Thanatos
zu tun hat.«
»Er scheint seine Finger so ziemlich überall drin zu haben«, sagte Than.
Ares blickte auf die Szene hinab, die Thanatos mit den Vampiren darstellte. »Ich bin überrascht, dass Harvester dein Geheimnis bewahrt hat. Sieht ihr gar nicht ähnlich, so nett zu sein.«
»Dafür gibt es zweifellos einen Grund«, sagte Limos. Ihre Stimme troff vor Säure. »Und was ist mit deinen Nachtwandler-dienern? Kennen sie dein Geheimnis?«
Thanatos schloss die Augen, und Regan schob ihre Hand in seine. Das musste alles schrecklich für ihn sein, aber sie könnte sich vorstellen, dass es auch eine gewisse Erleichterung bedeutete, dass er seine Bürde endlich mit seinen Geschwistern teilen konnte. Als Thanatos die Augen wieder aufschlug, warf er ihr einen dankbaren Blick zu.
»Sie wissen es. Sie alle wurden von Tagwandlern geschaffen und haben es auf die eine oder andere Art herausgefunden. Entweder wurden sie während des Tages gebissen, oder sie haben die Wahrheit von Wildlingen erfahren. Sie erhielten dasselbe Tattoo mitsamt Geheimhaltungszauber.«
Regan widmete sich wieder den Schriftrollen und rollte eine von ihnen auf. Auch wenn sie diese spezielle sheoulische Sprache nicht lesen konnte, konnte sie die Emotionen spüren, die in die Tinte geflossen waren. Sie hingen eindeutig mit den Texten zusammen, die sie im Aegis-Hauptquartier entziffert hatten.
»Kann irgendjemand das hier lesen?«
Ares ordnete die Rollen in der richtigen Reihenfolge an. »Das meiste bezieht sich auf das Vampirleben des Schreibers nach der Wandlung. Ziemlich langweiliger Mist. Mann, war der Kerl emo. Du liebe Güte, Than, hättest du nicht jemand wandeln können, der nicht so ein totaler Jammerlappen war?«
Thanatos zeigte seinem Bruder den Mittelfinger.
Ares nahm sich die letzte Rolle vor. »Aber die hier … In der geht es um unseren Vater.
Und der Name des Engels war Yenrieth, den der andere, dunklere Engel ein Lamm nannte.
«
Regan runzelte die Stirn. »Aber in der Bibel, wird da nicht das Lamm mit Jesus gleichgesetzt?«
Ares tippte mit den Fingern auf das Pergament. »Ich vermute, der weibliche Engel wollte ihn damit kränken, aber dann redet sie über …« Ares stieß ein Zischen aus und zog sich so rasch zurück, als hätte die Rolle ihn versengt.
Limos und Than stürzten auf ihn zu. »Was ist los?«
»Ich habe mich wohl verlesen«, sagte Ares. »Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen.«
»Wieso?«, fragte Thanatos. »Was steht da?«
»Die Engel kämpften. Sie kämpften um Yenrieths Kinder und deren Siegel. Und darüber, wie Yenrieth … Scheiße.«
»Scheiße was?« Thanatos stellte sich hinter Regan und zog sie sanft an seine Seite, als wollte er sie dagegen wappnen, was jetzt kam. Oder sich selbst.
»Wie Yenrieth aufhören musste zu flüchten und endlich sein Schicksal akzeptieren musste.«
»Und was genau ist sein Schicksal?«, fragte Limos, deren violette Augen sich zu Schlitzen zusammengezogen hatten.
Ares wandte sich ihnen zu. »Wenn im Buch der Offenbarung von dem Lamm gesprochen wird, dann ist damit Yenrieth gemeint.« Er fuhr sich mit der zitternden Hand durch die Haare. »Falls die Prophezeiung der
Daemonica
falschliegt, müssen wir uns immer noch um das biblische Ende aller Tage Sorgen machen.« Ares blickte von Limos zu Than. »Und unser eigener Vater ist dazu bestimmt, unsere Siegel zu brechen und die Apokalypse auszulösen.«
Thanatos brachte Regan nicht sofort zu sich nach Hause zurück. Er brauchte Sonne und frische Luft, offene Weiten und den Geruch des Meers.
Außerdem brauchte er ein bisschen Zeit allein mit Regan, um ihre Absichten bezüglich der neuen Informationen, die er ihr gegeben hatte, abzuschätzen. Sollte sie der Aegis erzählen, was sie erfahren hatte, könnten sie dafür sorgen, dass Tausende ihrer Feinde durch das Fingerschnippen eines Engels vernichtet wurden.
Ares’ Strand war der perfekte Ort für eine kleine Unterhaltung.
Sie traten aus dem Höllentor auf warmen, weißen Sand. Regan lächelte in die Brise, ihre Wangen glühten im Sonnenlicht.
»Wo sind wir?«
»Griechenland. Ares’ Insel. Ich dachte, dir würde eine Abwechslung zu dem eisigen Wetter bei mir mal ganz gut gefallen.«
Sie sah ihn mit erhobener Augenbraue an. »Und außerdem dachtest du, ich würde wahrscheinlich eher geneigt sein, dir zu versprechen, dein Geheimnis zu bewahren, wenn ich mich nicht wie eine Gefangene und in der Defensive fühlen würde.«
»Das auch.«
Mit einem Seufzer spazierte sie
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