THARKARÚN – Krieger der Nacht
das Große Flammenmeer, das sich unendlich in jede Richtung ausdehnte, und inmitten dieses Meeres lag die selige Insel Adhon-dil mit ihren weißen Stränden, den goldenen Türmen und den hohen Bergen. Dort, auf den tief in den Wolken verborgenen Gipfeln, war der Sitz der zwölf Götter.
Anman, der Gott der Gerechtigkeit, der Allmächtige, Verfasser aller Gesetze des Universums, führt das Zepter des Herrn der zwölf.
Valdo, der Gott des Wassers und der Meere, hält die Gewässer der Erde in Bewegung und lässt es vom Himmel regnen.
Sirdar, der Gott des Todes und des Schicksals, kennt alle Fäden, die das große Gewebe des Schicksals zusammenhalten, dem selbst er nicht entfliehen kann.
Kentar, der Gott der Kraft und des Krieges, ist stolz und wild. Mit den Funken des Flammenmeeres bringt er seinen Schmiedehammer zum Glühen.
Darylon, der Gott des Wortes und der Künste, trägt in seiner Stimme alle Gesänge und Geschichten und kennt alle lebenden und toten Sprachen.
Talon ist der Gott der Finsternis und aller Dinge, die sich im Dunkeln verbergen, der Gott der Träume und der düsteren Visionen, der nicht bösartig ist, sondern nur melancholisch und rätselhaft. Er ist ein Gott, der niemals lächelt.
Lilya, die Göttin der Zeit, die das Verrinnen der Stunden zählt
und alle Geschichten schon aufgeschrieben hat, bevor sie geschehen, kennt den Zeitpunkt, an dem jemand sterben wird, der noch gar nicht geboren ist.
Darni ist die Göttin des Feuers und der Liebe, denn die Liebe ist eine glühende, wunderschöne, aber gefährliche Flamme.
Sadhira, die Göttin des Friedens, versiegelt die Augen des Müden mit Schlaf und bringt das Schweigen dorthin, wo es keine Stille gibt.
Sirna, die Mutter der Erde, deren Leib das Leben hervorbringt, ist Herrin über alle Dinge, die entstehen und wachsen und von ihrem Atem bewegt werden.
Doreah, die Göttin des Lachens, der Feste und des Tanzes, legt den Menschen die Freude in den Mund und hält dunkle Gedanken von ihnen fern.
Nadaret, die Göttin der Trauer, vergießt blutige Tränen über alles Übel der Welt, folgt weinend allen Toten des Krieges und büßt mit ihrem Leid für die Schuld aller Sterblichen.
Anfangs lebten die Götter auf der seligen Insel inmitten des Flammenmeeres ihr unsterbliches Leben. Dort hatten sie ihre Throne und ihre Wohnstätten, ein Jahrhundert bedeutete für sie weniger als ein Augenblick, und ein Zeitalter dauerte auf Adhon-dil nicht länger als ein ganzer Tag. Doch dann begaben sich Lilya und Sirdar zu Anman, der auf seinem hohen weißen Thron saß, auf seiner Stirn eine aus Wasser und Feuer gewebte Krone, das Zepter der Macht in der Faust.
Und Sirdar verkündete: »Wir werden die Welt aus dem Nichts erschaffen und sie wird inmitten des Flammenmeeres entstehen, denn so steht es im Gewebe des Schicksals geschrieben, und dem Schicksal können nicht einmal die Götter zuwiderhandeln.«
Anman mit der glühenden Krone warf ihm einen weit vorausschauenden Blick zu, betrachtete ihn ernst und stumm und sagte dann: »So sei es.«
Da wandte Lilya ein: »O Herr, wenn wir die Welt erschaffen, werden Völker kommen und sie bewohnen, und mit ihnen
wird das Böse kommen, das sich in ihren dunklen Seiten verbergen und sie verderben wird. Es wird Kriege geben und Tote, Hass und Leid, und vieles Gute wird zerstört werden, während das Böse sich erhebt, und dies wird unausweichlich geschehen. «
»Aber es muss geschehen, weil es geschrieben steht«, sagte Sirdar. »Und das, was geschrieben steht, kann nicht verändert werden. «
Und Anman, der Weise, der die Wege des Himmels kennt, beugte sein leuchtendes Haupt und sagte: »So sei es.«
Also rief er die zwölf Götter zusammen und sie schufen die Welt aus dem Nichts und stellten sie wie eine große, nackte Scheibe in das Feuermeer, wo sie schutzlos der Wut der Flammen ausgeliefert war. Es erging der Beschluss, dass jeder der zwölf Götter der soeben erschaffenen Welt ein Geschenk machen sollte und dass sie die beste Welt sein sollte, die man erschaffen könne.
Kentar schmiedete für die Welt eine große Kugelhaube, um sie vor den Flammen zu schützen, eine diamantene Sphäre, die sich stets um ihre eigene Achse drehte, mit der unbeweglichen Scheibe als Zentrum. Und auf der Welt wurde es dunkel, weil diese Glocke dem Licht den Weg verwehrte.
Valdo schenkte der Welt das Wasser, das vom Himmel kam, und alle Wasser der Erde, die gewaltigen Flüsse und die Meere mit ihren unergründlichen Tiefen und die
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