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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Gallatin, Tennessee, unterwegs nach Texas. Und was suchen Sie hier?«
    Der Priester erzählte eine sehr seltsame Geschichte: »Als der Wein rot war, schickte ich meinen Bischof in Irland zum Teufel. Bevor er mich hinauswarf, gab er mir noch einen guten Rat: >Francis Xavier Clooney, vielleicht seid Ihr der Meinung, daß Euer Bischof zur ewigen Verdammnis in die Hölle fahren sollte, aber Ihr dürft es nicht aussprechen.< In Irland fand ich keine Arbeit mehr. Bischöfe haben ein gutes Gedächtnis.
    So wanderte ich nach New Orleans aus, aber ich fand auch dort keine Arbeit. Bischöfe haben lange Arme. Als die spanische Regierung vor etlichen Jahren bekanntgab, daß sie Priester für Texas suche, weil nur wenige Spanier dort arbeiten wollten, fuhr ich nach Mexiko und meldete mich freiwillig. Ich sollte ganz Texas nördlich von San Antonio übernehmen. Da warfen die Mexikaner die Spanier hinaus, und ich war wieder ohne Stellung. Die neuen Herren in Mexico City sagten mir: >Wir schicken unsere eigenen Leute nach Texas. Wir brauchen keine Fremden.< So segelte ich also nach New Orleans zurück. Aber sie fanden bald heraus, daß die mexikanischen Priester genausowenig Lust hatten, nach Texas zu gehen, wie vor ihnen die Spanier. Da kamen sie dann gelaufen: >Vater Clooney, wir brauchen Sie!<«
    »Haben Sie Spanisch gelernt?« erkundigte sich Quimper.
    »Ein wenig«, antwortete Clooney. »Ich kann Gebete sprechen. Und Sie?«
    »Hier in der Gegend schnappt man mal hier, mal da ein Wort auf. Übrigens, sagten Sie, Sie wären ein Beamter der mexikanischen Regierung?«
    »Im nördlichen Texas werde ich die katholische Kirche sein. Dort werde ich für Taufen zuständig sein, für Trauungen und für Bekehrungen.«
    »Für Bekehrungen?«
    »Ja freilich! Sie haben mir gesagt, Sie wären Methodist. Sicher eine respektable Religion, aber nicht ganz die richtige. Wenn Sie nicht zu meiner Konfession übertreten, bekommen Sie in Texas kein Land, und man wirft sie vielleicht sogar hinaus.«
    »Das kann ich nicht glauben«, sagte Quimper entrüstet.
    Der Priester holte aus seiner abgegriffenen Bibel ein in Mexico City gedrucktes Dokument hervor, das die Bestimmungen enthielt. Mühsam entzifferten er und Quimper den spanischen Gesetzestext:
    »Es ist keinem Einwanderer gestattet, sich in Tejas niederzulassen oder dortselbst Land zu erwerben, wenn er keine Zeugnisse vorlegen kann, aus welchen hervorgeht, daß er ein gesetzestreuer Bürger ist. Wenn er nicht bereits der römisch-katholischen Kirche angehört, muß er konvertieren.«
    Quimper zeigte seiner Frau das Dokument und fragte dann Vater Clooney, wie man das Gesetz umgehen könnte, wenn man ein halbwegs anständiger Mensch, aber kein Katholik war.
    »Das ist ausgeschlossen«, antwortete der Priester. »Man hat mich ja gerade deshalb nach Texas geschickt, damit ich Leute wie Sie, Quimper, bekehre. Dann kommen Sie auf legale Weise zu Ihrem Land.«
    »Und wie soll das vor sich gehen?«
    »Die mexikanische Regierung bereitet ein neues Gesetz vor. Jeder katholische Einwanderer bekommt Land zugewiesen. Ein größeres Areal, wenn er verheiratet ist. An Ihrer Stelle würde ich angeben, daß ich die Absicht habe, Vieh weiden zu lassen, dann bekommen Sie ein noch größeres Gebiet zugeteilt.«
    »Wir haben kein Vieh.«
    »Wir haben im Augenblick auch keine Sonne«, entgegnete Vater Clooney, »aber sie wird ganz sicher bald wieder scheinen.«
    »Ich muß Katholik werden?«
    »Anders geht es nicht.«
    »Und Sie können aus mir einen machen?«
    »Das ist sogar meine Pflicht.«
    »Was muß ich also tun? Ich brauche Land.«
    »Sie knien nieder, Ihre Frau und Ihr Sohn knien nieder, und ich stelle Ihnen ein paar einfache Fragen.«
    »Unter diesen Bedingungen nehme ich kein Land an«, erklärte Mattie Quimper streng. »Einer solchen Blasphemie werde ich mich nicht schuldig machen.«
    Nun schob der Priester Jubal zur Seite, nahm Mattie am Arm und fragte sie sanft: »Du brauchst dringend Grund und Boden, meine Tochter, nicht wahr?«
    Sie nickte. »Muß ich wirklich?« fragte sie.
    »Du mußt.«
    Sie nickte resignierend und ließ sich von Vater Clooney zu ihrer Familie zurückführen.
    So knieten die drei Quimpers im Schlamm von Louisiana nieder und blickten nach Texas hinüber. Es war ein feierlicher Augenblick für sie und für den Priester, denn sie legten formell den Glauben ab, in dem man sie erzogen hatte, während er seine erste Amtshandlung als Vertreter einer neuen Regierung vollzog. Alle waren sie

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