Teuflischer Sog
wird sie geglaubt.«
Weil die Einrichtung vor Satellitenbeobachtung getarnt sein sollte, war sie nicht in einem gleichmäßigen, auf Effizienz bedachten Muster angelegt. Erst als sie zum südlichen Ende der Basis kamen, in dessen Nähe Linc vorher eine versteckte SAM-Batterie entdeckt hatte, bemerkten sie ein separat stehendes Gebäude auf Stelzen, das in seiner äußeren Form an ein Iglu erinnerte. Licht drang aus dem vorderen Fenster, aber der Rest war dunkel.
Sie stiegen die Treppen hinauf. Juan öffnete die äußere Tür, und er und Linc betraten einen Vorraum mit Haken an der Wand für Parkas – und Gestellen für Stiefel. Keiner der beiden machte Anstalten, sich seiner Winterkleidung zu entledigen. Sie öffneten auch nur die Tür, die ins Gebäude führte. Zwei Soldaten sprangen auf, beide mit gezogenen Pistolen. Sie hatten gehört, wie die Außentür geöffnet und geschlossen wurde, und waren sogleich in Alarmbereitschaft. Als sie sahen, dass die Besucher zwei Soldaten in argentinischer Ausrüstung waren, entspannten sie sich. Der Raum hatte den Charme und die Ausstrahlung eines liegen gebliebenen Wohnanhängers.
»Was habt ihr hier zu suchen? Wir haben noch Dienst bis zweiundzwanzig Uhr.«
»Tut uns leid. Wir sind nicht hier, um euch abzulösen«, sagte Juan. »Wir wurden hergeschickt, um den Major zu suchen. Ist er hier irgendwo?«
»Espinoza war vor zwei Stunden hier, um die Gefangenen zu kontrollieren.« Der Wächter deutete auf eine geschlossene und offensichtlich verriegelte Tür hinter sich. »Seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen.«
Jetzt hatte Juan auch einen Namen zu dem Gesicht. »Okay, danke.« Sie wandten sich zum Gehen.
»Moment, wer ist das da? Ramón?«
Tolldreist antwortete er: »Nein – Juan Cabrillo.«
»Wer?«
»Juan Rodriguez Cabrillo. Ich bin gerade vom MI zur Neunten Brigade gewechselt.« Hieß militärischer Geheimdienst, hieß weiter, ich bin wahrscheinlich Offizier, also fasse dich kurz, wenn du Fragen hast.
»Ja, Sir«, sagte der Soldat und schluckte krampfhaft. »Wenn ich Major Espinoza sehe, bestelle ich ihm, dass Sie ihn suchen.«
Es war schwierig, seiner Stimme einen drohenden Unterton zu verleihen, weil er so dick eingepackt war, aber Juan schaffte es, als er erwiderte: »Das Beste für dich wäre, wenn diese Unterhaltung nie stattgefunden hat, Soldat. Verstanden?«
»Sir. Ja, Sir.«
Linc und Cabrillo kehrten in die klirrend kalte Nacht zurück, wo die Sterne so hell leuchteten, dass das Eis ringsum unwirklich schimmerte. »Bingo«, sagte Linc.
»In der Tat, Bingo. Jetzt brauchen wir nur noch die Geiseln zu befreien, den Laden zuzumachen und einen Achttausend-Tonnen-Kreuzer außer Gefecht zu setzen, ohne dass die Argentinier merken, dass wir überhaupt jemals hier gewesen sind.«
Die beiden Männer setzten ihre Erkundungstour für weitere drei Stunden fort und bewegten sich dabei ungehindert in der gesamten Basis. Anscheinend war der Zutritt nirgendwo verboten – mit Ausnahme des behelfsmäßigen Gefängnisses. Juan interessierte sich vor allem für die Öl- und Gasraffinerien. Sie befanden sich in hangargroßen Gebäuden, die mit Isolationsmaterial sowie Eis und Schnee bedeckt waren. In jedem fanden sie ein Gewirr von Leitungen und Rohren, die nach einem System zusammenhingen und sich verzweigten, das nur ein Ingenieur entschlüsseln konnte. Eine der Raffinerien war in einiger Entfernung zum Strand errichtet worden. Die andere ragte teilweise über das Wasser hinaus und ruhte zur Hälfte auf Stützpfeilern, die in den Meeresboden getrieben worden waren. In dieser wurde nicht nur das Erdgas gereinigt, dort fanden sie auch den mächtigen Heizofen, von dem aus hocherhitzte Luft in die Röhren auf dem Grund der Bucht gepumpt wurde. Alles erschien vollständig automatisiert, aber diesem lebenswichtigen System wurde so viel Bedeutung beigemessen, dass ein Arbeiter als Aufsicht in einem Büro nicht weit davon postiert war. Als er Linc und Cabrillo entdeckte, grüßte er die beiden Soldaten mit einem Kopfnicken. Sie erwiderten den Gruß mit einem Winken, und der Arbeiter widmete sich wieder der Lektüre seines Fachmagazins für weibliche Anatomie.
Als sie zum Hafen zurückkehrten, war es bereits nach elf Uhr. Beide Männer waren erschöpft und bis auf die Knochen durchgefroren. Sie sprangen auf das Arbeitsboot, und Juan duckte sich gerade unter den Pier, um auf das Tauchboot zu steigen, als ein Wächter rief: »Stopp! Was treibt ihr hier draußen nach dem
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