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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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denn nicht mehr? Nachdem du fünftausend Jahre lang alles gebumst hast, was dir vor die Augen kam, willst du nicht endlich mit einer Gefährtin eine Familie gründen? Willst du denn keine Kinder?«
    Ein leises Schuldbewusstsein ließ die schätzungsweise drei bis vier Liter Piña Coladas in seinem Magen sauer werden. Sie redeten gar nicht über Reseph … sie redeten über Than.
    So funktionierte Than nun mal. Er konnte sich nicht einfach hinstellen und sagen, dass er sich so sehr nach einer Familie sehnte, dass es wehtat … er musste den größten beschissenen Umweg machen, den es gab, und man musste zwischen den Zeilen lesen, was er eigentlich meinte. Allerdings – sollte Reseph freiheraus sagen, dass er genau wusste, was Sache war, würde sich Than nur zurückziehen oder angreifen, darum musste Reseph behutsam vorgehen.
    Was nun wirklich nicht sein Stil war. Doch Thanatos öffnete sich nicht allzu oft, und Reseph würde nicht zulassen, dass er es am Ende noch bereute.
    »Ich will keine Kinder.« Reseph warf eine weitere Muschel. »Ich meine, sie sind süß … aus der Ferne. Wie Opossums. Und eine Gefährtin? Das wäre ein ernsthafter Dämpfer für mein Sexleben. Mir kommt es vor, als ob die Mädels alle hundert Jahre oder so immer heißer werden. Was, wenn ich mir heute eine Gefährtin nehme, und dann in hundert Jahren haben sie sich allesamt zu Supermodels entwickelt?«
    Thanatos murmelte etwas, das sich ziemlich nach »verdammter Blödmann« anhörte. »Dann hast du also noch nie eine kennengelernt, die dich zu mehr als einem One-Night-Stand hat verführen können?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Da waren schon ein paar. Erinnerst du dich noch an diesen Sukkubus aus Sri Lanka? Mit der war ich einen ganzen Monat zusammen.«
    »Nur mit ihr?«
    »Natürlich nicht, Dämlack.« Reseph kratzte sich an der Brust, die sich auf einmal seltsam beengt anfühlte. »Unsterbliche Frauen sind schon toll, so zum Feiern und so, aber als Gefährtinnen? Die Ewigkeit ist eine verdammt lange Zeit, wenn man sie mit einer einzigen Frau verbringen soll. Und Menschen …«
    »Sie sterben.«
    So leicht. Sie starben viel zu leicht. Und früh. Ihre Lebensspanne war jämmerlich kurz. Das Gefühl der Enge wurde immer schlimmer, bis es beinahe schmerzte zu atmen. Er hatte einmal einen Menschen verloren, und irgendwie hatte der Schmerz die Jahrhunderte überlebt. Das würde nicht noch einmal passieren.
    »Wenn du eine Gefährtin und Kinder haben könntest, würdest du es tun?«, fragte Reseph.
    Es folgte ein ausgedehntes Schweigen, nur von den Wellen und einer gelegentlichen Seemöwe unterbrochen. Thanatos hob ebenfalls eine Handvoll Steine und Muscheln auf und schleuderte alles zusammen ins Wasser.
    »Auf der Stelle«, sagte er leise. »Ich würde alles aufgeben, sogar meine Seele, nur um eine menschliche Lebensspanne mit einer Gefährtin und Kindern erleben zu dürfen.«
    Die Haut in Pestilence’ Nacken kribbelte, und er wandte sich vom Ozean ab, gerade als sich Harvester vor ihm materialisierte. Sie sah grauenhaft aus, aber irgendwie gelang es ihr dennoch, zugleich extrem fickbar zu wirken. Er konnte es kaum erwarten, dass die Apokalypse endlich begann, damit er sie jederzeit haben konnte.
    Sie kam direkt zum Wesentlichen, was er schätzte. »Deine verdammte Exwache muss sterben.«
    »Gethel?«
    »Wer denn sonst?«, kreischte sie. »Ich werde ihr persönlich die Federn ausrupfen und ihr jede einzeln in den Arsch schieben, ehe ich mir einen Heiligenschein aus ihrem Schädel bastele.«
    »Das würde ich gern sehen. Lass mich wissen, wann der Vorverkauf startet.«
    Harvester bebte vor Wut; ihre schwarzen Flügel schlugen zitternd gegen ihre schmalen Schultern. »Wie konntest du Thanatos zum Aegis-Hauptquartier verfolgen?«
    Er tippte sich gegen die Schläfe. »Brüderliche Intuition.«
    »So ein Quatsch.«
    Er seufzte dramatisch. »Okay, du hast mich erwischt. Ich hab einen Tipp bekommen.«
    »Von?«
    »Sollte das nicht ›von wem‹ heißen?« Er zuckte mit den Achseln. »Aber ich war nie gut bei diesem ganzen Grammatikzeugs.«
    Harvester, der heute offenbar jeglicher Sinn für Humor abging, platzte fast vor Wut. Sie hob mit ausgebreiteten Schwingen einen Meter vom Sand ab, ihre Augen leuchteten rot, und ihre Fänge schossen aus dem Zahnfleisch heraus. »Das ist mir scheißegal! Wer hat dir den Tipp gegeben?«
    Noch ehe das Echo ihrer Worte vollständig aus der salzigen Luft verschwunden war, hatte er sie auf den Rücken geworfen; ihre

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