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Texas

Texas

Titel: Texas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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stürmten sie nach Béjar weiter und unternahmen einen so wütenden Angriff, daß Hauptmann Moncado alle Männer und Frauen und sogar Kinder einsetzen mußte, um sie abzuwehren.
    Wie rasend griffen sie die Stadt an; obwohl sie viele töteten, gelang es ihnen nicht, bis zu den Häusern rund um die Plaza vorzudringen. Zurückgeschlagen, machten die Komantschen abrupt kehrt, überfielen die ungeschützte Mission Santa Teresa und besetzten sie. Zwei junge Fratres wurden von Pfeilen durchbohrt, die älteren, an ein häusliches Leben gewohnten Indianer erschlagen oder erstochen, die jüngeren am Leben gelassen, um später einen grausamen Martertod zu erleiden. Zornig über den Widerstand, zündeten die Komantschen alle Gebäude an, brachen die hölzerne Tür der Steinkirche nieder und heulten voll Entzücken, während sie Simon Garzas herrliche Kreuzweg-Schnitzereien ins Feuer warfen.
    In den Flammen verschwand die geduldige Arbeit Fray Damiáns. Die von Fray Domingo 1723 mit so viel Liebe errichteten Behausungen für die Indianer versanken in der Glut; die Schule, in der die Kinder lesen und schreiben gelernt hatten, die Zelle, in der Fray Damián um Erleuchtung gebetet hatte. Nichts überdauerte die Wut der Komantschen.
    Nach der Zerstörung von Santa Teresa verbrachte die jetzt siebzehnjährige Trinidad zwei qualvolle Wochen. Kein einziges Mal verließ sie das schöne Haus mit den niedrigen Räumen, wo sich nur Natán, der schwarze Sklave der Familie, um sie kümmerte. Sie verwendete diese Zeit für eine leidenschaftslose Bewertung all dessen, was ihr seit ihrem elften Lebensjahr zugestoßen war - seit sie begonnen hatte, sich ihrer lieben Freundin Amalia Veramendi anzuvertrauen. In Gedanken sah sie die Geister der zwei toten Männer, die sie innig geliebt hatte - René-Claudes und Don Ramóns -, und die Bilder der zwei lebenden Männer, die sie verachtete: Don Mordecai und Fray Ybarra. Jetzt wußte sie, daß Amalia sie hintergangen hatte. Ihr wurde klar, daß sie Béjar verlassen mußte. Sie rief ihren Sklaven Natán zu sich und schenkte ihm die Freiheit. Der Kirche übergab sie eine Geldsumme mit dem Auftrag, Novenen für die Seele Don Ramóns lesen zu lassen. Getröstet holte sie dann Papier und Feder hervor und schrieb einen Brief, der bewies, wie sehr sie in diesen Tagen seelischer Qual gereift war:
    Estimado Señor Domingo Garza,
    Ich schreibe Euch aus dem dunklen Tal der menschlichen Seele. Ein ehrsamer Franzose, der mich heiraten wollte, wurde von Komantschen getötet. Meine Mutter ist gestorben. Ein Americano, der mich heiraten wollte, hat eine andere genommen und dann meinen Großvater im Duell erschossen. Der Rancho, auf dem Ihr gearbeitet habt, wurde uns weggenommen. Die Mission Santa Teresa, wo Euer Urgroßvater jene herrlichen Kreuzwegstationen geschnitzt hat, wurde niedergebrannt; sein Werk ist verloren.
    In diesen traurigen Tagen denke ich oft daran zurück, wie liebenswürdig und rücksichtsvoll Ihr immer zu mir wart. Ich erinnere mich an Euch als einen gütigen jungen Menschen und bitte Euch flehentlich, daß Ihr, wenn es Euch möglich ist, zu mir kommt und mich aus dem Schrecken erlöst, in dem ich lebe.
    San Antonio de Bejar Provincia de Tejas 1792
    Trinidad de Saldana
    Sie schickte den Brief nach Laredo, von wo aus er den Fluß hinunter zu den Siedlungen weitertransportiert würde, die der große Escandon in den vierziger Jahren gegründet hatte, um schließlich die Ländereien zu erreichen, die einst Eigentum der Saldanas gewesen waren. Dort würde man ihn Domingo Garza übergeben, dem Sohn des Ehepaares, das dieses Land am Nordufer des Flusses besaß.
    Trinidad schätzte, daß der Brief drei Monate brauchen würde, um Domingo zu erreichen; weitere drei Monate würden es dauern, bis sie eine Antwort erhielt. Mittlerweile spazierte sie durch die Gassen von Bejar, als ob sie den Rest ihres Lebens hier verbringen wollte. Sie ging in die Kirche; im Presidio erkundigte sie sich nach neuen Vorschriften; und sie beobachtete, wie Amalia und deren amerikanischer Mann ihren Einfluß in der Gemeinde verstärkten.
    Zwei Monate und zwei Wochen waren vergangen, als es eines Morgens gegen ihre Tür hämmerte. Als sie öffnete, stand, staubbedeckt von seinem langen Ritt, Domingo Garza vor ihr. Trinidad flüsterte: »Ihr seid mein Retter!« Und von den Fesseln der Vergangenheit befreit, nahm er sie in die Arme, und sie barg ihren Kopf an seinem Hals, um die Tränen zu verbergen, die sie nicht zurückhalten

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