Texas
werden wir nicht gelten lassen!«
»Nicht gelten lassen? Fleabait legt fest, wer was gelten läßt. Zum Schluß noch zwei Ratschläge: Lesen Sie ein bißchen über Michigan und Detroit nach, denn dieser Staat und diese Stadt werden auf der Anklagebank sitzen, nicht Roy Bub Hooker. Und wenn Fleabait verstummt, beide Hände unter seine Jacke schiebt und anfängt, sich zu kratzen, dann halten Sie den Atem an, denn was er als nächstes sagt, ist gleichbedeutend mit einem Aus für die Staatsanwaltschaft.«
»Ich werde mit jedem Exhibitionisten fertig«, erklärte Welton, worauf sein älterer Kollege ihn warnte: »Fleabait Moomer ist kein Exhibitionist. Er glaubt an alles, was er tut. Er beschützt Texas vor dem zwanzigsten Jahrhundert.«
Welten, der in Dartmouth und Yale Jura studiert hatte, brauchte nur einen Vormittag, um den Fall überzeugend darzulegen: »Meine Damen und Herren, ich werde Ihnen beweisen, daß Robert Burling Hooker, auch Roy Bub genannt, seinen Partner mit Erschießen bedrohte, und ich werde Ihnen drei Zeugen namhaft machen, die diese Drohung gehört haben. Ich werde Ihnen nachweisen, daß zwei Personen, die einen ausgezeichneten Ruf genießen, den Streit zwischen den zwei Männern am fraglichen Tag mitangehört haben, und ich werde fünf Personen in den Zeugenstand rufen, die den Mord mitangesehen haben. Überdies werde ich Ihnen die Pistole vorlegen, mit der geschossen wurde, sowie einen Experten, der Ihnen sagen wird, daß es diese Waffe war, mit der die Kugel abgefeuert wurde, die Todd Morrison tötete. Niemals mehr werden Sie auf einer Geschworenenbank sitzen, wo man Ihnen Ihre Entscheidung so leicht machen wird. Roy Bub Hooker tötete seinen Geschäftspartner Todd Morrison, und Sie werden bei diesem Mordprozeß anwesend sein.«
Fleabait focht diese Beweisführung in keiner Weise an, gab sich aber alle erdenkliche Mühe, nett zu Todd Morrisons Witwe zu sein, die Tag für Tag in düsterer Würde dasaß, begleitet von ihrer Tochter, der bekannten Stabwerferin der University of Texas, und von ihrem Schwiegersohn, Wolfgang Macnab, dem hünenhaften Lineback der Dallas Cowboys. Mit ebenso ausgesuchter Höflichkeit behandelte der Anwalt auch Maggie Morrisons Sohn Lonnie, den Elektronikexperten, und dessen Frau.
Ransom Rusk war nicht anwesend - obwohl er die Verteidigung bezahlte; der Ankläger wußte natürlich nicht, daß Roy Bub auch gedroht hatte, ihn, Rusk, zu erschießen, und Fleabait dachte nicht daran, dieses Thema zur Sprache zu bringen. Als aber die Verhandlung am dritten Tag unterbrochen wurde, um eine lange Mittagspause einzuschieben, sprang Fleabait in seinen Wagen und fuhr nicht in das Restaurant, wo die Anwälte zu essen pflegten, sondern fünfunddreißig Kilometer nach Larkin hinaus, wo er sich mit Rusk in dessen Haus besprach. »Ich könnte mich natürlich irren, aber ich habe Maggie Morrison genau beobachtet und bin überzeugt, daß sie, wenn ich sie in den Zeugenstand rufe, alles bestätigen würde, was ich zu beweisen versuche. Sie weiß, daß ihr Mann ein Schwein war. Sie weiß, daß er jeden übers Ohr gehauen hat, mit dem er in geschäftlicher Verbindung stand.«
»Lassen Sie sie in Frieden. Sie hat es schwer genug.«
»Ihr Schwiegersohn würde auch in dieser Richtung aussagen. Das ist ein kluger Junge. Er muß es wissen.«
»Fleabait! Rühren Sie die Familie nicht an!«
»Sie wollen doch, daß Hooker als freier Mann den Gerichtssaal verläßt, oder?«
»Natürlich. Und Sie schaffen das auch. Lassen Sie Ihre schwersten Geschütze auffahren, Fleabait, aber rufen Sie nicht die Familie in den Zeugenstand.«
Am vierten Prozeßtag verbrachte Fleabait den ganzen Vormittag damit, die anderen zwei Mitglieder des ursprünglichen Jagdquartetts zu befragen. Nur selten hatte er es mit Zeugen zu tun gehabt, die seiner Sache dienlicher waren. Jeder auf seine Art, bewiesen beide, daß sie echte Sportsmänner waren - ganz im Gegensatz zu Todd Morrison.
Am fünften Tag richtete Fleabait Todd Morrison praktisch zugrunde: Er bewies viel und deutete noch mehr an. Dann, nach einer dramatischen Pause, schob er die Arme unter die Achseln und begann sich zu kratzen. Die Geschworenen, die darauf nur gewartet hatten, lächelten genüßlich.
»Sie wissen, und ich weiß, daß sich die Menschen aus Michigan nicht die gleichen moralischen Prinzipien zur Richtschnur ihres Handelns machen wie wir hier in Texas. Sie können nette Leute sein und in dem etwas lockeren moralischen Klima Detroits oder
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