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Thanatos

Thanatos

Titel: Thanatos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larissa Ione
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der nach wie vor stinksauer auf die Reiter war, vor allem auf Limos, die seinen kleinen Liebling, diesen gefallenen Engel, getötet hatte, hatte Pestilence daran erinnert, dass sich ein Ex-Memitim sozusagen direkt vor ihrer Nase befand: Idess, ebender Ex-Memitim, der die Hochzeitszeremonie für Limos und Arik durchgeführt hatte.
    Und so schloss sich der Kreis. Pestilence würde Idess zum Reden bringen. Und zum Schreien. Und wenn sie erst einmal Azagoths Aufenthaltsort verraten hatte, würde er sie noch ein bisschen mehr schreien lassen.
    Er warf einen Blick auf seine Uhr und fragte sich, ob Than wohl schon das Geschenk gefunden hatte, das Pestilence ihm hatte zukommen lassen. Inzwischen müsste er doch mit den Tagwandlern in Notre Dame fertig sein. Was hätte Pestilence nicht darum gegeben, den Ausdruck auf Thans Gesicht zu sehen, wenn er erfuhr, dass sich die Tagwandler auf Pestilence’ Seite geschlagen hatten.
    Sein Arrangement mit den Vampiren war ein perfekter Doppelschuss – zwei perfekte Treffer kurz hintereinander im Dämonenkaliber. Nicht nur ein gewaltiges
Du kannst mich mal!
an Thanatos – dadurch könnte glatt endlich die Apokalypse ausgelöst werden. Je wütender sein Bruder wurde, umso mehr Fehler würde er begehen, die Pestilence dann ausnutzen konnte. Und wenn Pestilence seine Karten richtig ausspielte, würde Thans Jähzorn ihn mal wieder in einen dieser mörderischen Wutanfälle treiben, in dem er das Baby glatt selbst umbringen würde.
    Lächelnd warf Pestilence eine Muschel in die Wellen am Strand von Santa Barbara, wo Limos’ Party stattgefunden hatte. Die Muschel tauchte mit einem leisen Ploppen ins sonnenbestrahlte Wasser ein. Genau dasselbe hatte er auch an dem Tag von Limos’ Party gemacht, nachdem alle Gäste gegangen waren und Limos ihren Rausch ausschlief, nachdem sie einen Wochenvorrat an Rum und Tequila in sich hineingeschüttet hatte. Reseph war nicht müde gewesen, hatte sich nur angenehm ruhig und gelassen gefühlt. Er hatte jede Menge Alkohol getrunken, jede Menge Sex gehabt, sich im Wasser und am Strand den Arsch abgespielt. Als alle weg waren, hatte er am Ufer gestanden und Steine und Muscheln in die Brandung geschleudert.
    Than hatte sich an ihn herangeschlichen, schweigend und düster wie immer.
    »Was gibt’s?« Reseph schleuderte eine weitere Muschel ins Wasser.
    »Nichts.«
    Also, wenn es um Thanatos ging, gab es so was wie »nichts« nicht. Wenn er sich schweigend neben einen stellte, dann wollte er etwas, und wenn es sich nur um Gesellschaft handelte. Limos und Ares würden jetzt versuchen, Than auszuquetschen, aber Reseph wusste es besser. Der Kerl öffnete sich, wenn er dazu bereit war, und wenn man ihn drängte, dann blickte man entweder ins Leere, wo Than eben noch gestanden hatte, oder auf die Faust vor dem eigenen Gesicht.
    Reseph gefielen seine Nase ohne Bruch und seine Zähne genau da, wo sie waren.
    Also standen sie gut zehn Minuten einfach so da. Reseph warf Steine und Muscheln in die Wellen, und Thanatos zog seine Schaufensterpuppen-Imitation ab. Schließlich holte Than resigniert Luft.
    »Ich bin müde.«
    »Dafür gibt es Betten.«
    Than schloss die Augen und hob sein Gesicht der Sonne entgegen. »Nicht so. Ich hab’s einfach nur satt, dass sich nie was ändert.«
    »Mann.« Reseph schnaubte. »Als wir geboren wurden, hatten sie ja noch nicht mal das Rad erfunden, und jetzt spazieren Menschen durchs Weltall. Und wie sich die Dinge ändern.«
    »Wir hatten sehr wohl Räder«, erwiderte Than trocken. »Aber das meine ich auch gar nicht.«
    Das wusste Reseph. »Du redest von dir.«
    »Ich rede von
dir
.« Than nagelte Reseph mit einem harten Blick fest. »Du bist ein dämlicher Idiot.«
    »Äh … danke? Darf ich dich jetzt ein lästiges Arschloch nennen?«
    Than schnaubte. »Als ob du dafür je eine Erlaubnis gebraucht hättest.«
    »Stimmt auch wieder.« Reseph boxte ihn gegen die Schulter. »Du bist ein lästiges Arschloch. Also, warum bin ich ein dämlicher Idiot?«
    »Oh Mann, mit der Frage hast du gerade eine Menge Türen aufgestoßen.« Thanatos grinste, und Reseph boxte ihn gleich noch einmal, diesmal etwas fester. »Ja, ja. Ich werd’s mal einengen.«
    »Oh, das wäre toll.« Reseph konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht die Augen zu verdrehen.
    »Du bist eine Hure.«
    Reseph blinzelte. »Ich sehe das Problem nicht.«
    Eine Brise kam auf, und Than wandte ihr das Gesicht zu, wie ein Hund, der den Kopf aus einem Autofenster steckt. »Willst du

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