Texas
ihn ablehnten und ihre Brüder von jedem Kontakt mit einem Spanier warnten.
In den zwei Tagen, die er in der Apacheria verbrachte, fand er Häuptlinge, die bereit waren, ihm zuzuhören, wenn er die Vorteile des Christentums und eines Lebens im spanischen Reich rühmte. »So wie ich«, sagte er, »werdet auch ihr den vollen Schutz des Königs genießen.«
Er war überzeugt, daß die Bekehrung der Apachen unmittelbar bevorstand und daß Gott ihn gesandt hatte, um die wirkende Kraft zu sein.
Am dritten Tag jedoch, als er gerade dabei war, den Indianern zu erklären, wie sich Gott und Jesus Christus im Himmel die Verantwortung teilten, stießen drei junge Krieger das Büffelfell, vor dem Damián saß, mit den Füßen weg, packten ihn, zerrten ihn zu einer Eiche und hängten ihn an seinen Daumen daran auf. Noch bevor die älteren Häuptlinge protestieren konnten, entkleideten die jungen Männer den hängenden Körper des Fraters und begannen ihm mit spitzen Steinen kleine Schnitte beizubringen.
Sie schnitten nicht tief, aber indem sie auf den Körper zu und wieder von ihm weg tanzten, fügten sie ihm immer neue Schnitte zu, bis der Körper über und über mit Blut bedeckt war.
Nun forderten die jungen Männer die Krauen des Stammes auf, sich zu beteiligen. Mit sichtbarer Begeisterung tanzten und kreischten die Squaws und machten tiefere Schnitte in Teile des Körpers, die bisher unberührt geblieben waren. Eine Frau wurde in die Höhe gehoben, um Damián am Gelenk seines linken Daumens einen Schnitt beizubringen. Sie trennte ihn nicht ganz ab, aber fast. Sie und ihre Schwestern wollten sehen, wie lange es dauerte, bis das Gewicht des Körpers den verletzten Daumen abriß. Als es soweit war und der Körper, der jetzt nur mehr am rechten Daumen hing, zur Seite schwang und sich in einem kleinen Kreis zu drehen begann, kreischten die Frauen auf und stachen von neuem auf ihn ein; aus tiefen Wunden sprudelte jetzt das Blut.
Damián, der immer noch bei Bewußtsein war, glaubte, daß es sich bei dieser gräßlichen Prozedur nur um eine rituelle Tortur handle. Doch nun stürzten zwei Frauen auf ihn zu und brachten ihm so tiefe Schnitte in den Unterleib bei, daß ein Schauder seinen Körper durchlief. »Er stirbt, er stirbt!« kreischten seine Peiniger entzückt. Nun wurde eine Frau so hoch gehoben, daß sie ihm die Kehle durchschneiden konnte. Dieser entsetzliche Schmerz kam Damián nicht mehr zu Bewußtsein. Denn als er in ihr haßverzerrtes Gesicht schaute, sah er keine Indianerin, sondern Benita Linán. Sie lächelte ihm zu wie an jenem ersten Abend beim Paseo, und als sein Blut spritzte, beugte sie sich vor, um ihn in ihre Arme zu nehmen.
Der Sonderstab
Für unser April-Treffen in San Antonio hatten unsere Helfer einen in Albany, New York, geborenen Franziskaner gewonnen, Frater Clarence Cummings, der in einer der berühmtesten Missionen der Stadt arbeitete. In den fünf noch bestehenden Missionen genoß er hohes Ansehen, aber noch bevor er erschien, sorgte er schon für Zündstoff in unserem Sonderstab.
Rusk beklagte sich: »Ich sitze nicht in diesem Komitee, um einen Kurs in katholischer Theologie zu absolvieren«, und
Quimper stieß ins gleiche Horn: »Wenn das so weitergeht, wird es bei unserem nächsten Treffen eine öffentliche Taufe geben!«
Das war zuviel für Professor Garza, den klugen und besonnenen Katholiken: »Woher wollen Sie wissen, daß der Frater versuchen wird, Sie zu bekehren?« Rusk knurrte: »Das sollte er lieber nicht versuchen.«
In zwei Minuten hatte Bruder Clarence die Skeptiker für sich gewonnen oder doch zumindest neutralisiert. Er war ein großgewachsener, gutaussehender, robuster Bursche Ende Dreißig. Er trug eine braune Kutte, keine Socken und feste Ledersandalen. Nach einer kurzen Einführung kam er gleich zur Sache: »Kommen Sie jetzt bitte mit in einen Raum, den wir als Vorführraum benutzen. Es ist nämlich wichtig, daß Sie sich die Dias ansehen, die ich vorbereitet habe.« Als wir im Vorführraum der Mission San Jose Platz genommen hatten, überraschte uns der Frater mit dem Titel seines Vortrags: »Form und Vermächtnis.«
»Was soll das denn heißen?« murmelte Quimper.
Mit Hilfe von sorgfältig zusammengestellten Notizen und etwa drei Dutzend Farbdias, die er von selbstgemachten Zeichnungen und Fotografien angefertigt hatte, begann der Franziskaner seinen Vortrag. »Ich habe die Absicht, mich auf zwei Themen zu konzentrieren, nämlich auf die Form der spanischen Mission
Weitere Kostenlose Bücher