Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
und abgerissene Zweige herum. Kurz entschlossen schob sich Floritzl über den Kamm der Barrikade und huschte fort. Der Wasserfall war schnell erreicht, aber von der Nixe war nichts zu sehen. Floritzl gestand sich ein, dass das eindeutig eine Schwachstelle seines Planes war: Er wusste nicht, wo er suchen sollte. Aber umkehren, um jemanden zu fragen wollte er auch nicht. Wie hätte das denn ausgesehen – vor all den Mädchen.
Der Elf überlegte, was er tun könnte und fingerte dabei an seiner Flöte herum. Schließlich wurde ihm bewusst, was er da in der Hand hielt. Sollte er es wagen? Die Blutschmauser waren bei Tageslicht keine Gefahr und die Drachen hoffentlich noch geschwächt. Aber wenn nicht? Oder wenn die Nymphe nicht musikalisch war? Eigentlich war Floritzl noch mit dem Für und Wider beschäftigt, als er die Flöte an die Lippen setzte und hinein blies.
Es war eine unwiderstehliche, süße Melodie. Sie plätscherte dahin wie das Wasser selbst, hüpfte über die Felsen und strich über das Gras, bis sie sich zu den Baumwipfeln emporschwang und mit dem Wind davonflog. Alle Vögel im Umkreis verstummten, selbst der Wasserfall schien sein Murmeln zu dämpfen. Die Welt schien einen Moment den Atem anzuhalten und die Höhlenbewohner schauten verwundert nach dem wundersamen Musikanten aus. Und endlich ließ sich auch eine verschlafene Stimme aus dem Wasserfall hören: „Wer spielt denn da so schön?“
„Nixe!“ Floritzl war erleichtert. „Endlich! Ich muss dich sprechen!“
Zwischen dem Wasser erschien ein niedliches Gesicht, gerahmt von goldenem Haar. Die Nixe musterte den Elf eine Weile, schließlich kam sie heraus und ließ sich auf einem Felsen nieder. Ihre Bewegungen waren voller Anmut – ihre Wortwahl nicht: „Was bist du denn für einer?“
Floritzl schluckte eine passende Antwort hinunter.
„Ich bin ein Elf“, meinte er nur.
„Ach? Hab ich noch nie gesehen. Ich dachte, euch gäbe es bloß im Märchen – kannst du wirklich mit den Dingern da fliegen?“
„Ja.“
„Toll.“
„Ja.“
„Und du hast die Flöte gespielt?“
„Ja.“
„Sicherlich, weil du von unerfüllter Sehnsucht zu mir erfüllt bist. Das hat man genau gehört!“
„Ja – NEIN!“
„Nein?“
„Nein.“
„Oh.“ Die Nixe zog einen Schmollmund und machte Anstalten, sich beleidigt zurückzuziehen.
„Halt! Warte!“ Floritzl streckte die Hand nach ihr aus.
„Ach, doch unerfüllte Liebe.“ Die Nymphe lächelte wissend und setzte sich wieder.
„Aber nein“, Floritzl winkte ab.
„Was?“ Die Wassernymphe richtete sich zornig auf. Floritzl wurde schlagartig klar, dass Diplomatie nicht zu seinen Stärken zählte. Er entschied, dass er versuchen musste, sein Problem so drastisch wie möglich darzulegen und zwar so schnell, dass die Nixe es hören musste, bevor sie im Wasser versank.
„Rote Drachen, Gefahr, Blutschmauser, nur du kannst uns retten!“
Die Nixe, die tatsächlich gerade beschlossen hatte, dass ihre Zeit zu schade sei, um sie mit einem Tölpel zu verbringen und gerade wieder ins Wasser gleiten wollte, hielt inne.
„Was?“
„Na, die roten Drachen und ihre ...“
„Welche roten Drachen, hier gibt es nur blaue und grüne – und diesen komischen weißen.“
„Ja aber“, Floritzl war fassungslos, „wo hast du die letzten zwei Tage denn gesteckt?“
„Na, hier.“
„Ja, aber die Angriffe, hast du die normal gefunden?“
„Angriffe?“
„Bist du sicher, dass du hier warst?“
„Ja – ich hab geschlafen.“
„Zwei Tage ohne Unterbrechung?“
„Eigentlich eher zehn Jahre. Nun, nicht ganz. Du hast mich vor der Zeit aufgeweckt.“
„Ja, aber hat dich denn der Lärm von unseren Kämpfen nicht geweckt?“
„Es handelt sich hier um meinen Schönheitsschlaf“, erwiderte die Nixe mit Würde. „Den lasse ich mir nicht durch irgendeinen Lärm stören, da käme ich ja nie zum Schlafen. Es muss schon etwas besonders Süßes sein, dass mich weckt“, sie lächelte vielsagend. „Ich mag Süßes.“
Floritzl beschloss, das zu überhören, wenn er auch irgendwie geschmeichelt war. Statt dessen gab er der Nymphe einen kurzen Überblick über die Ereignisse.
„Und da Blutschmauser kein fließendes Wasser mögen, würde es sie aufhalten, wenn du dein Wasser an der Höhle vorbei lenkst.“
„Aber dann würde es ja stellenweise fast bergauf laufen und ein Bett hätte es auch nicht!“
„Aber du würdest eine Menge Leben retten!“
„Hm. Gutes Argument. Na schön –
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