Teuflische Versprechen
überdimensionales Gemälde aus unzähligen Farben hing an der Wand, mit denen der Künstler sicherlich etwas ausdrücken wollte, doch was, das wusste vermutlich nur er selbst. Der Schreibtisch war aufgeräumt, der Fußboden gesaugt, alles war frisch geputzt, beinahe hygienisch rein, selbst der Aschenbecher erweckte nicht den Anschein, als ob er in der letzten Zeit benutzt worden wäre. Der leichte Geruch von Möbelpolitur hing noch in der Luft. Das ungewöhnlich grelle Licht der Novembersonne durchflutete den Raum. Hellmer nahm den Hörer ab und drückte die Wahlwiederholung.
»Schau mal hier«, sagte er und deutete auf das Display. »Deine Durchwahl. Sie hat versucht bei dir anzurufen.«
»Das weiß ich längst«, erwiderte sie leicht gereizt und zog eine Schreibtischschublade heraus, in der sich nichts als Akten befanden. Auch in den andern war nichts, das sie im Moment weiterbringen würde.
»Na ja, das heißt aber, dass sie danach mit niemandem sonstmehr telefoniert hat. Sie hat wahrscheinlich auf deinen Rückruf gewartet.«
»Verdammt noch mal, das weiß ich auch! Warum musstet ihr auch diese blöde Feier für mich veranstalten?! Ich wollte keine, aber …«
»Jaja, gib uns ruhig die Schuld. Keiner von uns konnte doch ahnen, dass …«
»Sie hatte Angst, Frank. Die Hendriks muss tierische Angst gehabt haben. Hört sich jetzt vielleicht bescheuert an, aber sie hat sich an Zaubel gewandt, weil sie nicht wusste, mit wem sie sonst über Maria sprechen konnte, und der hat ihr meine Nummer gegeben. Er hat ihr wahrscheinlich gesagt, ruf die Durant an, die kenn ich und … Warum nur hat diese blöde Kuh Berger nicht gesagt, was sie auf dem Herzen hatte.«
»Vielleicht, weil Zaubel ihr geraten hat, nur mit dir zu sprechen.«
Durant holte tief Luft, zündete sich eine Zigarette an und stellte sich zu Hellmer. »Kann sein, er hatte jedenfalls nicht viel Vertrauen in die Polizei und unser Rechtssystem an sich … Warum ist das gestern alles so schief gelaufen? Ich feiere ausgelassen meinen Geburtstag, während ein paar Straßen weiter eine Frau bestialisch abgeschlachtet wird. Es hätte verhindert werden können.«
Hellmer legte beide Hände auf die Schultern seiner Kollegin und sagte eindringlich: »Vielleicht, aber auch nur vielleicht. Ich bezweifle, dass sie, selbst wenn sie dich erreicht hätte, dir gleich am Telefon alles erzählt hätte. Ich gehe eher davon aus, dass sie einen Termin ausmachen wollte, um sich mit dir zu treffen. Ich bin sicher, wer immer sie auf dem Gewissen hat, er wäre dir so oder so zuvorgekommen. Da verwette ich meinen Arsch drauf. Wir haben die Feier für dich vorbereitet, und selbst wenn du sie zurückgerufen hättest, gestern hättest dudich bestimmt nicht mehr mit ihr getroffen. Mensch, Julia, das war eben ein saudummer Zufall, und Berger trifft dabei keinerlei Schuld. Er hat dir, wie’s eben so üblich ist, eine Nachricht auf den Schreibtisch gelegt, mehr konnte er nicht tun. He, der steckt das auch nicht so leicht weg, wie du vielleicht denkst.«
»Ist ja schon gut. Es hat gestern eben alles gegen sie gesprochen, und es lässt sich nun mal nicht mehr rückgängig machen. Sie war noch relativ jung, weiß Gott noch kein Alter zum Sterben. Gehen wir. Wir werden hier nichts finden, was uns weiterbringt.«
»Sollten wir nicht doch lieber das Büro versiegeln und später noch mal in Ruhe alles absuchen?«
»Was versprichst du dir davon?« Und im Flüsterton: »Sollte der Mörder freien Zugang zur Kanzlei haben, dann hat er mit Sicherheit längst alles verschwinden lassen, was auf seine Identität hindeutet. Es bringt nichts, glaub mir.«
»Wenn du es sagst. Frau Zimmermann, das Büro von Frau Hendriks bitte vorerst möglichst nicht betreten. Richten Sie das bitte auch Dr. Knoblauch aus. Ich schau morgen noch mal vorbei.«
»Kein Problem.«
»Wiedersehen, und sollte noch was sein, hier ist meine Karte. Ach, bevor ich’s vergesse, eine Frage noch. Wie war das Verhältnis zwischen Dr. Knoblauch und Frau Hendriks?«
»Sehr gut. Sie waren befreundet, aber nicht, wie Sie vielleicht denken. Eben Freunde, die glaub ich keine Geheimnisse voreinander hatten. Erst gestern Morgen wieder hat sie ihn zu sich gebeten, weil sie etwas mit ihm zu besprechen hatte. Sie wissen ja, wie das unter Freunden ist, einer hat was auf dem Herzen, und der andere hört zu und gibt Ratschläge. Aber sonst war nie was zwischen ihnen.«
»Das wissen Sie so genau?«, fragte Durant.
»Dr. Knoblauch ist
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