THARKARÚN – Krieger der Nacht
ein, dass man sie kaum noch unterscheiden konnte, dazu kam noch ein verwirrendes Durcheinander von bunten magischen Geschossen, die die beiden ohne Unterlass auf einander abfeuerten. Etliche von ihnen prallten ab, und mehr als einmal mussten sich die acht blitzschnell ducken, um einem herumirrenden Zauberblitz auszuweichen.
Es lag so viel Magie in der Luft, weiße, die der Magus beschworen hatte, und schwarze, die Tharkarún einsetzte, dass sie auf der Haut prickelte, die Nasenlöcher reizte und zusammen mit dem Wüstenwind alles, was sich leicht genug bewegen ließ wie Haare, die Bänder an den Taschen oder Umhänge, zum Flattern brachte.
Sosehr sich Morosilvo Dan auch bemühte, keinen Moment
in diesem historischen Zweikampf zu verpassen, er hätte nicht sagen können, wer sich gerade besser schlug und ob überhaupt einer der Kämpfer dem anderen überlegen war. Er hatte immer gedacht, dass keiner an den Magus heranreichte, schon allein deswegen, weil er der Abgesandte der Götter war und daher einen nicht geringen Teil ihrer Macht in sich trug, doch Tharkarún konnte offensichtlich mithalten. Obwohl sie ihren rätselhaften Gegner von Anfang an, seit ihnen Dan Ree von ihm erzählt hatte, gefürchtet hatten, hätte Morosilvo nie gedacht, dass er einmal zugeben müsste, ihn immer noch unterschätzt zu haben.
Trotz zweier Wunden, die bestimmt schmerzten, war Tharkarún immer noch sehr stark. Vielleicht war es ja die Wut der Verzweiflung, die blinde Rachsucht, die ihn antrieb: Er hatte nichts zu verlieren, denn er hatte schon alles eingebüßt, was er jemals besessen hatte, und jetzt fürchtete er nicht einmal mehr die eigene Niederlage.
Sogar wenn dem Magus das eigentlich Unmögliche gelänge und er einen Weg fände, ihn zu vernichten, wäre der Tod nur eine Erlösung von unendlicher Qual. Selbst wenn er fiel, konnte er nicht tiefer sinken, als er es schon war. Er hatte keine Angst mehr, und das machte ihn beinahe unbesiegbar. Er hatte den Angriff auf die acht Reiche ersonnen und dabei den Schlüssel zu allem gefunden: Jeder kann geschlagen werden, wenn man nur herausfindet, wovor er sich am meisten fürchtet, selbst wenn er nur eine einzige Angst kennt. Aber Tharkarún fürchtete überhaupt nichts mehr. Etwas Schlimmeres als seine derzeitige Situation konnte er sich nicht vorstellen, deshalb konnte ihn nichts mehr schrecken.
Morosilvo wollte sich ein solches Dasein nicht einmal vorstellen. Er wäre lieber tausend qualvolle Tode gestorben, als so etwas durchmachen zu müssen. Er verabscheute den Gedanken, aber in diesem Moment konnte er Tharkarún verstehen. An seiner Stelle hätte er die acht Völker wohl ebenso gehasst, die mehr oder weniger für sein Leid verantwortlich waren. Auch wenn Morosilvo
wusste, dass man Tharkarún um jeden Preis aufhalten musste, so konnte er ihn dennoch nicht ganz verurteilen.
Zu den Merkwürdigkeiten dieses Duells, überlegte Thix Velinan, zählte der Umstand, dass die beiden Kontrahenten in absolutem Schweigen gegeneinander kämpften. In einer so erbitterten und heftigen Begegnung, bei der keiner dem anderen etwas ersparte, würde man doch Schreie und Gebrüll erwarten, ganz zu schweigen von den vielen Zaubersprüchen, mit denen der Magus und Tharkarún einander belegten. Und doch kämpften der Abgesandte der Götter und der schlimmste Feind der Völker stumm gegeneinander. Es schien sogar so, als würden sie auch beim Aufprall ihrer Waffen darauf achten, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Vielleicht weil sie wussten, dass sie einander nicht einschüchtern konnten, oder vielleicht weil das ihre Art war, der enormen Bedeutung dieses Augenblicks Respekt zu erweisen.
Was auch immer der Grund dafür sein mochte, Thix fand es merkwürdig. Ebenso verwirrte es ihn, dass er nicht umhinkonnte, die beiden Kämpfer und das ganze Schauspiel, das sich seinen Augen darbot, überwältigend schön zu finden – überstrahlt von einer dunklen, ungeheuren Schönheit. Die Füße der Gegner schienen kaum den Boden zu berühren, so eilig glitten sie dahin. Jede Bewegung war in ihrer Schnelligkeit fließend und elegant, von den vielfarbigen Blitzen ging eine düstere, zerstörerische Faszination aus. Thix hätte sich die ganze Szene nur zu gut auf einem Fußbodenmosaik oder einem Wandteppich vorstellen können und er fragte sich, ob der Zweikampf von Dan Ree und Kentar ebenso verlaufen war. Nichts sprach dagegen, dass auch dieses Duell ähnlich lang dauern und sich ohne Pause über Tage
Weitere Kostenlose Bücher