Teuflische Versprechen
war er zum ersten Mal in eine Dimension vorgedrungen, die er eigentlich niemals sehen wollte. Zwei Menschen ermordet, und wie er Carlos und Mischa kannte, waren sie bestimmt nicht zimperlich vorgegangen. Während er wie benebelt durch die Stadt fuhr und schließlich in die Straße kam, in der er wohnte, dachte er nach, wie er heil aus dieser Sache rauskommen konnte. Am liebsten wäre er ausgestiegen, am liebsten hätte er sich aus der Politik zurückgezogen, um wieder als Geschäftsführer in der Wurstfabrik seiner Frau zu arbeiten. Bisher hatte er mit Mord noch nie etwas zu tun gehabt, nicht indirekt und schon gar nicht direkt. Und nun auf einmal war er in zwei Morde verstrickt, wie Marco alias Ulrich ihm deutlich zu verstehen gegeben hatte. Hans verfluchte sein Leben, seine Gier, dass er sich überhaupt auf die fatalen Versprechungen von Ulrich eingelassen hatte. Er war in Gedanken versunken, als er nach links in die Garageneinfahrt einbiegen wollte, und sah erst in letzter Sekunde einen schwarzen BMW ihm den Weg versperren. Hätte er jetzt gehupt, wären womöglich seine Frau und einige der Nachbarn geweckt worden, also stieg er aus, um den Fahrer zu bitten, die Einfahrt frei zu machen. Noch bevor er an das Fenster klopfen konnte, wurde es heruntergelassen, und er blickte in das Gesicht von Rufus alias Thorsten.
»Steig ein, ich hab mit dir zu reden.«
»Was machst du denn um diese Zeit hier?«
»Los, steig schon ein, ich hab nicht ewig Zeit. Oder soll ich dir etwa auch noch die Tür aufhalten?«
Hans ging um den Wagen herum und stieg ein. Thorsten fuhr ein paar Straßen weiter und in einen Feldweg. Er machte den Motor aus und drehte sich zu Hans.
»Ulrich erwartet dich morgen um Punkt zehn in seinem Büro. Ich würde dir raten hinzugehen.«
»Was soll das?«
»Hör zu, ich erklär dir ein paar Details, die du vielleicht noch nicht bedacht hast. Wir sind mächtig, sehr mächtig und können jeden, aber auch wirklich jeden wie eine Wanze zertreten. Ich hoffe, du verstehst mich.«
»Willst du mir drohen?«, fragte Hans, dem schon wieder der Schweiß ausgebrochen war, weil er genau wusste, worauf Thorsten hinauswollte.
»Du solltest wissen, dass wir nicht drohen, sondern handeln, wenn es nötig ist«, sagte Thorsten kalt. »Und du weißt auch, wem du dein Ansehen und deinen Wohlstand zu verdanken hast. Ich meine, ohne dein liebes Weib wärst du nur ein armseliger Angestellter mit einem mickrigen Gehalt. Aber irgendwann hat sie sich in dich verliebt, ihr habt geheiratet und habt drei entzückende Kinder. Wie alt ist Jasmin? Fünfzehn? Aber ohne Ulrich hättest du nie den Sprung aus deinem eintönigen Leben geschafft, das geht nur mit Protektion. Keiner schafft es von allein, das solltest du dir gut einprägen.«
»Aber …«
»Lass mich ausreden. Dein Töchterlein ist fünfzehn, und du vögelst mit Mädchen, die nur unwesentlich älter sind als sie. Was immer heute Abend auch passiert ist, es hat dir am Arsch vorbeizugehen, kapiert? Du wirst weiter deine Aufgaben erledigen wie bisher und dir vor allem nichts anmerken lassen, denn du hängst voll mit drin. Und wenn du meinst, ich würde nicht sehen, wie du schwitzt«, er lachte kurz auf, »dann hast du dich getäuscht. Ich bin der Profi in diesem Geschäft, und wer sich nicht professionell verhält, ist raus. Und was das bedeutet, weißt du. Noch Fragen?«
»Warum droht ihr mir? Was habe ich euch getan?«, fragte Hans mit zittriger Stimme.
»Ich wiederhole mich nur ungern, aber wir handeln, bevor wir drohen«, sagte Thorsten kalt und emotionslos. »Wer wie du erst einmal hinter die Kulissen geschaut hat, für den gibt es kein Zurück mehr. Und du willst doch sicherlich nicht, dass dein schönes, beschauliches Leben völlig aus den Fugen gerät. Denk an dein liebes Frauchen und an deine Kinder. Dein Leben und das deiner Familie liegt allein in deinen Händen. Ich bin nur dazu da, aufzupassen, dass du auch in der Spur bleibst. Alles andere kümmert mich so viel wie ein Kuhfurz. Also, wir sehen uns morgen bei Ulrich, er hat dir noch einiges zu sagen. So, du bist entlassen und darfst dein Weib beglücken, falls du dazu überhaupt noch in der Lage bist.«
»Ich habe doch schon gesagt, dass ich hinter euch stehe«, erwiderte Hans, der die letzten Worte gar nicht mehr mitbekommen zu haben schien.
»Menschen sagen viel, auch du, wenn du deine verlogenen Reden schwingst. Ich bin nur dazu da, hin und wieder eine Überprüfung vorzunehmen.« Er startete den Motor
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