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The Acid House (German Edition)

The Acid House (German Edition)

Titel: The Acid House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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da?
    Ihre Mundwinkel sacken nach unten, und ihre dunklen Augen fixieren mich wie die einer Katze, die eine Maus in die Enge getrieben hat. Sie überlegt, ob sie lügen soll, undentscheidet sich dann dagegen, weil sie mir meine Verzweiflung anmerkt.
    – War’s schön in Amsterdam? Sie spielt Spielchen mit mir, die blöde Kuh.
    – Ich brauch nen Druck, Ange.
    Sie packt den Stoff aus und hilft mir, aufzukochen und mir einen wegzumachen. Ein Kick durchfährt mich, gefolgt von aufsteigender Übelkeit. Alle Mann an Deck. Ich übergebe mich auf einen Daily Mirror. Paul Gascoigne ist auf der Titelseite, eingegipst im Streckverband, und zwinkert mit siegesgewiss erhobenem Daumen. Die Zeitung ist acht Monate alt.
    Ange bereitet einen Druck für sich selbst vor und benutzt dafür mein Besteck. Ich bin davon nicht unbedingt begeistert, aber ich kann ja nicht viel sagen. Ich schaue in ihre kalten Fischaugen, zwei Löcher, die in dieses kristalline Fleisch geschnitten sind. An ihrer Nase, ihren Wangenknochen und ihrer Kieferpartie kann man sich üble Schnittwunden holen.
    Sie sitzt neben mir, starrt aber geradeaus, anstatt mir das Gesicht zuzuwenden. Sie beginnt mit schleppender, monotoner Stimme unablässig über ihr Leben zu reden. Ich fühle mich wie ein Junkiebeichtvater. Sie erzählt mir, dass sie von einem Rudel Kerle vergewaltigt worden ist, was so schlimm für sie war, dass sie seitdem an der Nadel hängt. Irgendwie hab ich ein Déjà-vu-Gefühl. Ich bin sicher, dass sie mir das schon mal erzählt hat.
    – Das tut weh, Euan. Das tut verdammt weh da drinnen. Nur der Stoff kann diesen Schmerz wegnehmen. Ich kann nichts dagegen machen. Innerlich bin ich tot. Du würdest das nicht verstehen. Kein Mann kann das verstehen. Sie haben einen Teil von mir getötet, Euan. Den besten Teil von mir. Was du hier siehst, ist nur noch n Gespenst. Wenkümmert’s schon, was aus nem abgefuckten Gespenst wird. Sie zapft eine Ader an, macht sich den Druck und schüttelt sich wohlig, als der Stoff in ihren Blutkreislauf strömt.
    Wenigstens bringt sie der Kick zum Schweigen. Es war irgendwie beunruhigend, sie mit dieser geisterhaften Stimme reden zu hören. Ich sehe zum Mirror. Mehrere Fliegen laben sich an Gazza.
    – Die Schweine, die dich vergewaltigt haben. Da muss man n paar Jungs zusammentrommeln, sich die Fotzen krallen, wage ich zu äußern.
    Sie dreht sich zu mir um, schüttelt langsam den Kopf und dreht sich wieder weg. – Nein, so läuft das nicht. Die Typen hängen doch alle zusammen. Die machen das immer noch mit den Frauen. Einer von denen reißt im Pub ne Frau auf, schleppt sie ab. Die anderen warten dann schon und benutzen sie wie n Wegwerftaschentuch, solange sie Lust haben.
    Ich vermute, um sich annähernd vorstellen zu können, wie das ist, muss man sich ein Dutzend Typen denken, die’s einem in den Arsch besorgen.
    – Das war der Rest, murmelt sie mit wehmütiger Befriedigung. – Ich hoffe, Don bringt was mit.
    – Hoffen wir beide, Kleine, hoffen wir beide.
    Es konnte Stunden oder Minuten gedauert haben, aber dann tauchte Don auf.
    – Eh, Scheiße, was willst du denn hier, Mann? Er stemmte die Hände in die Hüften und reckte mir aggressiv den Kopf entgegen.
    – He, schön, dich zu sehen, Alter, echt.
    Es sah aus, als hätte die Droge Dons Hautfarbe verwässert. Michael Jackson hat wahrscheinlich Millionen bezahlt, um das Gleiche zu erreichen, was Don mit Junkgelungen ist. Er sah aus wie ne Cola, in der ein halbes Pfund Eiswürfel geschmolzen war. Wenn man’s recht überlegte, hatte Ange auch schon mal weißer ausgesehen. Anscheinend brauchte man bloß genug Junk zu nehmen, um alle Rassenmerkmale vollkommen zu verlieren. Junk machte wirklich jede andere Eigenschaft eines Menschen irrelevant.
    – Has was dabei? Sein Akzent schlug vom schrillen, weibischen Nordlondoner Gewinsel in tiefen, schweren Jamaika-Dread um.
    – Ja, Fuck, von wegen. Ich will was kaufen.
    Don drehte sich zu Ange um. Man merkte ihm an, dass er nichts bekommen hatte und gleich an die Decke gehen würde, weil sie den letzten Rest mir gegeben hatte. Als er gerade den Mund aufmachen wollte, gab es einen Rumms an der Tür, und obwohl sie standhielt, krachte nach ein paar weiteren Stößen der Rahmen aus der Wand und das komplette Ding flog ins Zimmer. Zwei Typen mit Vorschlaghämmern standen im Türrahmen. Sie sahen so gemeingefährlich aus, dass ich beinahe erleichtert war, als ein Rollkommando Bullen reingestürmt kam und sich auf uns stürzte.

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