Tharsya. Die Rückkehr der roten Drachen
da schmeckt der Honig noch nicht richtig.“
„Ich giere überhaupt nicht!“
„Mach dir nichts vor. Du bist nun mal verfressen. Damit musst du leben.“
„Also ich weiß nicht, gerade dieser Honig, mit ein bisschen Veilchenessenz verfeinert ...“
„Ich verfressen?“
„Veilchen machen sich da natürlich schon gut.“
„Wer wagt es, mich verfressen zu nennen?“
„Hast du schon mal Honigkuchen mit kandierten Gänseblümchen gemacht? Schmeckt auch gut.“
„Ach? Klingt wirklich interessant. Pollenperlen sind als Füllung übrigens auch lecker.“
„Was du nicht sagst.“
„Ich bin niemals nicht verfressen.“
„Na eben. Sag ich doch. Doppelte Verneinung ...“
„Jetzt werd bloß nicht kleinlich.“
Lumiggl stand staunend neben dem Drachen, der vor sich hin schmunzelte.
„Das hast du wieder fein hingekriegt.“ Der Moosmann, den Lumiggl schon als Wortführer kannte, gesellte sich zu ihnen. „Übrigens“, wandte er sich an den Wombling, „ich heiße Bordeker. Ich bin so was wie der Bürgermeister.“
„Lumiggl.“
„Sehr erfreut ...“
„Bürgermeister“, wurde Bordeker da unterbrochen, „sprich mal ein Machtwort: Welchen Kuchen sollen wir backen?“
„Äh, Tja. Wie wäre es mit einer Nektartorte?“
„Bordeker! Du Dussel!“ eine Moosfrau mit enormem Leibesumfang stemmte die Hände in die Hüften und funkelte Bordeker streitlustig an. „weißt du, wie viel Nektar man auch nur zu einer kleinen Torte sammeln muss? So was kann nur einem Mann einfallen, der noch niemals einen Kuchen buk.“
„Stimmt“, gestand Bordeker und flüsterte Lumiggl zu: „Das ist übrigens meine Frau, Lessa.“
„Hab ich mir schon fast gedacht.“
„Also, welchen Kuchen?“
„Vielleicht wär ein Karottenkuchen doch keine schlechte Idee.“
„Lasst uns hineingehen. Das wird noch eine Weile dauern“, meinte Andrak.
„Ja, gute Idee“, stimmte Bordeker zu. „Nach dir, Lumiggl.“
Kapitel 5
Floritzls langer Weg zurück, auf dem er einen Zwergenjungen trifft und von schrecklichen Dingen hört. Außerdem wird die Frage des Kuchens geklärt
Das Dorf lag schon lange hinter ihm, als Floritzl es endlich wagte, langsamer zu werden. Er verzichtete jetzt ganz auf das Flattern und marschierte den Weg hinauf, der ihn, wie er hoffte, in Richtung Plattform vor Andraks Höhle bringen würde. Genau wusste er es natürlich nicht. Jedenfalls führte der Pfad bergauf. Und das war ein Problem, denn Elfen sind es nun mal nicht gewöhnt viel zu laufen, schon gar nicht aufwärts und schon bald spürte Floritzl aufs unangenehmste, dass er Knie besaß. Also versuchte er es wieder mit Fliegen. Aber mehr als kurze Strecken waren da nicht drin. Und dann musste er ja auch noch mit seinen Kräften haushalten, um über die Schlucht zu kommen.
Hin und wieder blieb der Elf stehen um zu verschnaufen und sich umzusehen. Als er das wieder einmal tat, hörte er aus einem Busch neben sich ein Schluchzen. Floritzl besah sich den Busch genauer. Normalerweise schluchzten sie doch nicht, oder? Vielleicht war ja ein verletztes Tier drin – gab es überhaupt Tiere, die schluchzten? Jedenfalls klang es nicht bedrohlich und so beschloss der Elf ganz mutig, nachzusehen. Er bog die Zweige auseinander und starrte in zwei ängstlich aufgerissene Augen. Er überlegte, zu welcher Tierart die gehören könnten, da traf ihn ein Schlag am Kinn. Floritzl taumelte zurück. Der Hieb war nicht allzu fest gewesen, aber wer rechnet schon damit, dass einen ein Tier aufs Kinn haut. Und weil wir schon dabei sind, es erwartet auch niemand, dass das Tier danach ruft: „Komm mir bloß nicht zu nahe! Sonst verprügle ich dich!“
Floritzl schüttelte also erst mal den Kopf, weil er dachte, er könnte dann wieder klar denken. Doch dann erwog er, dass die Ursache vielleicht doch nicht sein Verstand war und er fragte vorsichtig: „Wer bist du denn?“
„Ich bin Tiedel“, kam die selbstbewusste Antwort, „Tiedel, der Fürchterliche.“
„Der Fürchterliche? Und warum versteckst du dich dann in einem Busch?“
„Nun, äh, mir war eben danach.“
„Natürlich. Schon klar. Also Tiedel. Hier vor dir steht ein harmloser Elf, der nichts Böses im Sinn hat. Könntest du vielleicht raus kommen?“
Eine kleine Weile geschah gar nichts, dann raschelte es im Busch und herausgekrochen kam ein Zwergenjunge, der entschieden schon mal sauberer gewesen war. In seinem schmutzigen Gesicht gab es zwei Streifen, die verdächtig danach aussahen, als wären da
Weitere Kostenlose Bücher