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THARKARÚN – Krieger der Nacht

THARKARÚN – Krieger der Nacht

Titel: THARKARÚN – Krieger der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chiara Strazzulla
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nur wenige sonst wagten. »Wird er leben?«, fragte er atemlos.
    Nur drei Worte, aber was schwang alles darin mit! Man hörte seiner zitternden Stimme an, dass er die Antwort unbedingt erfahren musste, ganz gleich, wie sie ausfallen würde. Bislang hatte
er sich nur um das Schicksal der anderen gesorgt, weil es seine Pflicht war, aber jetzt ging es um jemanden, der ihm am Herzen lag, und das war ein Knabe, der noch zu jung war, um König zu sein, zu jung für die hässlichen Wahrheiten dieser Welt. Jetzt lag er schwer verletzt im Bett, war bewusstlos und vielleicht schon auf dem Weg zu Sirdars Hallen. Elirion Fudrigus, sein einziger Verwandter, Kind von seinem Blut!
    Lay Shannon verlor nicht viele Worte. Er sprach auch nicht in Rätseln wie sonst. Er sah in Hergs entschlossenes Gesicht und wusste, dass er diesmal nichts als die nüchterne Wahrheit sagen durfte. »Ich weiß es nicht«, flüsterte er und schüttelte den Kopf. Niemals hatte er so viel Gefühl gezeigt. »Aber ich werde mein Bestes geben, damit er durchkommt, das kann ich Euch versprechen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht.«
    Seine Worte drangen auch bis zu den Shardari, die sich wie eine Ehrenwache versammelt hatten, als ob sie mit ihren verschmierten Gesichtern und staubbedeckten Gewändern Elirion gegen alles verteidigen müssten, was seine Ruhe stören könnte. Naime hatte ihr Gesicht nicht bedeckt, und man sah, wie die Shardariekriegerin sich immer wieder auf die Lippe biss und sich an den Arm ihres Bruders klammerte. Einst hatten sie sich aus freien Stücken von allen anderen Völkern abgesondert und deshalb Schmähungen von ihnen ertragen müssen, jetzt waren sie gekommen, um die Reiche im Moment der Not zu verteidigen, hatten nach langer Zeit wieder das befolgt, wovon sie in ihren Liedern sangen. Und nun hatte es das Schicksal gewollt, dass ausgerechnet diejenigen den Menschenkönig am meisten unterstützten, die sich immer geweigert hatten, sich als dessen Untertanen zu betrachten.
    Brennus hatte sich das Tuch vom Kopf gerissen und sein kupferfarbenes Haar fiel zerzaust auf seine Schultern. Er hielt seine Schwester fest im Arm, als müsse er sie beschützen.
    Herg verließ das Krankenlager, während Lay Shannon unter Gesängen eine Hand auf Elirions aufgerissene Brust legte. Er wich
unsicher einen Schritt zurück und schien erst jetzt Huninn zu bemerken, der schweigend hinter ihm stand. »Du bist verletzt«, stammelte er und schien selbst mit diesem einfachen Satz Schwierigkeiten zu haben. »Du musst versorgt werden.«
    Huninn schüttelte den Kopf. »Kümmer dich nicht um mich«, erwiderte er und ein stolzer Ausdruck glitt über sein Gesicht. »Das bringt mich sicher nicht um. Dieser alte Ombrier kann auch noch eine verletzte Schulter ertragen, Herg. Sorgen wir uns jetzt lieber um unseren König.«
    Lay Shannon ließ immer noch seine schlanken blassen Finger über alle Wunden Elirions gleiten und murmelte dazu die Worte der Macht, die er vor langer Zeit erlernt hatte. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er sich dieses Mal nicht sicher war, ob ihm die Rettung des Menschenkönigs gelingen würde, obwohl der Erlenstab in seiner Hand ein sachtes Licht verströmte und auch das Eschenholz in Elirions Hand wie als Antwort darauf leicht erglühte. Naime konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken und presste ihr Gesicht gegen die Brust ihres Bruders. Und obwohl er es zu verbergen versuchte, verlor der Ordensmeister zunehmend den Mut, seine Stimme klang immer verzweifelter. Schließlich blickte er auf und alle konnten sehen, dass er die Maske hatte fallen lassen und nichts als Schmerz in seinen Augen lag.
    »Ich schaffe es nicht«, gestand er. »Ich habe es versucht, ich habe die mächtigsten Zaubersprüche bemüht, aber ich schaffe es nicht. Er ist zu weit weg, man kann ihn nicht mehr zurückrufen. Ich jedenfalls kann es nicht.«
    Sie schauten einander verzweifelt an. Keiner wusste eine Antwort, doch niemand wollte sich mit der schrecklichen Wahrheit abfinden.
    Da ertönte ruhig und gelassen eine Stimme. »Lasst mich ihn ansehen«, sagte sie.
    Viele drehten sich um, Herg als Erster. Allan Sirio stand plötzlich in der Tür. Kam er etwa aus der Schlacht? Seine kastanienbraunen Haare fielen ihm offen über die Schultern und kein
Staubkorn schien seinen weißen Umhang zu beschmutzen. Mit festem Griff hielt er seinen Birkenstab, seine Augen funkelten und ein friedlicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Er strahlte wie immer Ruhe und

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