Teuflischer Pakt - Thriller
Frances war selten einen Abend zu Hause. Amber hat erzählt, sie mache sich ihr Essen selbst und ginge allein zu Bett, seit sie sechs war. Können Sie sich das vorstellen? Kein Wunder, dass Amber so geworden ist. Susan ist einmal hingegangen, um Danni abzuholen, nachdem sie dort übernachtet hatte. Es war schon nach Mittag, aber Frances lag immer noch mit einem Kerl im Bett, den sie irgendwo aufgerissen hatte. Natürlich hatte Amber keine Ahnung, wer er war. Susan sagte, es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, überall Flaschen und Müll. Ich hätte beinahe beim Sozialamt angerufen, als Susan mir das erzählte. Danni durfte Amber danach nicht mehr sehen, nur noch in der Schule.«
»Aber Danni mochte Amber doch, oder?«
»Danni konnte nichts dafür. Wenn sie wollte, konnte Amber zuckersüß sein wie ihre Mutter. Und sie kannte sich garantiert besser aus als andere Mädchen in ihrem Alter. Ich sage Ihnen, sie hatte ein Mundwerk, da standen einem die Haare zu Berge. Als ich hörte, dass sie nach London ausgerissen war, um mit Frances’ Freund zusammenzuleben, habe ich mich totgelacht. Man munkelte, dass das insgeheim schon lange ging. Da hat sie es ihr gleich doppelt heimgezahlt, und Frances war fuchsteufelswild. Sie und Amber haben danach jahrelang nicht miteinander geredet.«
»Ich habe gehört, Danni und Amber hätten sich gestritten, kurz bevor Danni verschwand.«
Reenie schüttelte wissend den Kopf. »Wohl kaum. Das haben sie sich nur ausgedacht, weil Susan denken sollte, sie seien keine
Freundinnen mehr. Es hat Susan getäuscht, aber mich nicht. Die beiden hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Gleich nachdem Danni verschwunden ist, wollte Amber sie besuchen. Als ich ihr sagte, dass Danni vermisst wird, hat sie gelächelt, als wüsste sie, wo Danni ist. Ich war so wütend, dass ich sie geohrfeigt und mit meinem Ring ihre Wange zerkratzt habe. Ich hab sie gepackt und wollte sie zwingen, mir zu sagen, wo Danni ist, aber sie hat kein Wort gesagt. Ich weiß noch, wie sie mich angesehen hat, in ihren Augen lag echte Wut, als hätte es noch nie jemand gewagt, so was mit ihr zu machen. Sie hat nicht geheult oder so, sie hat sich einfach umgedreht und ist zur Tür rausgegangen. Ich bin mir sicher, dass sie der Polizei einen Haufen Lügen erzählt hat.«
»Ich verstehe. Würden Sie mir die Fotos leihen?«
»Die können sie haben. Ich würde sie sonst sofort in den Müll werfen. Ich bin froh, wenn ich ihn nicht mehr sehe, und Danni will ich bestimmt nicht so in Erinnerung behalten, vor allem nicht mit Amber.«
Alex stieg am Fulham Broadway aus dem Bus und ging die Fulham Road hinunter, bis er zu der Adresse am Ende einer Reihe von billigen Geschenkeläden kam, die Anna ihm gegeben hatte. Das Schaufenster war schmutzig, die Jalousie war gegen die Hitze der Sonne heruntergelassen, und auf einem Schild an der Tür stand »Geschlossen«. Aus dem wenigen, was er durch eine Lücke im dunklen Innenraum sehen konnte, schloss er, dass es ein weiterer Ramschladen sein musste, und er fragte sich, ob er hier falsch war. Aber er war sich sicher, dass er sich die Hausnummer richtig gemerkt hatte. Vielleicht wohnte sie über dem Laden, doch soweit er von der Straße aus sehen konnte, war das Haus oben genauso heruntergekommen. Er drückte auf die Klingel. Einen Augenblick später wurde die Jalousie an der Tür hochgezogen. Ein Mann schaute ihn an.
»Ich suche Anna Paget«, sagte er deutlich.
Der Mann nickte, schloss auf und öffnete die Tür. »Sie müssen Alex sein.«
»Ist sie da?«
»Ja. Sie erwartet Sie.« Eine Glocke bimmelte, als er die Tür hinter Alex wieder zumachte. »Sie muss nur noch etwas erledigen. Es dauert nicht lange. Sie sollen hier warten.« Er benahm sich schroff, als hätte er Besseres zu tun. Sein Gesicht war gebräunt, die Haut wie Leder, und er war schlank und drahtig, vielleicht einen Meter fünfundsiebzig oder achtzig groß, mit sehr kurzen, schütteren grauen Haaren und tiefliegenden blauen Augen. Er trug eine schwarze Trainingshose, Turnschuhe und ein schwarzes T-Shirt mit irgendeinem Logo auf der Brust. Alex überlegte, ob er Annas Freund war, obwohl er ein ganzes Stück älter aussah.
Ladenraum und Hinterzimmer waren zusammengelegt worden und wie ein Wohnraum eingerichtet. Ein Teppichrest bedeckte einen Teil der rohen Holzdielen, und um einen provisorischen Tisch standen Stühle und ein altertümliches Sofa. Neben dem Kamin gab es einen Fernseher. Es roch nach Rauch, jemand hatte
Weitere Kostenlose Bücher