Teuflischer Pakt - Thriller
irgendwie bekannt vorkam, auf sie zu.
»Wunderschöner Morgen«, sagte er. »Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste? Es ist viel zu schön, um im Wagen zu warten.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Er kommt gleich.«
Chang setzte sich neben sie. »Kaugummi?« Er bot ihr das Päckchen an.
»Nein danke. Was hast du da gepfiffen?«
Er wickelte einen Kaugummistreifen aus und steckte ihn in den Mund. »Mozart. Figaros Hochzeit . Hab ich gerade auf meinem iPod gehört.«
»Das klang schön. So fröhlich.«
»Ist es auch. Es geht um Liebe.«
Sie blickte stur geradeaus, froh über ihre Sonnenbrille. War das eine unschuldige Bemerkung, oder war sie so leicht durchschaubar?
»Du siehst müde aus«, sagte er und warf ihr einen Blick zu. »Ist es gestern spät geworden?«
»Nein, ich bin zur Abwechslung sogar ziemlich früh ins Bett gekommen, aber ich fühle mich immer noch ganz zerschlagen. Ich glaube, es liegt am Wetter. Man schläft so schlecht.«
»Ich weiß, was du meinst. Wir können uns mit dem Fahren abwechseln, wenn du ein Nickerchen brauchst.«
»Danke. Ich lasse es dich wissen.«
»Wie ist der Plan?«
»Wir setzen Mark im Hotel am See ab«, sagte sie in, wie sie hoffte, ganz normalem Tonfall. »Er trifft sich dort mit den Kollegen aus Avon und Somerset. Wir beide fahren weiter nach Bristol und machen uns über die Vermisstenanzeigen her. Wenn wir Glück haben, wurde das Mädchen gemeldet.«
»Klingt gut.« Er streckte sich und gähnte. »Ich bin auch ganz schön fertig, aber daran bin ich selber schuld. Ich bin erst um zwei ins Bett gegangen.« Er verschränkte die Finger ineinander und knackte zufrieden mit den Gelenken.
Sie erwiderte nichts darauf. Sie hatte keine Ahnung, was er in seinem Privatleben tat, und nicht die Absicht, ihn danach zu fragen.
»Weißt du, jetzt könnte ich eine Zigarette vertragen«, sagte er nach einer Weile.
»Du rauchst?«
»Früher. Als das Rauchverbot in Kraft trat, habe ich aufgehört. Es kam mir irgendwie sinnlos vor, weiterzurauchen, wenn sie es einem so schwer machen, aber ab und zu habe ich Lust auf eine.«
Sie sah ihn überrascht an. Er kam ihr immer so diszipliniert vor, so blitzsauber. Er schien nicht der Typ für Laster. »Komisch, ich habe letzten Herbst aufgehört, aber vor ein paar Minuten hätte ich zu gerne auch eine geraucht. Vielleicht liegt es an der Sonne oder daran, hier zu sitzen und die Zeit totzuschlagen.«
Er nickte. »Es gibt definitiv so etwas wie einen Augenblick für eine Zigarette.«
»Nur ein Raucher, oder ein ehemaliger Raucher, kann das verstehen.«
»Deswegen kaue ich Kaugummi. Ich finde, es hilft. Dann höre ich auf, daran zu denken. Du solltest es auch mal probieren. «
»Ich glaube, es ist nicht dasselbe.«
»Da hast du wahrscheinlich recht. Ah, da ist Mark«, sagte er und stand auf, als Tartaglia aus der Haustür trat. »Dann gehen wir mal.« Als sie sich in Bewegung setzten, um die Straße zu überqueren, sah er zu ihr herüber und lächelte. »Eigentlich schade. So ein schöner Augenblick, sogar ohne Zigarette.« Er lächelte immer noch, als er auf den Rücksitz rutschte, und sie fragte sich, ob sie tatsächlich richtig gehört hatte.
Um diese Zeit an einem Sonntagmorgen war nur wenig Verkehr auf den Straßen, und sie schafften es bis Ashleigh Grange in weniger als zwei Stunden. Tartaglia saß neben Donovan auf dem Beifahrersitz und Chang schlief die meiste Zeit auf dem Rücksitz, die Kopfhörer auf den Ohren. Donovan kam ihm ungewöhnlich still vor und bestand darauf, Radio zu hören, anstatt zu reden, was ihm nur recht war, so wie er sich fühlte. Den Kopf ans Fenster gelehnt hatte er den größten Teil der Fahrt
gedöst. In wacheren Momenten dachte er an die vergangene Nacht, und Bilder von Anna gingen ihm durch den Kopf. Er erinnerte sich vage, wie sie heute früh aus dem Bett gestiegen war und im Dunkeln hantiert hatte; ohne Zweifel hatte sie ihre Sachen gesucht. Er hatte flüchtig ihre Silhouette an der Tür gesehen, als sie in den Flur hinausging. Im Halbschlaf hatte er sich gewünscht, sie würde wieder ins Bett kommen, und er könnte die Fahrt nach Bristol auf später verschieben. Dann musste er wieder eingeschlafen sein. Nicht lange danach, so schien es jedenfalls, war er davon wach geworden, dass jemand an seine Tür hämmerte. Mit dem Gedanken, es könnte Anna sein, hatte er sich aufgerappelt. Nur ihr Artikel auf dem Couchtisch, die Weingläser und der Zigarettenstummel mit dem Lippenstift zeugten
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