Teuflische Versprechen
stehen, begann Berger: »Der gestrige Tag ist sicher anders gelaufen, als wir uns alle das vorgestellt hatten, besonders Frau Durant, aber wir sind nun mal in erster Linie dem Gesetz verpflichtet, und da haben alle privaten Dinge hintanzustehen. Ich habe vor einer halben Stunde die ersten Ergebnisse der KTU sowie der Rechtsmedizin erhalten, die alles andere als ermutigend klingen. Fangen wir mit Dietmar Zaubel an. Prof. Bock und Prof. Morbs haben die Autopsie vorgenommen. Demzufolge wurde er durch einen einzigen gezielten Stich ins Herz getötet und, den Fotos nach zu schließen, auf die Parkbank gesetzt, um ihn wie jemanden aussehen zu lassen, der ein Nickerchen hält oder seinen Rausch ausschläft, aber das haben wir ja bereits gestern besprochen.«
»Moment«, wurde er von Hellmer unterbrochen, »soll das heißen, er wurde umgebracht und erst danach auf die Parkbank gesetzt?«
»Das lässt sich nicht genau sagen, aber wie es aussieht, ist Fundort gleich Tatort. Die bislang gesicherten Spuren sind, um es kurz zu machen, nicht oder kaum verwertbar. Das Gleiche gilt für den Mord an Rita Hendriks, die von Dr. Sieversund Dr. Maier obduziert wurde. Als Todesursache wird Tod durch Strangulieren attestiert, allerdings weist ihr Körper zahlreiche, zum Teil großflächige Hämatome, mehrere Rippenbrüche, eine gebrochene Nase und Schnittwunden auf. Fingerabdrücke einer uns bekannten Person konnten an der Toten nicht festgestellt werden, da der Täter bei Frau Hendriks mit allergrößter Wahrscheinlichkeit Handschuhe getragen hat, wie Lederpartikel belegen. Die Spurenauswertung sowohl der KTU als auch der Rechtsmedizin läuft noch in beiden Fällen, die endgültigen Ergebnisse werden wir voraussichtlich erst morgen oder übermorgen erhalten. Nur eins noch zu Frau Hendriks. Unsere Leute haben bei ihr mehrere Päckchen Kokain sichergestellt, und sie scheint auch dem Alkohol gegenüber nicht abgeneigt gewesen zu sein, wie ihre Bar beweist. Ich denke aber, dass das mit dem Mord nichts zu tun hat, sonst hätte der Täter den Stoff wohl mitgenommen. So, nun Ihre Berichte. Wer möchte beginnen?«
Kullmer schlug die Beine übereinander und sagte: »Ja, ich hab dem eigentlich nicht viel hinzuzufügen. Als wir an den Tatort kamen, sah es tatsächlich so aus, als würde Zaubel schlafen. Der Mann, der ihn gefunden hat, hat uns sofort verständigt. Er hat Zaubel angefasst, weil es ihm merkwürdig vorkam, dass einer wie er im November auf einer Bank sitzt und scheinbar schläft, und hat dabei bemerkt, dass er tot ist. Laut Dr. Sievers dürfte der Tod zwischen achtzehn Uhr dreißig und neunzehn Uhr eingetreten sein, also zu einer Zeit, als sich in der Innenstadt und auch in der Taunusanlage noch zahlreiche Menschen aufgehalten haben. Unsere erste Vermutung, dass es sich bei dem Täter um einen aus der Drogenszene handeln könnte, kann mit größter Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Der wäre nicht so subtil vorgegangen. Doris und ich sind später zu Zaubels Wohnung in Berkersheim gefahren. DieTür war nur angelehnt, vom Schlüssel fehlt jedoch jede Spur. Mitgenommen wurden die Festplatte vom PC sowie sämtliche Disketten und CDs. Was sonst noch fehlt, können wir noch nicht sagen. Wir brauchen seine Vita, ob es irgendwelche Verwandte gibt et cetera, denn er hat, wie es aussieht, alleine gewohnt. Wir haben zwar ein Foto gefunden, das ihn zusammen mit einer Frau und drei Kindern zeigt, doch ob es sich dabei um seine Frau und seine Kinder handelt, entzieht sich bis jetzt noch unserer Kenntnis. Das Haus liegt in einer reinen Wohnsiedlung, wo, wie nicht anders zu erwarten, keiner etwas Auffälliges bemerkt hat. Wir konnten jedoch nicht alle Nachbarn befragen, das holen wir aber heute nach. Offensichtlich wurde gezielt nach dem Computermaterial gesucht, und da Zaubel ein bekannter Journalist war, besteht immerhin die Möglichkeit, dass sein Tod mit seiner beruflichen Tätigkeit zusammenhängt. Aber das ist nur eine Vermutung von Doris und mir, der Mord kann auch einen ganz anderen Hintergrund haben. Wir werden uns jedenfalls gleich nach der Besprechung beim Hessischen Rundfunk nach ihm erkundigen, die können uns bestimmt etwas über ihn sagen. Mehr gibt’s im Augenblick noch nicht zu berichten.«
Durant wartete, bis Kullmer geendet hatte, und meldete sich dann zu Wort. »Also erstens, Zaubel war nie verheiratet, und zweitens, er hat sich nur an die brisanten Themen rangewagt. Der war so ein richtiger Haudegen, der kein Risiko
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