Texas
inspizieren, mit Glückwünschen und einem Krug Wein begrüßt wurde, den er zusammen mit den mexikanischen und indianischen Familien leerte, die bald für ihn arbeiten würden. In ganz Bejar gab er dasselbe Versprechen ab: »Wir werden auf Dauer bauen. Wir werden Bejar zu einer bedeutenden Stadt machen.« Doch als die Stadt schon überzeugt war, in Don Mordecai einen neuen Bewohner von großer visionärer Kraft und außerordentlichen Führungsqualitäten zu besitzen, wurde sie von der offiziellen Mitteilung erschüttert, daß er nun doch nicht Trinidad de Saldana, sondern Amalia Veramendi heiraten würde.
Ja, diese mächtige Familie war mit einem verlockenderen Vorschlag an ihn herangetreten: Wenn er Amalia heiratete, würde sie mehr als sechzehntausend Hektar besten Landes unweit von Saltillo als Mitgift bekommen. Das Aufgebot wurde an der Kirchentür angeschlagen, viele Glückwünsche wurden ausgesprochen; und weil der Heiratsantrag, den er Trinidad gemacht hatte, nur eine formlose Vereinbarung gewesen war, verzieh die Gemeinde Don Mordecai seinen Wankelmut.
Trinidad erfuhr die Neuigkeit rein zufällig von einem Dienstmädchen: »Ich habe der Köchin der Veramendis versprochen, ihr beim Backen der Hochzeitstorte zu helfen.«
»Wer heiratet denn da drüben?« fragte Trinidad.
»Amalia heiratet Don Mordecai.«
Trinidad weinte nicht; sie bekam nicht einmal einen Zornausbruch; sie ging still in den Garten, lehnte sich an einen Baum und dachte über Don Mordecai nach: über sein arrogantes Auftreten, seine brutalen Liebkosungen, seine ehrlich gemeinten Versprechungen, sich zu bessern; über seinen Hunger nach Land; über die Versuchung, die in Form der Ländereien Veramendis an ihn herangetreten war. Und sie kam zu dem Schluß, daß sie das Pech gehabt hatte, einem Typ von Mann zu begegnen, der keine Moral und keine Ehre im Leib hatte. Durch die ihr zugefügte tiefe Kränkung völlig verunsichert, ging sie zu ihrem Großvater und bat ihn ganz ruhig, die Fakten in Erfahrung zu bringen. Wuterfüllt kam er zurück. »Dieser Dreckskerl hat um Amalias Hand angehalten, und seine Bewerbung wurde angenommen. Ich habe ihnen ganz offen von seinem früheren Interesse an dir erzählt und ihnen versichert, daß wenn.« Er konnte nicht weitersprechen. Der Zorn lähmte ihm die Zunge.
Zwei Tage später hatte er sich entschlossen, die Ehre seiner Familie zu retten. Im Schatten der Kirche schritt er über die Plaza, stieß die Tür zu Marrs Lagerhaus auf, versetzte ihm einen kräftigen Schlag ins Gesicht und forderte ihn zum Duell.
Anschließend begab er sich ins Presidio und bat einen jungen Leutnant, einen gewissen Marcelino, ihm als Sekundant beizustehen. Zusammen mit Jose Moncado, dem Kommandanten des Presidio, begab sich Marcelino zu Marr. »Ihr seid von einem Ehrenmann zum Duell gefordert worden. Er ist ein alter Mann, und seine Hand zittert. Sich mit ihm zu duellieren wäre ein Frevel. Bitte geht zu ihm und entschuldigt Euch.«
»Kommt nicht in Frage«, entgegnete Marr in seinem langsamen Spanisch. »Seit ich hier bin, hat er nicht viel anderes getan, als mich zu beleidigen.«
»Für einen ausgezeichneten Schützen wie Euch wäre es Mord, die Forderung dieses alten Mannes anzunehmen.«
»Ich habe vom ersten Tag an seine Beleidigungen einstecken müssen. Er hat mir die Für seines Hauses vor der Nase zugeschlagen, hat mich nicht eintreten lassen.«
»Ihr besteht also darauf?«
»Jawohl. Amalias Bruder wird mein Sekundant sein.«
Die beiden Männer versuchten nun Don Ramón von seiner törichten Haltung abzubringen, indem sie ihn auf die schreckliche Gefahr hinwiesen, der er sich aussetzte: »Dieser Amerikaner hat schon mehrmals bewiesen, daß er ein ausgezeichneter Schütze ist. Ihr müßt Eure Forderung zurücknehmen!«
Don Ramón musterte seine Besucher wie ein unschuldiges Kind, das für etwas getadelt wird, was es nicht versteht und auch nicht getan hat. »Er hat meine Enkeltochter entehrt. Was sonst sollte ich denn tun? Ich schieße. Er schießt. Es geht um die Ehre.«
Jetzt suchten sie Unterstützung beim alten Don Lázaro - eine paradoxe Wahl, denn er war ja der Großvater der kleinen Veramendi, die Marrs Werbung angenommen und den ganzen Verdruß verursacht hatte. Dennoch bot er im Gespräch mit Don Ramón seine ganze Überredungskunst auf: »Mein lieber alter Freund, der Amerikaner wird Euch abschlachten. Ihr könnt doch eine schwere Pistole kaum heben, geschweige denn damit schießen.«
»Ich werde sie
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