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Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen

Titel: Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth M. Fuchs
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Tränen herabgelaufen, seine Hosen waren an den Knien zerrissen und auch sein Hemd hatte schon bessere Tage gesehen. Misstrauisch blieb der Kleine in einiger Entfernung stehen und musterte Floritzl.
    „Elfen gibt es in unserer Gegend nicht“, sagte er schließlich anklagend. „Und du hast gesagt, du bist ein Elf.“
    „Ich bin auch ein Elf, siehst du meine Flügel nicht? Ich bin nur zu Besuch hier.“
    „Ach ja? Und wen besuchst du?“
    „Andrak, den weißen Drachen.“
    „Du kennst Andrak?“ Der kleine Zwerg strahlte. „Dann gehörst du nicht zu den roten Drachen.“
    „Ich hab doch schon gesagt, ich bin ein Elf, kein Drache.“
    „Ich meine, du gehörst nicht zu den Leuten, die bei den roten Drachen dabei waren.“
    „Wie? Rote Drachen? Was für Rote Drachen?“
    „Na die, die unser Dorf überfallen haben.“
    „Das Dorf unten im Tal?“ Floritzl fühlte leichte Panik in sich aufsteigen. Doch er riss sich zusammen, setzte sich auf den Boden und lud den Jungen ein, das Gleiche zu tun.
    „Ich komme gerade von dem Dorf“, sagte er bedächtig. „Und du erzählst mir jetzt am besten, was passiert ist.“
     
    ***
     
    „Bordeker, wir haben die Liste auf drei Kuchen reduziert. Es soll entweder ein Bucheckerkuchen, eine Blaubeertorte oder ein Eierschaumkuchen werden. Jetzt muss der Rat entscheiden.“
    Lumiggl staunte. Diese Leute wollten den Ältestenrat über eine Kuchensorte entscheiden lassen? Noch mehr aber wunderte er sich über Bordekers Reaktion. Der stand nämlich auf, lächelte in die Runde und verkündete gewichtig: „Das muss der Rat nicht extra entscheiden. Es muss eine Blaubeertorte sein.“
    “Ach, und wieso?“
    „Ach Derringel, das ist doch ganz klar. Die Bucheckern sind vom letzten Jahr und damit, wenngleich auch ungemein wohlschmeckend, doch nicht mehr frisch. Die Blaubeeren sind zwar auch vom letzten Jahr, aber unsere Frauen haben sie so lecker eingemacht, dass sie geschmacklich eher noch gewonnen haben. Und Eier sind für einen vom Flug ermüdeten Elfen vermutlich zu schwer verdaulich.“
    „Das sagst du doch nur, weil du selber gerne einen Blaubeerenkuchen hättest“, behauptete der als Derringel bezeichnete Moosmann.
    „Was für eine Unterstellung. Für mich ist der Kuchen doch gar nicht! Es ist eine Frage des Goûts.“
    Lumiggl fiel auf, dass Bordeker Andrak zuzwinkerte.
    „Des Guhs? Ach so, ja, des Guhs. Natürlich!“
    Die Moosleute, die erst recht verdattert drein geschaut hatten, lächelten nun alle wissend. Lumiggls feines Gehör aber schnappte auch geflüsterte Kommentare auf wie: „Schon wieder so ein Fremdwort. Er steckt eindeutig zuviel mit unserem Drachen zusammen. Der bringt ihm so was bei, jede Wette.“
    Der Wombling hatte den Verdacht, dass das auch stimmte. Denn kaum hatten die Moosleute sich getrollt, flüsterte Andrak dem Bürgermeister zu: „Also, ich glaube, du hast den Begriff ‚Goûts‘ nicht ganz passend angewandt.“
    „Aber du hast doch gesagt, ‚Goûts‘ heißt ‚Geschmack‘.“
    „Ja, schon ...“
    „Der Drache flüstert dir also zu, was du sagen sollst?“, platzte Lumiggl heraus.
    „Nicht so laut!“ Bordeker hob beschwörend die Hände und sah sich um. Aber niemand schien etwas gehört zu haben. Bordeker atmete auf.
    „Also ganz so ist es nicht“, stellte er dann richtig. „Es ist nur so – Andrak ist ein besonders weiser Drache und er ist natürlich auch schon um einiges älter als zum Beispiel ich. Da weiß er natürlich auch viel mehr als ich und da haben wir eines Tages vereinbart, dass er mir Unterricht gibt.“
    „Jetzt bringe ich ihm jeden Tag ein neues Fremdwort bei“, ergänzte Andrak.
    „Ja und ich habe schon einige beisammen!“ Stolz warf Bordeker sich in die Brust.
    „Nicht bewegen! Das muss für die Nachwelt erhalten werden!“
    Mit Staunen sah Lumiggl einen Kerl an sich vorbei laufen, der einen Kasten vor sich her trug, der fast so groß war, wie er selbst. Er war ganz in schwarz gekleidet, hatte dunkles Haar, etwas dünn, aber dafür besonders lang und einen Schnauzer, während sein Kinn glatt rasiert war. Einen so seltsamen Kerl hatte der Wombling noch nie gesehen.
    „Wer ist das?“, fragte er den Bürgermeister neben sich leise.
    „Das? Das ist Graldo“, meinte der Angesprochene. Als er merkte, dass der Name Lumiggl kein Begriff war, fuhr er fort: „Er sagt, er ist Chronist und Verkünder.“
    „Ein Hellseher?“
    „Hellseher, das ist gut! dann wär er ja tatsächlich zu was nütze!“ Der Moosmann

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