Teuflischer Pakt - Thriller
Fußboden sitzend, hatten sie ihre Brote verzehrt und beinahe eine ganze Flasche billigen Rotwein geleert, dann wollte die Frau unbedingt Sex. Mit zwei linken Händen hatte er sich verzweifelt bemüht, sie zu erfreuen, doch der Gedanke, dass jemand vorbeikommen könnte, hatte ihn gelähmt. Ein- oder zweimal hatte er sie danach noch gesehen, aber ihren Namen wusste er nicht mehr, obwohl er sich lebhaft an den Ort und das Geschehen erinnerte. Er schaute sich gerade suchend nach dem Mausoleum um, als er Tim entdeckte, der unter den Kolonnaden stand und zu ihm herüberblickte.
»Du bist spät dran«, rief Tim ihm zu.
»Tut mir leid«, erwiderte er, während er langsam und ungelenk die Stufen zu Tim hinaufstieg. Die Schmerztabletten, die man ihm im Krankenhaus gegeben hatte, hörten anscheinend auf zu wirken.
Tim musterte ihn von oben bis unten. »Du siehst ja schrecklich aus. Tut’s weh?«
»Ja, aber es ist nichts Ernstes. Ich muss es nur ein paar Tage ein bisschen langsamer angehen lassen.«
»Also, ich bin froh, dass du hier bist«, sagte Tim, als sie sich unter den Kolonnaden langsam in Bewegung setzten. »Zwei
junge Burschen haben mir schon ihre Dienste angeboten, und hier hängen ein paar richtig schräge Typen rum. Ich hätte es wirklich nicht gern, wenn mich jemand sieht, den ich kenne, man könnte auf falsche Gedanken kommen. Was hat dich aufgehalten? «
»Ich musste noch mal mit der Polizei reden, ehe sie mich rausgelassen haben. Sie haben mir psychologische Hilfe angeboten, aber ich glaube, die brauche ich nicht.«
Tim klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. »Ich will ja nicht zynisch sein, aber sie haben wahrscheinlich Angst, dass du sie verklagst, weil sie dir keinen Polizeischutz gegeben haben. Ich würde das Angebot allerdings annehmen. Es dauert eine Ewigkeit, bis man solche Erlebnisse aus dem Kopf kriegt. Du hast verdammtes Glück, dass du noch am Leben bist, weißt du das?«
»Das musst du mir nicht unter die Nase reiben.«
»Was du mir erzählt hast, klingt entsetzlich. So etwas kann einen ganz schön durcheinanderbringen, nicht zuletzt, weil du überlebt hast und Joe und die anderen nicht.«
Er nickte. Manchmal konnte Tim, trotz seiner dickfelligen Zielstrebigkeit, überraschend sensibel sein. Er spürte noch nicht die Schuld des Überlebenden, aber er war sich sicher, dass das kommen würde, wenn er Zeit hatte, über alles nachzudenken. Im Augenblick schwirrte ihm so viel im Kopf herum, dass er sich seltsam taub und losgelöst fühlte, beinahe, als wäre das, was ihm heute Morgen passiert war, einem anderen zugestoßen. Nun, die Dinge würden ihren Lauf nehmen … Eines musste er noch tun, um an Joe und den anderen Wiedergutmachung zu leisten. »Weißt du, ich habe noch mal über alles nachgedacht«, begann er, als sie an einem jungen Mann vorbeigingen, der lässig an einer der Säulen lehnte und sie beobachtete. »Ich rede von dem, was am See passiert ist.«
Tim warf ihm einen Blick von der Seite zu. »Warum lässt
du es nicht einfach? Du hast genug um die Ohren, und sie werden den Mann fassen, der das getan hat. Dann ist alles vorbei.«
Alex schüttelte den Kopf. »Es wird erst vorbei sein, wenn sie herausgefunden haben, wer das Mädchen umgebracht hat. Sie wurde ermordet, weißt du?«
»Das hat man mir gesagt.«
»Der Mann, der Joe, Paul und Danny getötet hat, war ihr Vater. Seltsam, aber ich nehme ihm nicht übel, dass er mir etwas antun wollte. Ich spüre keine Wut auf ihn, und ich verstehe jetzt, dass er herausfinden musste, wer sie umgebracht hat.«
»Hör auf, dir Sorgen zu machen. Sie können dir nichts anhängen. Nach all den Jahren wird es keine Beweise mehr geben … Wenn es überhaupt welche gab.«
»Ich mache mir keine Sorgen mehr. Nach dem, was heute Morgen passiert ist, ist alles klar. Ich saß auf diesem Stuhl in dieser widerlichen Dunkelkammer und wartete. Ich weiß, es ist ein Klischee, aber weil ich dachte, ich werde sterben, habe ich auf einmal alles ganz klar gesehen.« Er hielt inne und wandte sich zu Tim um, der ihn verwirrt ansah.
»Was wird das denn?«
»Ich habe es nicht getan. Ich habe sie nicht getötet.«
Tim seufzte. »Alex, niemand hat je geglaubt, dass du es warst. Die Polizei hat nur ihre Spielchen gespielt, um dir Angst zu machen.«
»Aber ich habe mich das gefragt. Wirklich. Als dieser Polizist anfing, mich mit allem Möglichen zu bombardieren, dachte ich irgendwie, ich war es. Und dass ich es ausgeblendet habe. Ich meine, man liest doch
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