Teuflische Versprechen
Freundin und ein wunderbarer Mensch, doch wie er sich verhalten hat … Der ist irgendwie aalglatt. Und jetzt, nachdem wir mit der Zimmermann gesprochen haben, fühle ich mich darin bestätigt.«
»Und was meinst du damit konkret?«
»Es ist nichts Konkretes, höchstens seine Mimik, seine Gestik, seine Körperhaltung und so weiter. Und jetzt du.«
»Er hat von Anfang an in der Vergangenheit geredet. Das ist nicht normal, in der Regel vermischen sich Gegenwart und Vergangenheit noch, wenn man gerade erfährt, dass eine gute Freundin umgebracht wurde. Das hat mich ein bisschen gewundert. Aber das Wichtigste ist meiner Meinung nach, dass er …«
»… so ein gutes Verhältnis zur Hendriks hatte. Und sie hat gestern vermutlich ein vertrauliches Gespräch mit ihm geführt, weil sie völlig durch den Wind war. Was, wenn sie ihm von Maria erzählt hat? Die Zimmermann behauptet doch, dass die beiden keine Geheimnisse voreinander hatten.«
»Hab ich auch schon drüber nachgedacht, aber was will das heißen? Außerdem wissen wir nicht, ob sie mit ihm über Maria gesprochen hat. Trotzdem können wir ihn ja im Auge behalten.«
»Frank, er sagt, keine Veränderung an der Hendriks bemerkt zu haben, und die Zimmermann behauptet genau das Gegenteil. Wenn sie wirklich gestern wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend gerannt ist, dann bestimmt schon am Morgen, denn da hat sie zum ersten Mal bei mir angerufen, und weil ich nicht im Büro war, hat sie es später noch zweimal vergeblich versucht. Das heißt, das mit Maria hat ihr mächtig unter den Nägeln gebrannt. Deshalb könnte ich mir schon vorstellen, dass sie mit Knoblauch darüber gesprochen hat. Aber wenn die Hendriks wirklich so durch den Wind war und sich auffälliger verhalten hat als gewöhnlich, warum verschweigt er es uns dann? Was stimmt hier nicht? Oder bilde ich mir da nur was ein?«
»Glaubst du etwa, dass er was mit ihrem Tod zu tun haben könnte?«
»Im Moment glaube ich noch gar nichts, denn wenn er was mit dem Tod der Hendriks zu tun hat, dann auch mit dem von Zaubel. Klingt nicht sehr plausibel, oder?«, sagte Durant zweifelnd, und ihr Blick unterstrich diesen Zweifel noch.
»Frag mich was Leichteres. Aber wenn wir den Gedanken weiterspinnen …«
»Lieber noch nicht. Ich weiß nämlich genau, wo dieser Gedanke dann hinführt. Außerdem wäre mir das ein bisschen Zufall zu viel. Die Michel ist die Freundin der Hendriks, die trifft sich mit Zaubel und spricht danach mit Knoblauch, der auch noch was mit den Morden zu tun haben soll. Das klingt ja wie in einem grottenschlechten Krimi …«
»Diese Welt ist ein grottenschlechter Krimi, das haben mich die vergangenen fast zwanzig Jahre gelehrt. Kein Schriftsteller oder Drehbuchautor kann sich in seiner Phantasie auch nur annähernd das ausdenken, was die Wirklichkeit hergibt. Das weißt du so gut wie ich.«
»Trotzdem, ich will mich nicht auf Knoblauch versteifen, und deshalb streichen wir ihn erst mal von der Liste. Es kann ja auch Gründe geben, weshalb ihm nicht aufgefallen ist, dass mit der Hendriks was nicht stimmte. Stress, Termindruck, private Probleme, was weiß ich.« Und nach einer kurzen Pause: »Ich frag mal Peter, was die so erreicht haben.«
Nach zwei Minuten steckte Durant ihr Handy wieder in die Tasche und sagte, als sie noch am Auto standen: »Peter und Doris sind im Büro, wollen aber nachher noch mal los, um sich in Zaubels Nachbarschaft umzuhören. Ich fürchte nur, der Weg wird umsonst sein. Was sollen sie schon viel Neues erfahren, wenn schon gestern niemand etwas bemerkt hat? Wir statten jetzt jedenfalls Frau Michel einen kurzen Besuch ab, pro forma, versteht sich. Es muss schließlich alles seine Ordnung haben.«
Donnerstag, 13.10 Uhr
Psychologische Praxis Verena Michel. Durant und Hellmer begaben sich in den ersten Stock, klingelten, kurz darauf hörten sie Schritte näher kommen, die Tür wurde geöffnet. Julia Durant legte den linken Zeigefinger auf die Lippen und sagte: »Frau Michel?«
»Ja?«
»Mein Name ist Durant, Kripo Frankfurt, das ist mein Kollege Herr Hellmer. Dürfen wir bitte kurz reinkommen?«
»Natürlich. Um was geht es denn?«
»Das möchten wir Ihnen gerne drin erklären.«
»Ich habe gerade eine Patientin.«
»Wir müssen aber leider jetzt mit Ihnen sprechen, tut mir leid.«
Sie betraten eine moderne, aufgeräumte Praxis, die etwas steril wirkte. Aber vielleicht ist es genau diese Umgebung, die für therapeutische Sitzungen besonders geeignet ist,
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