Teuflische Versprechen
verheiratet und hat zwei Kinder, deshalb weiß ich es«, sagte sie schnell, wobei sie leicht errötete.
»War auch nur eine Frage.« Aber vielleicht hast du ja was mit ihm, kein Wunder, wie du aussiehst, dachte Durant, jung und attraktiv. Hoffentlich bereust du das nicht eines Tages, Kleines. »Wir wollen Sie jetzt nicht länger aufhalten. Wiedersehen.«
»Warten Sie, heute Morgen hat eine Freundin von Frau Hendriks eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen …«
»Wie heißt diese Freundin?«, fragte Durant, der ein Stein vom Herzen fiel, denn sie meinte die Antwort bereits zu kennen.
»Frau Michel, Verena Michel. Sie ist Psychotherapeutin und war auch schon ein paar Mal hier. Soll ich ihr mitteilen, dass Frau Hendriks …«
»Nein, lassen Sie uns das übernehmen. Wo finden wir diese Frau Michel?«
»Warten Sie, ich gebe Ihnen die Adresse und die Telefonnummer.«
Regina Zimmermann reichte Durant den Zettel, diese warf einen Blick darauf und bedankte sich. Regina Zimmermann sah den Beamten nach, stand auf, ging zu Rita Hendriks’Bürotür und strich mit einer Hand darüber, als wollte sie sich auf diese Weise von ihrer ehemaligen Chefin verabschieden. Sie blieb einen Moment stehen und begab sich wieder zu ihrem Platz, als das Telefon klingelte.
»Ja, einen Moment, ich stelle durch.« Und nachdem Knoblauch abgehoben hatte: »Für Sie, ist dringend.«
»In Ordnung.«
Sie legte den Hörer wieder auf, lehnte sich zurück und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Da waren zu vieleGedanken auf einmal, die sie erst sortieren musste. Manche dachten, auch bei Rita Hendriks hatte sie das Gefühl gehabt, sie hätte eine Affäre mit Knoblauch, aber außer einem hier und da geführten belanglosen verbalen Geplänkel war nie etwas zwischen ihnen gewesen. Sie hatte einen Grundsatz, und der hieß, nie etwas mit verheirateten Männern anfangen, das bringt nur Unglück. Sie ließ den gestrigen Tag Revue passieren, den Vormittag, als Rita Hendriks sie fast flehentlich um eine Zigarette gebeten hatte. Was war mit ihr los gewesen? Und über was hatte sie mit Knoblauch gesprochen? Nur äußerst selten hatte sie die Tür zugemacht, wenn die beiden sich unterhalten hatten, da Regina Zimmermann ohnehin über alle Fälle Bescheid wusste. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als die Tür aufging und der kleine dicke Mann herauskam, einer jener Typen, der nichts unversucht ließ, das Finanzamt zu betrügen. Sie mochte ihn nicht, aber er war einer der besten Klienten von Knoblauch. Er verabschiedete sich wie immer mit einem geifernden Blick auf ihre Brust und einem »Bis bald und schönen Tag noch«.
»Ihnen ebenfalls«, sagte sie nur und wollte sich schon wieder ihrer Arbeit widmen, als Knoblauch aus seinem Büro kam.
»Was wollte die Polizei von Ihnen?«, fragte er und ließ seine Hände über einen Aktenordner gleiten.
»Nichts weiter. Sie haben mir Fragen gestellt, aber ich konnte ihnen nicht weiterhelfen. Mein Gott, ausgerechnet Frau Hendriks. Das muss doch auch für Sie sehr schlimm sein, oder?«
»Tja, es ist ein herber Verlust, aber das Leben ist manchmal grausam. Ich habe Rita sehr gemocht, wir waren Freunde. Wenn ich nur geahnt hätte …« Er hielt mitten im Satz inne, schaute auf die Uhr und fuhr fort: »Ich habe gleich einen Terminund werde heute nicht mehr in die Kanzlei kommen. Sie können, wenn Sie möchten, früher Schluss machen. Ich denke, nach dieser Nachricht brauchen auch Sie etwas Ruhe. Wenn Sie nur bitte die drei Termine noch kurz absagen würden, wäre ich Ihnen dankbar.«
»Danke. Und das mit den Terminen erledige ich gleich.«
»Keine Ursache. Vergessen Sie aber bitte nicht, die Rufumleitung einzuschalten, damit ich eingehende Gespräche auf meinem Handy entgegennehmen kann. Bis morgen dann, und erholen Sie sich gut.«
Regina Zimmermann sah ihrem Chef nach, bis die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, lehnte sich zurück und zündete sich eine Zigarette an.
Donnerstag, 12.45 Uhr
Durant und Hellmer warteten schweigend im Treppenhaus auf den Aufzug, und als dieser mit einem Ruck hielt und die Tür aufging, fragte Durant: »Wie ist dein Eindruck von Knoblauch?«
»Keine Ahnung, ich kann’s nicht sagen. Diese Rechtsverdreher sind mir sowieso suspekt. Ist wohl eine Berufskrankheit. Und deiner?«
»Schwer zu beschreiben. Er gab sich zwar betroffen, doch irgendwie kauf ich ihm das nicht ab, frag mich aber um Himmels willen nicht, warum. Angeblich war die Hendriks eine sehr gute
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