Teuflische Versprechen
ihn in die Enge treiben, weiß die Gegenseite sofort, dass wir nicht nur zwei sogenannte gewöhnliche Mordfälle bearbeiten. Wir können ihn unauffällig beschatten lassen, mehr aber auch nicht. Dabei kriegen wir vielleicht raus, mit wem er sich so trifft, wer seine Freunde sind und so weiter. Wir können ihn nicht mal unter Druck setzen, ohne dass
wir
uns verdächtig machen. Das sind leider die bitteren Fakten. Ganz schön blöd, was?«
»Verdammt! Wer steckt hinter dieser Organisation, und vor allem, wie groß ist sie? Ich glaube kaum, dass man Maria zurückhaben will, nur weil sie der Liebling von diesem Marco Martini ist oder wie immer der Kerl auch heißen mag, sondern weil sie über Informationen verfügt …«
»Tut sie nicht, oder vielleicht doch, nur sie selbst weiß es nicht. Wo setzen wir überhaupt den Hebel an? Je mehr wir uns die Köpfe zerbrechen, desto mehr drehen wir uns im Kreis. Alles, was wir bis jetzt haben, sind ein paar Decknamen und vage Beschreibungen einiger Personen. Maria kann ja nicht mal sagen, wo sie untergebracht war. Wie’s im Haus aussieht, bringt uns nicht weiter, wir brauchen eine Beschreibung des Äußeren, in welchem Bereich es liegt … Und wir brauchen vor allem dringend Verstärkung.«
Kullmer wollte gerade etwas von sich geben, als sein Handy klingelte. Er meldete sich und sagte, nachdem er kurz dem Anrufer zugehört hatte: »Ja, einen Augenblick, ich komme runter.«Er wirkte ungewohnt ernst, erhob sich und meinte: »Ich geh mal schnell nach unten, jemanden abholen.«
Ohne eine Erwiderung abzuwarten, verließ er den Raum. Die andern sahen sich kurz fragend an, bevor Durant sagte: »Also gut, stellen wir eine Liste mit Kollegen zusammen, die wir für geeignet halten, mit uns zusammenzuarbeiten. Fangt ihr schon mal an, ich will kurz hören, wie’s meinem Vater so geht.«
Sie ging in ihr Büro und machte die Tür hinter sich zu. Als sie wenig später zurückkam, stand ein sehr großgewachsener, asketisch wirkender älterer Herr neben Kullmer. Er hatte volles graues Haar und wache blaue Augen, mit denen er scheinbar alles um sich herum neugierig aufsaugte.
»Darf ich vorstellen, Herr Kaiser, ein Freund und Mitarbeiter von Herrn Zaubel. Nehmen Sie doch bitte Platz.«
»Nein danke, ich will auch gar nicht lange stören. Ich habe hier nur etwas, das für Sie vielleicht von Nutzen sein könnte.« Er holte etwas aus der Innentasche seiner Lederjacke und reichte es Kullmer.
»Was ist das?«, fragte er.
»Didi, ich meine Herr Zaubel, hat mir jedes Mal eine Kopie seiner aktuellen Recherchen gegeben, falls ihm etwas zustoßen sollte. Dieser Himmelhund hat sich ja auch immer an Themen rangewagt, die andere nicht mal mit der Beißzange angefasst hätten.« Er zuckte mit den Schultern und fuhr fort: »Na ja, dafür hat er schließlich auch etliche Preise bekommen, auch wenn das einigen Leuten ziemlich sauer aufgestoßen ist. Wissen Sie, Didi hatte eine Menge Feinde, aber er fürchtete sich vor nichts, schon gar nicht vor irgendwelchen Leuten.« Er deutete auf die CD. »Schauen Sie sich das einfach an. Das letzte Update ist von vorgestern, da haben wir uns das letzte Mal gesehen. Möglicherweise hilft Ihnen das weiter.«
»Warum haben Sie uns das nicht vorhin gegeben?«, fragte Kullmer.
»Weil ich sein einziger Freund war und in der Redaktion eine Menge Elefantenohren sitzen, wenn Sie verstehen. Ich hoffe, das hier hilft Ihnen bei der Suche nach seinem Mörder.«
»Woran hat er zuletzt gearbeitet?«
»An einem Buch über das organisierte Verbrechen, aber das Wesentliche sind die Randnotizen, die er sich gemacht hat, um sie irgendwann in den Text einzubauen. Sie brauchen nicht das ganze Buch zu lesen, um zu erfahren, um was es geht, es ist im Prinzip noch ein Fragment, es sind aber ein paar interessante Namen dabei. Er hat jedenfalls in den vergangenen Wochen und Monaten sehr tiefe Einblicke in die Szene erhalten, so viel kann ich jetzt schon verraten. Und ich gehe davon aus, nein, ich bin überzeugt, dass sein Tod damit zusammenhängt. Er wollte übrigens demnächst für mehrere Wochen nach Asien und weiter nach Südamerika reisen, um noch mehr Informationen einzuholen und sich mit ein paar Leuten zu treffen.«
»Was genau wollte er in Asien und Südamerika?«
»Sagte ich doch schon, weitere Informationen einholen. Er hat auch mir gegenüber nie viel über seine jeweiligen Projekte erwähnt, aber ich habe natürlich alles gelesen, was er bis jetzt geschrieben hat. Es ist
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