut sein, wenn wir uns in deren Angelegenheiten mischen. Außerdem dürfen wir nicht alle unsere Kollegen über einen Kamm scheren. Die meisten reißen sich den Arsch auf, auch wenn’s oft nichts bringt, und stehen zu ihrem Versprechen, dem Gesetz zu dienen. Das wollte ich nur mal gesagt haben, bevor hier der Eindruck entsteht, bei der Polizei sind alle korrupt, nur wir nicht. Schwarze Schafe gibt es überall, aber noch sind sie nicht in der Überzahl.«
»Das habe ich doch gar nicht behauptet, ich will lediglich verhindern, dass andere Kollegen zu früh eingeweiht werden. Sorry, wenn ich mich in meiner Wortwahl vergriffen habe. Aber vorerst ermitteln wir in zwei unabhängigen Mordfällen, mehr nicht«, entgegnete Durant lächelnd, woraufhin Berger sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
»Mit dem Kopf durch die Wand, wie immer. Aber gut, hören Sie sich an, was diese Maria zu sagen hat, danach entscheiden wir über die weitere Vorgehensweise. Wir können unmöglich vor der Staatsanwaltschaft plausibel begründen, dass wir mit fünf Leuten zwei Mordfälle bearbeiten. Wir brauchen zusätzliche Kräfte …«
»Ich weiß«, fuhr ihm Durant ins Wort, »aber diese Leute werden mit Routineaufgaben betraut, wie zum Beispiel Nachbarn befragen, ob die irgendwas bemerkt haben, sie werden Telefondienst machen und so weiter und so fort. Das eben Besprocheneaber bleibt vorläufig unter uns. Erst wenn ich sichergehen kann, dass auf diese Kollegen Verlass ist, werden sie eingeweiht. Wenn es sein muss, nehme ich diese Entscheidung auf meine Kappe.«
»Das können Sie gar nicht, das wissen Sie so gut wie ich. Ich bin Kommissariatsleiter, und am Ende bleibt doch alles an mir hängen. Aber das soll nicht Ihr Problem sein. Noch Fragen oder Anmerkungen? Wenn nicht, ist die Besprechung hiermit beendet. Ich erwarte Sie um siebzehn Uhr wieder hier, und sollte irgendetwas dazwischenkommen, lassen Sie es mich rechtzeitig wissen.«
Durant, Seidel und Kullmer erhoben sich, Durant zog ihre Jacke über und gab Hellmer mit dem Kopf ein Zeichen. Zusammen mit den andern begaben sie sich zu ihren Dienstwagen, wechselten noch ein paar Worte miteinander und fuhren dann nach Hattersheim.
Donnerstag, 10.05 Uhr
Nadine hatte mit Maria gefrühstückt und saß noch mit ihr am Tisch, als Frank Hellmer und Julia Durant hereinkamen.
»Hi«, sagte Nadine und umarmte Durant, »auch von mir alles, alles Liebe und Gute zum Geburtstag.«
»Danke, aber …«
»Was immer du sagen willst, ich höre es gar nicht. Ihr wollt bestimmt mit Maria sprechen. Wir sind gerade mit dem Frühstück fertig. Geht ihr in dein Arbeitszimmer?«, fragte sie ihren Mann.
»Hatten wir vor.«
»Kommen Sie«, wandte sich Durant an Maria, »umsoschneller haben wir’s hinter uns.« Maria erhob sich und folgte Durant und Hellmer in den ersten Stock.
»Nehmen Sie
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