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Teuflischer Sog

Teuflischer Sog

Titel: Teuflischer Sog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Schlick hatte sich angesammelt, dass Juan Zähne erkennen konnte, die ihre Mündungen umgaben, und Drachenflügel an ihren Flanken.
    Das Achterdeck war drei Stockwerke höher als das Hauptdeck, und in seiner Mitte stand ein quadratisches Haus mit einem elegant geschwungenen Dach. Tamara deutete darauf. »Das wurde vom Kapitän benutzt.«
    »Seine Kabine?«
    »Eher so etwas wie ein Verwaltungsbüro.«
    Juan brachte sie wieder nach unten und lenkte das Tauchboot dann dorthin, wo Admiral Tsai die Sprengladung platziert hatte, die das Schiff versenkt und seine unglückselige Mannschaft getötet hatte. Die Xenonlampen ließen das Wenige, das sie von dem Inneren sehen konnten, in scharfen Konturen hervortreten. Die Decks waren aus Holz gezimmert, desgleichen die Wände. Der Raum, in den sie hineinblickten, war zu weitläufig, um das Ende erkennen zu können, und enthielt einen veritablen Wald von Stützpfeilern. Tatsächlich schienen es aber zu viele zu sein, und dann war es Tamara, die erkannte, was sich vor ihnen befand.
    »Das ist eins der Mannschaftsquartiere. Sie haben Hängematten an den Pfählen befestigt.«
    Juan fügte hinzu: »So wurde es auch noch im zwanzigsten Jahrhundert gemacht, zumindest auf Kriegsschiffen.«
    »Das ist einfach verblüffend«, sagte Tamara leise. Ihre Augen waren groß vor Staunen.
    »Und jetzt die schlechte Nachricht«, sagte Juan. Sie sah ihn konsterniert an. »Wir müssen es zerstören. Wir haben Sie mitgenommen, damit Sie es sich mit eigenen Augen ansehen können, aber ich darf nicht zulassen, dass die Chinesen es finden.«
    »Aber …«
    »Kein Aber. Leider. Es tut mir leid. Wenn wir den Argentiniern erst einmal klargemacht haben, dass es in ihrem besten Interesse ist, ihre Pläne hier aufzugeben, dürfen wir kein Vakuum zurücklassen, das Peking füllen könnte. Sie haben sich an die Argentinier angehängt, weil sie hier keine Ansprüche anmelden können. Dieses Schiff gäbe ihnen aber eine solche Möglichkeit. Und zwar eine verdammt große. Sie haben die Antarktis dreihundertachtzig Jahre vor den Europäern entdeckt.«
    »Ich …« Tamaras Stirn legte sich in ärgerliche Falten. »Ich hasse die Politik. Dies ist einer der bedeutendsten archäologischen Funde der Geschichte, und der muss geopfert werden, nur damit ein paar machthungrige Männer ihre Hände nicht auf einen Ölvorrat legen können.«
    »Das ist es wohl in aller Kürze, fürchte ich«, sagte Juan so freundlich er konnte. »Das Risiko wäre zu groß für alles andere. Unsere Regierung hat entschieden, dass sie nicht gewillt ist, die Rolle der Weltpolizei zu spielen, aber wir müssen den Menschen trotzdem zeigen, dass man immer noch mit Konsequenzen rechnen muss, wenn internationale Gesetze gebrochen werden. Und eine dieser Möglichkeiten, es ihnen zu demonstrieren, besteht eben darin, dieses Wrack zu zerstören.«
    Sie sah ihn nicht an und sagte auch nichts, aber nach einer Sekunde nickte sie widerstrebend.
    Er legte für einen Moment eine Hand auf ihre Schulter und konzentrierte sich dann wieder auf die Kontrollen des U-Boots. Er ließ Wasser aus den Ballasttanks ab, und während das Tauchboot langsam aufstieg, wurde es allmählich heller.
    Als sie durch die Wasseroberfläche brachen, verließ Juan seinen Platz und kletterte über Linda hinweg zur Einstiegsluke. »Ich bin in einer Sekunde zurück.«
    Er trat zur Seite, während er das Verschlussrad drehte, um zu vermeiden, von dem Schwall eisigen Wassers getroffen zu werden, das aufs Deck rann. Er stieg die Leiter hinauf, wobei seine Hände auf dem nassen Stahl von der Kälte ganz taub wurden. Dann schob er den Kopf aus der Luke. Die Kälte raubte ihm den Atem. Stechender Schmerz peinigte seine Nasenschleimhäute, und seine Augen fühlten sich an, als würden sie versengt werden. Eine Eiszunge erhob sich in der Lücke zwischen zwei Bergen, die mindestens zweitausend Fuß hoch in den Himmel ragten. Das Eis bildete eine vertikale Mauer zwischen ihnen, die sich bis zum Wasser erstreckte. Die untere Kante war teilweise von den Wellen und den Gezeiten ausgehöhlt worden, doch der Rest sah massiv und solide aus.
    »Du bist genau richtig«, sagte Juan laut, doch die Worte riss ihm der Wind von den Lippen, und dann tauchte er wieder in die relative Wärme des Unterseeboots hinab.
    Seine erste Handlung, nachdem er seinen Sitz wieder eingenommen hatte, bestand darin, die Heizung auf volle Leistung zu stellen und auf die Vorschriften zur Energieeinsparung zu pfeifen.

25
    Ein Team

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