Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
ist ja widerlich.“ Floritzl war entsetzt.
„Ja, sie kennen nicht mal den Unterschied zwischen Zwerg und Moosmann ...“
„Ich glaube nicht, dass Floritzl DAS damit gemeint hat." Bordeker bedachte der Womblinga mit einem langen Blick.
„Na ja, wahrscheinlich nicht.“ Aita sah zerknirscht aus. Ein seltener Anblick. Aber es war keine Zeit, ihn zu würdigen.
„Was hat er noch gesagt?“
„Nun, der junge meinte ...“
„Ich glaube, er heißt Dracurt.“
„Nanu, Floritzl, woher weißt du denn das?“
„Unwichtig.“ Bordeker winkte ungeduldig. „Könntest du vielleicht erst mal weitererzählen, Aita?“
„Zu Befehl, Chef. Also dieser Dracurt meinte, er sei natürlich nicht so gebildet wie ein Blutschmauser aus dem klassischen, äh, Transillanien oder so, deshalb verstehe er vielleicht nicht, was der andere meinte. Er klang ziemlich sarkastisch. Er sei ja nicht aus Rumänien, sondern nur aus Ungarn – und dann hat er plötzlich etwas von Paprika im Blut gefaselt, von Hoi Mama, Bruderherz und von Tschardasch oder so ähnlich und dann hat er getanzt.“
„Getanzt?“
„Hab ich also doch richtig gesehen.“
„Ja, denn der andere hat gesagt, er könne ja mal im Sonnenschein tanzen, das wäre bestimmt lustig und dann ist dieser Dracurt weggegangen.“
„Vielleicht ist das für uns von Vorteil, wenn sie sich untereinander streiten“, sinnierte Andrak. „Aber im Moment hilft uns das wohl kaum weiter. Der Blutschmauser will eine Antwort und zwar jetzt. Wer wird mit ihm sprechen?“
Ratloses Schweigen. Schließlich aber besann Bordeker sich darauf, dass er das Oberhaupt des Dorfes war. So stolz wie es ihm mit weichen Knien möglich war, trat er an den Wall und rief: „Ihr würdet sie doch ohnehin töten – und uns dazu, wenn wir uns ergeben.“
„Nein“, rief der Blutschmauser.
Erstaunt wandte sich Bordeker an Aita: „Kann es sein, dass du dich verhört hast?“
„Ich habe mich noch nie verhört!“
„Und was hat der Alte dem Jungen geantwortet?“
„Leider hat er ihm nur befohlen, den Mund zu halten.“
„Hm, irgend etwas stimmt da nicht.“
„Vielleicht lügt der Blutschmauser.“
„Das kann sein“, Bordeker nickte und brüllte dann: „Du lügst!“
„Nein“, der Blutschmauser hob feierlich die Hände. „Ihr müsstet euch nur unterwerfen!“
„Was heißt das?“
„Ihr müsstet für uns arbeiten – aber wir würden euch in – äh, in besonders schönen Gegenden einsperren, ich meine, unterbringen ...“
„Ich denke, einsperren wäre passender“, kommentierte Bordeker. „Und sonst – und wie ist das mit Vollmond?“
Der Anführer-Blutschmauser warf Dracurt, der ein Stück hinter ihm stand, einen giftigen Blick zu. Dann wandte er sich wieder der Höhle zu.
„Es ist nichts weiter“; versicherte er und hob die Hände. „Wir würden ein wenig von eurem Blut schmausen – daher haben wir übrigens auch unseren Namen“, der Anführer warf stolz den Kopf in den Nacken. „Aber ihr würdet es überleben und euch wieder erholen.“
„Zuchtfarmen“, erinnerte sich da Floritzl: „Diese besonders schönen Gegenden, wie er das nennt, sind Zuchtfarmen, So was wie eine große Speisekammer für Blutschmauser.“
„Wir brauchen Zeit“, forderte Aita leise.
„Wofür?“, wollte Bordeker verdutzt wissen.
„Zeit ist immer gut.“
„Stimmt“, der Moosmann nickte und rief: „Gebt uns Bedenkzeit! Wir müssen uns erst beraten.“
Lange schwieg der Blutschmauser.
„Gut, wir warten bis Mitternacht“, stimmte er schließlich zu. „Aber wenn ich dann noch keine Antwort von euch habe, sterben die ersten Geiseln!“
Die Blutschmauser wandten sich zum Gehen. Unter Bewachung der beiden Drachen, die im Fackelschein rotglühend über ihnen aufragten, blieben die Gefangenen zurück. Sie sahen ziemlich ausgezehrt und hoffnungslos aus. Selbst der große Gerstlermeister hatte allen Stolz verloren und wirkte klein und elend. Es war ein trostloser Anblick. Floritzl blutete das Herz. Doch auf ein Zeichen Bordekers nahm er sich zusammen und folgte dem Moosmann zu Andrak, um sich zu beraten. Bordekers entschlossenes Gesicht gab dem Elf wieder ein bisschen Mut. Außerdem erinnerte er sich daran, wie der Blutschmauser den Bach beäugt hatte. Selbst im dürftigen Fackellicht hatte man erkennen können, dass ihm diese Änderung nicht angenehm war. Das war wohl den Verlust einer Flöte wert – hoffentlich.
„Was sollen wir jetzt machen?“ Bordeker wandte sich mit
Weitere Kostenlose Bücher