Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
in ihrer Blütezeit und auf ihr Vermächtnis für uns heute. Keine Theologie, keine Moralpredigten. Ich beginne mit einer einfachen Frage, die den Verantwortlichen zu jener Zeit große Sorge bereitet haben muß: >Wenn eine Mission ihren Zweck erfüllen soll, welche Form muß sie haben?««
    Er ließ den zellenähnlichen Raum verdunkeln. In den Steinmauern, die uns umgaben, fiel es uns nicht schwer, uns geistig in das Jahr 1720 zu versetzen. »Diese Zeichnung zeigt die Landschaft, mit der Sie als angenommene Planer einer Mission sich auseinandersetzen werden müssen: der Fluß, die Biegung, wo die Pferde grasen, und das Flachland, wo die Mission errichtet werden soll.«
    Anhand von sieben ausgewählten Dias zeigte er uns das Terrain von San Antonio, wie es 1717 ausgesehen haben mußte. »Als Spanier sind Sie durchdrungen von den Traditionen Ihrer Heimat; sie bestehen deshalb auf Zentralisierung, wobei die Wohnstätten der zivilen Siedler und ihre Tätigkeitsbereiche dicht beieinanderliegen.«
    Unter seiner Anleitung stellten wir uns also tatsächlich vor, wir würden im Jahre 1719 eine Mission errichten wollen. Nun ließ er ein majestätisches Bild des Alamo auf der Leinwand aufleuchten, jene geheiligte, mit viel Liebe wieder aufgebaute berühmte Mission. Es war eine Fotografie, die das Herz eines jeden Texaners ergreifen mußte, der es unerwartet zu sehen bekam. Innerhalb dieser Mauern hatten tapfere Männer ihr Leben gelassen, um ein Prinzip zu verteidigen, an das sie glaubten; auf diesen Parapetts hatte mein Vorfahr Moses Barlow, ein Analphabet, sein Leben für eine Sache geopfert, die er erst weniger als zwei Wochen zuvor zu der seinigen gemacht hatte.
    Mit einigen wunderschönen Diapositiven gab uns der Frater jetzt einen kurzen Überblick über die vier anderen noch bestehenden Missionen: San Jose y San Miguel, Nuestra Señora de la Purísima Concepción, San Francisco de la Espada und San Juan Capistrano.
    »Unsere fünf Missionen in San Antonio können sich an Schönheit nicht mit den guterhaltenen Missionen in Kalifornien vergleichen. Unsere armen Brüder in Texas mußten ja sowohl eine Kirche als auch eine Festung bauen, um sie zu schützen. Und jetzt, da ich die Hälfte meines Vortrags gehalten habe, wollen wir diesen Raum verlassen und uns die Bauten selbst ansehen.«
    Die fünf Missionen von San Antonio zu besuchen heißt, die Anfänge der Geschichte Texas’ zu durchwandern. Jede ist anders. An den Alamo war kräftig zugebaut worden; er ist nicht nur ein Museum, sondern auch so etwas wie ein geheiligter Versammlungsort, in dem es immer von Besuchern wimmelte. Auch San Jose war originalgetreu restauriert worden und ließ mit seinen dicken Mauern und den kleinen Kammern für die Indianer am besten erkennen, wie das Leben in einer Mission gewesen war. Die Mission aber, die schon seit meiner Kindheit stets mein Herz höherschlagen ließ, wenn ich sie besuchte, war Capistrano mit seinen einfachen Linien, dem schönen dreiteiligen Glockenturm und der langen, glatten Mauer mit den fünf Torbögen.
    Während wir noch dieses edle Relikt bewunderten, änderte Bruder Clarence den Tenor seiner Rede. »Soviel zur Vergangenheit. Womit wir uns jetzt zu beschäftigen haben, das ist das Vermächtnis dieser Missionen, wie es sich im Leben des heutigen Texas darstellt. Heute, wo Texas Wasser so dringend braucht, daß wir uns immer neue Tricks ausdenken müssen, um es zu finden und zu sammeln, wird es Sie interessieren zu hören, daß unsere ersten Bewässerungsgräben von den Fratres dieser Mission von San Antonio ausgehoben wurden. In den zwanziger Jahren des achtzehnten Jahrhunderts arbeitete hier ein aus Spanien gebürtiger Frater, Fray Damián de Saldaña, der große Fertigkeit in der Anlage von Bewässerungssystemen besaß. Man könnte ihn den Vater der Bewässerung in Texas nennen, und was er tat, war nicht weniger funktional als alles, was wir heute in dieser Richtung unternehmen.«
    Wieder im Vorführraum, waren wir neugierig, wie Bruder Clarence wohl die Verbindung zwischen den Missionen und dem heutigen Texas herstellen würde: »Selbst wenn Spanien uns nichts anderes als diese fünf Missionen hinterlassen hätte, das Vermächtnis wäre immer noch monumental. Weil sie eine gute, solide Form hatten, stehen sie heute als Schätze erster Güte da. Und obwohl sie uns in beschädigtem oder verändertem Zustand erreicht haben, können wir für ihre Existenz dem Weitblick unserer Vorgänger nur danken, denn in solchen

Weitere Kostenlose Bücher