Thanatos
entweihten.
Eine örtliche Aegis-Zelle hatte sich der Polizei angeschlossen; gemeinsam sorgten sie dafür, dass niemand die Kirche betrat. Doch Ares und Thanatos vermochten sie nicht aufzuhalten – sie passierten die Blockade unsichtbar in einem Khote-Zauber verborgen. In dem Gebäude schossen Nullinge wie Fetzen schwarzen Nebels umher; Vampire hockten auf Vorsprüngen und beobachteten Ares und Thanatos, die über einen Boden schritten. Er war blutbeschmiert und mit toten und verletzten Menschen übersät.
»Wer hat hier das Sagen?«, rief Than.
Die Nullinge kreischten, sodass das tiefe Lachen eines blonden Vampirs, der zwischen zwei Säulen auftauchte, kaum zu hören war. Auf seinen Zähnen glänzten die Überreste seiner letzten Mahlzeit.
»Ihr könnt mich Medras nennen.« Mit einem Satz sprang er auf die Orgel; der dumpfe Aufprall seiner Stiefel hallte von den Wänden wider. Blut befleckte seine verwaschene Jeans, das weiße T-Shirt und seine Arme. Der Geruch des Todes hing an ihm, und sofort erhob sich in Thans Innerem sein eigenes Verlangen zu töten.
»Großer Gott«, murmelte Ares, als er die Vampire musterte, die sich um sie herum versammelten. »Wie viele Tagwandler hast du denn erschaffen?«
Thanatos schluckte. Seine Kehle brannte vor Selbstekel. »Mehr, als ich dachte. Ich weiß nicht, wie –«
»Du weißt nicht, wie?«, knurrte Medras. »Dann lass mich deiner Erinnerung auf die Sprünge helfen. Ich war ein Mönch, der mit seinen Brüdern durch Franken wanderte, und du bist wie ein Tier über uns hergefallen. Erinnerst du dich zumindest daran?«
Nein, das tat Than nicht. Er hatte gedacht, er wisse von allen Vorfällen, aber vielleicht hatte er zu diesem Zeitpunkt in einem seiner mörderischen Wutanfälle festgesteckt. Oh Gott, wie viele Tagwandler mochte es sonst noch geben, von deren Existenz er nichts geahnt hatte?
»Ich dachte mir schon, dass du mich nicht erkennen würdest.« Bitterkeit durchdrang jedes von Medras’ Worten. »Aber ich werde dein Gesicht niemals vergessen. So wenig wie ich das Böse vergessen werde, das meinen Körper übernahm und mich zwang, so viele zu töten, bis ich endlich die Kontrolle über meine Blutgier gewann.« Mit einer gewandten Bewegung zog er einen kauernden Menschen vom Boden hoch.
»Stopp!« Thanatos bewegte sich auf den Vampir zu, erstarrte aber, als Medras dem Menschen eine Klinge an den Hals hielt.
»Noch einen Schritt näher, und er stirbt.«
»Wenn dies deine Kontrolle über die Blutgier darstellen soll, dann solltest du wohl besser noch ein wenig daran arbeiten«, knurrte Than. Und das ausgerechnet von ihm. »Warum tut ihr das?«
Sonnenlicht strömte durch die Buntglasfenster und tauchte Medras in ein Kaleidoskop aus Licht, während er Than höhnisch angrinste. »Das hast du noch nicht rausbekommen? Hast du immer noch nicht in deinen dicken Schädel bekommen, dass Tagwandler dir nicht dienen wollen? Wir wollen unsere Freiheit.«
»Ihr Narren. Ich beschütze euch. Beschütze die gesamte Vampirrasse.«
»Nicht mehr,
Bludrexe
. Sobald die Apokalypse beginnt, werden wir deinen Schutz nicht mehr brauchen. Dazu müssen wir nur dein Balg töten und dein Siegel brechen.«
Thanatos zischte, und zum ersten Mal ließ er vor Ares’ Augen seine Fänge vor Wut ausfahren. »Woher wusstet ihr von meinem Siegel? Ohne Hilfe konntet ihr euch das alles nicht zusammenreimen.«
»Das ist wahr. Meine Brüder und ich haben uns jahrhundertelang verborgen, aber wir konnten dich im Auge behalten. Nicht alle deine kleinen Haussklaven sind glücklich, Reiter.«
Than würde diesem Mistkerl die Eier abreißen und ihn anschließend zwingen, sie aufzuessen. »Dann hat euch also einer meiner Diener von meiner bevorstehenden Vaterschaft berichtet. Aber das erklärt immer noch nicht, warum ihr glaubt, dass ihr bekommt, was ihr wollt, wenn ihr dem Kind etwas antut.«
»Darum, du Einfaltspinsel. Wir haben es satt, uns zu verstecken, also sind wir zu deinem Bruder gegangen. Er ist sehr an allem interessiert, was wir über unsere Herkunft erzählen konnten. Und wir haben mit Interesse vernommen, dass der Tod deines Bastards dein Siegel brechen würde. Pestilence versprach uns Macht über die Tagwandler und Freiheit von deiner Herrschaft, wenn wir ihm unsere Gefolgschaft im Letzten Gefecht zusagen.«
Gemäß der Prophezeiung in der
Daemonica
war das Letzte Gefecht der Kampf zwischen allen vier Reitern, in dem sie um die endgültige Herrschaft über die Erde kämpften. Zu wissen,
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