Teuflische Versprechen
dachte Durant.
Verena Michel ließ sich sofort auf das Spiel ein. Sie tat entsetzt, als ihr mitgeteilt wurde, dass ihre beste Freundin Rita Hendriks ermordet worden war, sie täuschte einen Weinkrampf vor und beantwortete alle Fragen, so gut es ging. Nach etwa zwanzig Minuten verabschiedeten sich die Beamten. Julia Durant beendete das Gespräch mit dem obligatorischen Satz: »Sollte noch etwas sein, hier ist meine Karte. Es tut mir leid, was mit Ihrer Freundin geschehen ist.«
»Und wir wollten über Weihnachten auf die Seychellen fliegen, Rita hat sich so darauf gefreut.«
»Fliegen Sie allein, es wird Sie auf andere Gedanken bringen. Alles Gute und danke für Ihre Hilfe.«
Wieder im Auto, sagte Durant: »Die Frau ist klasse. Sie hat sofort kapiert, um was es ging. Hut ab.«
Donnerstag, 13.50 Uhr
Kullmer und Seidel waren in Bergers Büro, als Durant und Hellmer hereinkamen.
»Wie war euer Vormittag?«, fragte sie und zog sich einen Stuhl heran, während Hellmer wieder einmal stehen blieb.
»Beschissen wäre geprahlt«, sagte Kullmer resignierend und setzte sich ebenfalls. »Doris und ich waren vorhin beim HR. Wir sind erst mal von Hinz zu Kunz geschickt worden, bis wir endlich in der richtigen Redaktion waren. Aber die werten Damen und Herren dort haben sich ziemlich bedeckt gehalten. Alles, was wir erfahren haben, ist, dass Zaubel fast ausschließlich im Alleingang gearbeitet hat. Soll heißen, er hat recherchiert, aber die andern erst an seinen Ergebnissen teilhaben lassen, wenn diese wirklich in trockenen Tüchern waren. Und er hat auch nur selten preisgegeben, an was er gerade dran war. Muss ein ziemlicher Geheimniskrämer gewesen sein. Jedenfalls war aus denen nicht viel rauszukriegen. Eine Dame hat uns jedoch an eine unabhängige Redaktion verwiesen, mit der Zaubel auch zusammengearbeitet hat. Aber auch dort weiß man angeblich nichts von seinem aktuellen Projekt. Wen immer wir gefragt haben, die waren verschlossen wie Austern. Ich habe natürlich meine Karte dort gelassen, aber ich fürchte, dieser Weg war umsonst. Wir suchen nachher noch mal in Zaubels Wohnung, ob wir nicht doch noch etwas Verwertbares finden, und befragen anschließend die Nachbarn. Und bei euch?«
»Gleich. Habt ihr gesagt, dass Zaubels Tod noch nicht bekannt gegeben werden soll?«, fragte Durant.
»Haben wir.«
»Gut. Maria hat mir einiges erzählt, zumindest das Wesentliche. Wenn ich solche Geschichten höre, krieg ich das großeKotzen, vor allem, wenn du erfährst, was mit den Frauen geschieht. Was Maria jetzt dringend braucht, ist unser Schutz, denn ich habe das Gefühl, dass sie mir noch eine Menge verschwiegen hat, wissentlich oder unwissentlich bleibt dahingestellt. Außerdem können wir sie unmöglich jetzt schon wieder zu ihrer Familie nach Moldawien schicken, dort wäre sie im Moment nicht sicher.« Sie holte eine Zigarette aus ihrer Tasche und suchte nach dem Feuerzeug. Hellmer gab ihr Feuer. »Danke. Interessant wurde es in der Kanzlei, in der die Hendriks tätig war. Frank und ich haben mit ihrem Kompagnon gesprochen. Seine Aussage weicht etwas von der seiner Sekretärin ab, was das Verhalten der Hendriks gestern betrifft. Möglich, dass er uns etwas verheimlicht. Die Frage ist, ob die Hendriks ihm von Maria erzählt hat, und wenn ja, was er mit diesem Wissen angefangen hat. Wir werden ihn jedenfalls nicht aus dem Auge lassen, auch wenn ich selbst nicht ganz glauben mag, dass er in die Sache verwickelt ist. Anschließend haben wir Frau Michel besucht und ihr ein paar Fragen gestellt, haben dabei aber so getan, als würden wir sie zum ersten Mal sehen. Sie hat toll mitgespielt, das heißt, sollte jemand sie beschatten oder abhören, dann ist sie aus dem Schneider … So, und jetzt wieder zu Maria. Sie kann ja nicht bei Frank bleiben, also werden wir sie irgendwo anders unterbringen müssen. Natürlich müsste jemand bei ihr sein, denn allein will ich sie auf keinen Fall lassen …«
»Und wo soll sie untergebracht werden, und wer soll ihr Ihrer Meinung nach Gesellschaft leisten?«, wurde sie von Berger unterbrochen.
»Das Wo klär ich gleich, zu Ihrer zweiten Frage – mein Vater«, antwortete sie trocken.
»Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«, sagte Berger und sah Durant an, als würde er an ihrem Verstand zweifeln.
»Doch, sogar mein voller Ernst. Was spricht dagegen? Er ist hier, er hat Zeit, und er würde diese Aufgabe bestimmt gerne übernehmen. Ich muss ihn nur noch fragen. Frank findet die Idee übrigens auch
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