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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Nation einer neuen Regierungsform bedürfen wird. Es könnte auch weiterhin Mexiko und die Vereinigten Staaten sein. Aber der Austausch von Menschen, Sprachen, Geld, Jobs, Erziehungsmethoden, Traditionen, Eßgewohnheiten und Religionen wird allesumgreifend sein - und niemand wird ihn aufhalten können!«

DIE SIEDLER
    An einem Wintertag des Jahres 1823 stand ein großgewachsener, muskulöser, etwa dreißigjähriger Mann mit seiner schmächtigen Frau, seinem pummeligen elfjährigen Sohn und drei Jagdhunden am Ufer eines von Regenwasser gefüllten Bayous im Westen des neuen Staates Louisiana. Er war aus Tennessee geflohen, um dem Bankrott und dem Gefängnis zu entgehen, und über das, was nun vor ihm lag, war er nicht eben glücklich.
    »Das Wasser ist nicht so schlimm. Wir können es durchwaten, wie wir es schon oft gemacht haben. Aber der Streifen zwischen hier und Texas macht mir Sorgen.«
    »Wir kommen schon durch«, murmelte seine rothaarige Frau. »Du bleibst in unserer Nähe, Yancey«, wies sie ihren Sohn an, »und hilfst die Gewehre laden, wenn wir angegriffen werden.«
    Alle drei trugen Wildlederkleidung, mühsam zugeschnitten und genäht von der Mutter, die für alle wichtigen Entscheidungen verantwortlich zu sein schien, während ihr Mann nur große Sprüche klopfte.
    »Wir bleiben auf westlichem Kurs«, verkündete er wie ein General, »marschieren schnellstmöglich und sind in Texas in Sicherheit, bevor die überhaupt etwas merken.«
    Er stammte aus einer angesehenen Familie in Tennessee, aber seine Spielleidenschaft und ein ausgeprägter Hang zum Müßiggang hatten zu einer starken Verknappung seiner Finanzen geführt. Nachdem er die Tochter eines einfachen Siedlers geheiratet hatte, verlor seine Familie jedes Interesse an seinem Wohlergehen, und wegen seiner Schulden blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Haus aufzugeben. Er war ein Mann ohne Land und ohne große Hoffnung auf ein besseres Leben. Über Nashville und Memphis nach Little Rock in den westlichsten Winkel des Territoriums von Arkansas hatten er und seine Familie sich durchgekämpft, hin zum Ufer des Red River und dann bis ins Innere von Louisiana. Sie waren nach Westen auf den mexikanischen Grenzstaat Tejas zumarschiert, der am Mississippi Texas hieß und als Zufluchtsstätte für jeden Amerikaner galt, der ein neues Leben in einer aufblühenden Region beginnen wollte.
    Um dieses angebliche Paradies von Louisiana aus zu erreichen, mußte man ein großes Risiko eingehen. Denn zu diesen letzten Bayous sahen sich Reisende, wie jetzt die Quimpers, etwa fünfzig Kilometer des gefährlichsten Territoriums in ganz Amerika gegenüber. »Früher einmal hat man das den Neutralen Boden genannt, weil das Gebiet weder zu Louisiana noch zu Texas gehörte«, erklärte Quimper seinem Sohn. »Man hoffte damit Konflikte zwischen Amerikanern und Spaniern vermeiden zu können. Aber was haben sich die Herrschaften mit diesem Trick eingehandelt? Mörder, Schmuggler, Frauen, die ihre Familien verlassen haben, davongelaufene Sklaven, Falschmünzer. Schließlich sprachen sie Louisiana das Gebiet zu, aber immer noch lebt hier der Abschaum der Menschheit. Auf diesem Strip, diesem Streifen jenseits des Flusses, liegt die Hölle.«
    »Ich will da nicht hin«, sagte Yancey, aber seine Mutter packte ihn am Arm und stieß ihn auf den Bayou zu. »Man hat uns aus Tennessee rausgeworfen. Es bleibt uns gar nichts anderes übrig, wir müssen nach Texas!« Auf den Sack zeigend, den sie mit sich trug, fügte sie hinzu: »Dieser Mais muß noch vor Mai gepflanzt sein, sonst verhungern wir.«
    Quimper wollte gerade in das schlammige Wasser steigen, da erscholl eine Stimme: »He Sie da! Wollen Sie vielleicht auch nach Texas?«
    Als die Angesprochenen sich umdrehten, bot sich ihnen ein amüsanter Anblick: ein rundlicher, weißhaariger, rotbackiger Ire im Habit eines katholischen Priesters, der entsetzlich schnaufte, während er sich bemühte, die Quimpers einzuholen. Offensichtlich hatte auch er Angst vor dem gefährlichen »Streifen«.
    Als er bei den Quimpers angekommen war, sahen sie, daß er weit weniger Gepäck als sie hatte: einen kleinen Lederranzen und ein arg mitgenommenes Buch, offensichtlich eine spanische Bibel, denn auf dem Buchrücken standen in verblichenen Goldbuchstaben die Worte Santa Biblia. »Ich bin Vater Clooney aus Clare County«, stellte er sich japsend vor. »Ein Diener Gottes und der mexikanischen Regierung!«
    »Ich bin Jubal Quimper, Methodist aus

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