Texas
konnte.
Er blieb eine Woche in Bejar, besuchte die zerstörte Mission und ritt zu dem Rancho hinaus, das er eines Tages für die Saldanas zu verwalten gehofft hatte, wie seine Vorfahren vor ihm. Als Don Mordecai erfuhr, daß er sich in der Stadt aufhielt, suchte er ihn auf, um ihm ein großzügiges Angebot zu machen: »Ihr kennt den Rancho. Ich brauche einen Verwalter, dem ich vertrauen kann. Ich biete Euch einen guten Posten und ein hohes Gehalt.« Augenzwinkernd fügte er hinzu: »Und wenn Ihr einmal die kleine Saldana heiraten wollt.«
»Das ist eine gute Idee«, erwiderte Domingo prompt. »Ich brauche einen Posten.« So ritten die zwei Männer, von Soldaten begleitet, zum Rancho hinaus. Marr erklärte Domingo seine zukünftigen Pflichten. Als sie schon weit von den anderen entfernt waren und Marr gerade auf einen Zaun wies, der ausgebessert werden mußte, stieg Domingo in seinen Steigbügeln auf, beugte sich vor und führte einen so gewaltigen Schlag gegen Marrs Kinn, daß der Amerikaner aus dem Sattel flog. Domingo stürzte sich auf den hingestreckten Marr und hämmerte mit beiden Fäusten auf ihn ein. Marr rappelte sich mühsam hoch und schlug mit seinen muskulösen Armen heftig um sich. Garza wich ihm aus, tänzelte um ihn herum und landete so gewaltige Hiebe, daß es nicht lange dauerte, bis der Americano völlig erschöpft nach Atem rang. Als Garza sah, daß sein Gegner ermattete, setzte er ihm mit einer ununterbrochenen Folge von Schlägen und Tritten so zu, daß Marr das Bewußtsein verlor und zu Boden fiel.
Nachdem er sich die blutigen Hände im Gras abgewischt hatte, band Domingo Marrs Pferd an das eigene und ritt langsam zu den wartenden Soldaten zurück. »Ihr solltet euch auf den Weg machen und ihn suchen.« Er überließ ihnen Marrs Pferd und machte sich allein auf den langen Weg zurück nach Bejar.
Bei Sonnenuntergang traf er ein, und noch bevor der Mond am Himmel stand, waren er und Trinidad de Saldana, begleitet von vier Reitern, die er in Dienst genommen hatte, unterwegs nach Laredo.
Da geht sie hin, eine reife Frau von siebzehn Jahren. Sie durchwatet den Rio Medina, den Fluß, der den Rancho ihrer Familie begrenzt hatte, dann den seichten Atascosa und dann den Nueces, an dessen Ufern ihre Enkel, die ihn verteidigen wollen, sterben werden. Sie durchquert den Nueces Canon, in dem in kommenden Jahren ganze Armeen kämpfen werden, und erreicht schließlich die fruchtbaren Felder am Rio Grande. Einige ihrer Nachkommen werden in den Kongreß der Vereinigten Staaten gewählt werden, andere sich in der mexikanischen Armee verdient machen und ihren Vettern gegenüberstehen, die in der amerikanischen Armee gegen sie ins Feld ziehen. Einige wenige werden als Farmer Millionäre werden. Aber die meisten werden arm sterben und vergessen werden.
Der Sonderstab
Die Assistenten ließen mich wissen, daß es ihnen schwerfiel, einen geeigneten Redner für die Junitagung in El Paso zu finden, und daß sie deshalb dafür plädierten, sie auf Juli zu verschieben. Das Thema lautete: Warum hat von alters her eine allem Anschein nach unüberbrückbare Animosität zwischen alteingesessenen spanischsprechenden Bewohnern und englischsprechenden Neuankömmlingen bestanden?
Unsere Mitarbeiter hatten zwar bereits mehrere Wissenschaftler ausfindig gemacht, aber zufällig war ihrer aller Muttersprache Spanisch; Rusk und Quimper machten Einwände geltend: »Ich habe keine Lust, mir noch mehr Apologeten Spaniens und der katholischen Kirche anzuhören«, erklärte Rusk, und Quimper sprang ihm bei: »Texas ist ein protestantischer Staat, und wir brauchen keine weitere Indoktrination, die aufs Gegenteil hinausläuft!«
Dr. Garza rettete die Situation. »Da gibt es einen ausgezeichneten Mann an der Michigan State University. Einen Dr. Carver, wenn ich mich recht entsinne.«
»Worauf ist er spezialisiert?« fragte Rusk, der diese wichtige Entscheidung offenbar nicht ihr überlassen wollte.
»Sein Fachgebiet sind die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Franzosen und den Engländern in Kanada, vor allem in der Provinz Quebec.«
»Ist er ein Apologet der katholischen Kirche?« unterbrach Quimper.
»Zufällig weiß ich, daß er Baptist ist.«
Auf dem Weg zur Tagung in El Paso konnte ich die Mitglieder unseres Stabs beruhigen: »Ich habe mich nach Carter - so lautet sein Name - erkundigt und einige Arbeiten von ihm gelesen. Er ist genau der Mann, den wir brauchen.«
Am nächsten Morgen lernten wir unseren Gastredner
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