Texas
hatte oder sie durch ihn. Er mochte beide gern - ihn wegen seiner Tätigkeit als Heger eines großes Wildparks, sie wegen ihrer Tüchtigkeit bei der Abwicklung bedeutender Immobiliengeschäfte. Wie brillant sie diese Ramparts-Geschichte durchgeführt hatte! Bemerkenswert. Genau im richtigen Augenblick eingestiegen und drei Wochen vor dem Hurricane abgesahnt. Rusk fragte sich, ob sie so klug war oder einfach nur Glück hatte, aber im Umgang mit Geld war sie jedenfalls besser als so mancher Mann.
Noch mehr interessierte er sich für Todd Morrison. Der Mann hatte Zielstrebigkeit bewiesen, als er den großen Wildpark einrichtete und mit kostbaren Tieren ausstattete. Rusk hatte nie in Erfahrung gebracht, wieviel der andere Bursche, Roy Bub Hooker, dazu beigetragen hatte, und es war ihm auch gleichgültig, denn er verspürte ein leises Unbehagen in seiner Gesellschaft. Man zahlte gutes Geld, um eines seiner Tiere abzuschießen, und er schaute einen an, als ob man seinen Vater abgeknallt hätte.
Als das Flugzeug auf der Landebahn niedergegangen war, die Morrison am Rand des Wildparks angelegt hatte, sprang Rusk heraus, ließ sich seine Gewehre herunterreichen und ging auf den zweiundfünfzigjährigen Rancher zu. »Tag, alter Freund. Was ist die große Neuigkeit?« »Bei welchem Tier sind Sie bisher nicht zum Zug gekommen?«
»Sie meinen die Säbelantilope?«
»Genau die meine ich.«
»Sie haben eine in freier Wildbahn?«
»Genau.«
»Roy Bub Hooker hat mir gesagt, die Säbelantilopen würden nie zum Abschuß freigegeben werden.«
»Der Chef hier bin ich.«
»Und Sie haben entschieden. Wie viele Tiere haben Sie?«
»Acht Stück haben wir jetzt. Da könnte ich schon mal einen Bock entbehren.«
»Und wo ist er?«
»Irgendwo bei den Felsen. Sie können zwei Tage suchen, ohne ihn zu finden.«
»Das ist ja gerade die Herausforderung.«
An diesem ersten Nachmittag unternahmen sie nichts, denn die Jagdgehilfen warnten, das Licht werde sehr schnell nachlassen. Beim Abendessen im alten Haus, das die deutschen Allerkamps um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gebaut hatten, bemerkte Rusk, daß Roy Bub Hooker nicht an der Mahlzeit teilnahm.
Schon früh am Morgen öffneten Rusk, Morrison und zwei Helfer vorsichtig das große schmiedeeiserne Tor eines der Weidegebiete und schlossen es wieder hinter sich. Sie befanden sich jetzt auf einem etwa fünfzehnhundert Hektar großen, eingezäunten Areal, auf dem eine Vielfalt von jagdbaren Tieren unter mehr oder weniger den gleichen Lebensbedingungen existierten, die sie auch auf dem Veldt vorgefunden hätten: Die Bodenbeschaffenheit war die selbe, die niedrigen Bäume waren ähnlich, und auch die felsigen Hügel erinnerten an Südafrika.
»In der großen Hitze schlafen sie«, sagte Morrison am Mittag. »Jetzt kann man eine Säbelantilope nicht einmal mit einem Magnet und einem Fernglas aufspüren.« Am Nachmittag sichteten sie Spießböcke und Zebras, aber keine Säbelantilopen. Bis zum Abend blieben sie im Gehege, aber sie fanden den Bock nicht.
Am nächsten Morgen gingen Rusk, Morrison und die zwei Jagdgehilfen abermals auf die Pirsch. Als die Mittagshitze so drückend wurde, daß alle Tiere schattige Ruheplätze aufzusuchen begannen, flüsterte einer der Helfer plötzlich: »Da bewegt sich was!« Die anderen drei Männer blieben regungslos stehen, während Rusk sich vorsichtig voranarbeitete, um eine günstigere Position zu erreichen; nachdem er das getan hatte, sah er in der Richtung, aus der der Wind kam, einen großen Säbelantilopenbock von herrlicher Färbung, mit einem weiß und schwarz maskierten Gesicht und den charakteristischen majestätischen Hörnern. Selbst der leidenschaftliche Jäger Rusk empfand ehrfürchtige Scheu, als er beobachtete, wie sich das Tier auf einen Grasfleck zubewegte.
Dann kam der Schuß. Er zerschmetterte die mittägliche Stille. Die drei Beobachter eilten auf die Stelle zu, wo die große Säbelantilope tot dalag. Man klopfte Rusk auf den Rücken und beglückwünschte ihn, und dann rief einer der Helfer in sein Funksprechgerät: »Clarence, Mr. Rusk hat gerade seine Säbelantilope erlegt. Feld drei, bei dem kleinen Felsausbiß. Bring den größeren Transporter mit der Kipp-Pritsche. Nein, der Jeep wäre nicht groß genug.«
Das Tier wurde auf der Stelle ausgeweidet. Der Laster rollte heran, und vier kräftige Männer hievten es auf die Ladefläche. Nachdem sie das Gehege verlassen hatten und einer der Helfer zurückgelaufen war, um das Tor zu
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