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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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das Kind erzählte, was es alles erduldet hatte, mußten sich einige der Soldaten übergeben.
    So begann Bexars endloser Kampf gegen die Apachen. In diesem Teil von Tejas beheimatete Indianer - die Pampopas, die Postitos, die Orejones, die Tacames und Dutzende andere Stämme - waren halb zivilisiert, wie die Indianer, auf die die Franzosen und Engländer entlang des Mississippi und der Atlantikküste stießen. Mit Indianern wie den Mohawks, den Pawnees und den Sioux konnten die Europäer Vereinbarungen schließen, denn diese Stämme hatten Verständnis für ein friedliches Nebeneinander; nicht so die Apachen. Ihr Gesetz lautete: Zuschlagen und niederbrennen, grausam martern und töten. Es waren schöne Menschen, geschmeidig, schnell, wunderbar ihrer Umgebung angepaßt und fähig, die unglaublichsten Strapazen auf sich zu nehmen. Sie konnten tagelang ohne Essen und Trinken auskommen; sie konnten glühende Hitze und bitterste Kälte ertragen. Manchmal wagten sie sich bis Saltillo im Süden hinunter und zogen plündernd durch die Stadt.
    Fray Damián ritt zum Rancho El Codo zurück. Er wies Simon Garza an, auf den Baum zu klettern und den Strick abzuschneiden, an dem die Leiche hing, fing den herabfallenden Körper auf und schwankte mit seiner Last auf die Stelle zu, wo ein Grab ausgeschachtet worden war. Nachdem er den Leichnam zur ewigen Ruhe gebettet hatte, sprach Damián ein Gebet und gab ein Versprechen ab:
    »Bruder Domingo, Freund und Tröster meines Herzens, du starbst in einem Bestreben, das Gottes Seele mit Freude erfüllt hat. Ich verspreche dir, daß ich die Last, die du niedergelegt hast, auf mich nehmen werde. Ich werde nicht rasten, bis den Apachen Ruhe beschert ist und sie einen sicheren Hort in den Armen Jesu Christi gefunden haben.«
    Er machte sich methodisch daran, sein Versprechen zu erfüllen: »Simon, unterbrich deine Arbeit an den Stationen und schnitze eine schöne Tafel mit Domingos Martyrium.« Und seine indianischen Helfer wies er an: »Ich muß es dir überlassen, Cándido, unseren Wassergraben fertigzustellen. Und du, Ignacio: Du kannst nicht weiter auf dem Rancho leben, jetzt, wo die Apachen Zugeschlagen haben, wäre das zu gefährlich. Aber du mußt das Gelände absuchen und unsere Herden wieder zusammentreiben.«
    Was ihn selbst betraf, so mußte er die schützenden Mauern der Mission verlassen und unter die Apachen gehen, um ihnen Gottes Wort zu bringen, zuvor aber jemanden finden, der die Mission Santa Teresa leiten konnte. Er erinnerte sich des frommen Fray Eusebio. Mit Zustimmung des Leiters von Eusebios Mission setzte er den jungen Frater in sein Amt ein.
    Und dann begann Fray Damián, die Apacheria zu durchstreifen. Weil er allein kam und unbewaffnet, ein fünfzigjähriger Mann auf einem Maultier, gewährten ihm die Indianer Zutritt zu ihren Lagern. Er lernte ihre Sprache, und sie erklärten ihm, daß ein Zusammenleben von Indianern und Weißen unmöglich sei. Sie gaben zu, daß er über einen mächtigen Zauber gebot, wiesen aber darauf hin, daß auch sie nun nicht mehr machtlos waren. »Die Ihr Franzosen nennt, jenseits der Flüsse, die verkaufen uns Gewehre. Bald werden wir schießen. Wir sind bessere Jäger. Ihr erwischt uns nie.«
    Nicht allein, daß sie ihn nach Bexar zurückkehren ließen, sie gaben ihm sogar eine zuverlässige Squaw mit, die ihm unterwegs eine wichtige Nachricht anvertraute: »In dem anderen Lager, zwei Tage weiter südlich, sind zwei von den Kindern, die beim großen Überfall gefangengenommen wurden.«
    Sie machten einen Umweg, und Damián stellte fest, daß die Frau die Wahrheit gesagt hatte. In einem Zelt fanden sie einen zehnjährigen Jungen und ein achtjähriges Mädchen. Damián überredete die Apachen, das Mädchen freizulassen, damit es zu seiner Familie zurückkehren könne, aber das Kind wollte nicht. Seine Familie war tot, und jetzt hatte es neue Eltern im Lager gefunden.
    »Aber Gott will, daß du ein normales Leben führst, im Schoß der Kirche«, versuchte Damián das Mädchen zu überreden.
    »Laßt sie zufrieden«, zischte der Junge und packte sie am Arm.
    »Mein Sohn, gehört sich das.«
    »Geht fort.« Es schien, als ob die Kinder dem Frater die Schuld an den schrecklichen Dingen gaben, die ihnen widerfahren waren. Der Junge zerrte das Mädchen mit sich fort, schlug es ins Gesicht und schob es zu älteren Frauen hinüber, die es ebenfalls schlugen.
    Seiner eigenen Sicherheit nicht achtend, stürzte Damián auf das Kind zu, um es vor diesen

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