Teuflischer Pakt - Thriller
endlos gejammert, wegen seines Onkels, der es nicht merken durfte, als wäre das das Schlimmste, was passieren konnte.«
Du hattest recht, Joe, dachte Alex und trank den verwässerten Wodka. Erinnerung ist eine seltsame Sache, und er hatte bis heute einige Details vergessen. Gott, wie er sich wünschte, Joe wäre hier. Immer mehr Fragen entstanden in seinem Kopf, und er fühlte sich so allein. Wie konnte sie an jenem Abend da sein, und keiner von ihnen schien sie bemerkt zu haben? Es war unvorstellbar. Warum hatte sie ihre Kleider im Bootshaus gelassen? Wie war sie in den See gekommen? Sie war nackt, also musste sie geschwommen sein, aber sie war doch bestimmt nicht allein im Dunklen schwimmen gegangen? Und Tim … Wo war Tim gewesen? Wahrscheinlich irgendwo mit Milly, nahm er an. Die beiden waren unzertrennlich.
Sosehr er es auch versuchte, die Antworten kamen nicht, und er schüttelte den Kopf. Der Polizist hatte ihn dazu gebracht, an seiner eigenen Erinnerung zu zweifeln, aber wenigstens hatte er die Dinge ans Licht geholt. Wenn sich alles beruhigt hatte, wenn die Einzelteile sich zu einem neuen, anderen Muster fügten, würde Alex vielleicht endlich alles verstehen. Er war sich
sicher, dass er in jener Nacht irgendetwas Wichtiges übersehen hatte, etwas, das wahrscheinlich direkt vor seiner Nase lag …
Er leerte das Glas und nickte ein wenig ein, während in seinem Kopf alles sinnlos durcheinanderwirbelte, als er jemanden leise seinen Namen rufen hörte. Er hob den Kopf und sah Maggie auf dem Treidelpfad auf sich zukommen. Sie war barfuß und in einen blauen Morgenmantel aus Seide gewickelt.
Sie lächelte. »Ich dachte mir, dass ich dich hier finde. Warum kommst du nicht wieder ins Bett? Du brauchst Schlaf. Denk jetzt nicht mehr über all das nach.«
Er nickte, musste gähnen und merkte auf einmal, wie müde er war. Er rappelte sich hoch, doch als er über die Absperrung klettern wollte, stolperte er. Sie griff nach seinem Arm und half ihm hinüber.
»Morgen ist alles wieder in Ordnung, du wirst sehen«, sagte sie, hakte ihn unter und führte ihn langsam zurück zu ihrem Boot.
Achtundzwanzig
Donovan parkte den Golf ein paar Häuser von Tartaglias Wohnung entfernt und stellte den Motor ab. Es war kurz vor sieben Uhr morgens.
»Du verziehst dich besser nach hinten«, sagte sie und stupste Chang an, der neben ihr auf dem Beifahrersitz saß und mit halb geschlossenen Augen Musik von seinem iPod hörte. »Ich gehe ihn holen.«
Sie wollte gerade aussteigen, als sie sah, wie Tartaglias Haustür aufging und eine junge Frau auf der Schwelle erschien. Donovan sank auf den Sitz zurück, hielt den Atem an und beobachtete die Szene. Tartaglia hatte gesagt, dass seine Nachbarn aus dem Stockwerk über ihm verreist wären, also musste sie aus seiner Wohnung kommen. Die Frau blieb kurz stehen, schob sich eine riesige dunkle Brille auf die Nase, trat in die Sonne und setzte sich in ihre Richtung in Bewegung. Sie war klein, dünn und hatte eine Unmenge lange schwarze Haare. Eine Art einfaches Unterkleid aus einem seidenartigen Stoff klebte genau an den richtigen Stellen an ihrem Körper und war im Gegenlicht praktisch durchsichtig. Sonst schien sie wenig mehr anzuhaben als ein Paar schwarzer Stiefel, die bis über die Knie reichten.
»Wow«, sagte Chang, als er auf den Rücksitz rutschte und die Tür zuschlug. »Wer ist das? Ist das nicht Marks Haus?«
»Sei still«, sagte Donovan. »Kein Wort zu niemandem darüber. «
»Natürlich nicht. Es geht keinen was an, und ich tratsche nicht.«
Donovan schwieg. Sie traute ihrer Stimme nicht. Sie löste ihre zitternden Hände vom Türgriff und verschränkte fest die Arme vor der Brust. Sie war eifersüchtig – so eifersüchtig, dass sie kaum atmen konnte. Die Wucht dieses Gefühls überraschte sie. Machte sie sich wirklich so viel aus ihm? Sie wünschte, Chang wäre eine Million Meilen weit entfernt. Langsam atmete sie einige Male ein und aus, um sich zu beruhigen.
Die Frau schlenderte auf sie zu. Als sie näher kam, konnte Donovan sie vor sich hin summen hören. Mit den langen Haaren und der Brille war ihr Gesicht schwer zu erkennen, aber sie sah sehr hübsch aus. Und der lässige Hüftschwung, die Art, wie sie den Kopf hielt, verriet, dass sie es wusste. Sie zog ein Handy aus ihrer Handtasche, schaute prüfend auf das Display und lächelte. Den Blick auf das Telefon gerichtet, ging sie, geschäftig eine SMS oder E-Mail tippend, an ihrem Wagen vorbei die Straße
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