The Acid House (German Edition)
Ich sah die Enttäuschung auf dem Gesicht eines altgedienten Wichsers von der Drogenfahndung. Er wusste, dass es ein Wettrennen zum Pott gegeben hätte, um den Stoff runterzuspülen, wenn wir was bei uns gehabt hätten, aber keiner von uns hatte sich gerührt. Keiner hatte was dabei. Sie stellten routinemäßig die Bude auf den Kopf. Einer der Bullen nahm mein Besteck und sah mich hämisch an. Ich zog eine Augenbraue hoch und grinste ihm träge zu. –Los, ab zur Wache mit dem Müll hier, brüllte er. Sie schleiften uns aus der Wohnung raus die Treppe runter und stießen uns in eine Bullenwanne. Eine Flasche traf mit lautem Krachen auf das Dach des Wagens. Er bremste, und ein paar Bullen stiegen aus, hatten aber keine Lust, hinter den Kindern herzuhetzen, die die Flasche wahrscheinlich von irgendeinem Balkon geschmissen hatten. Sie quetschten uns zwischen sich ein und knurrten dann und wann die üblichen finsteren Drohungen.
Ich sah Don an, der mir gegenüber saß. Der Wagen sauste an der Bullenwache Lower Clapton Road vorbei und dann auch an der in Dalston. Wir fuhren nach Stoke Newington. Eine Wache, die für einen Namen stand. Der Name, der mir und sicher auch Don durch den Kopf ging, lautete Earl Barratt.
Auf der Wache forderte man mich auf, meine Taschen auszuräumen. Das machte ich, ließ aber meinen Schlüsselbund auf den Boden fallen. Ich bückte mich, um ihn aufzuheben, und dabei schleifte mein Schal auf den Boden. Ein Bulle stellte sich drauf, nagelte mich da einfach hilflos fest, vornübergeklappt und unfähig, meinen Kopf zu heben.
– Hoch mit dir! schnauzte ein anderer.
– Sie stehen auf meinem Schal.
– Beweg sofort deinen dreckigen Junkiearsch hier rüber!
– Ich kann mich nich rühren, Fuck! Sie stehn auf meim Schal!
– Ich geb dir gleich Schal, du Schottensau. Er trat oder boxte mir in die Seite und ich kippte um, klappte auf dem Boden zusammen wie ein Liegestuhl. Es war mehr der Schock als die Wucht des Schlags.
– Steh auf! Steh auf, verdammt noch mal!
Ich kam taumelnd auf die Beine, und das Blut schoss mir in den Kopf, dann wurde ich in einen Verhörraum geschubst. Mein Gehirn war wie betäubt, während sie irgendwelche Fragen blafften. Ich kann gerade noch ein paar kraftlose Antworten murmeln, ehe sie mich in die Ausnüchterungszelle werfen. Das war ein großer, weißgekachelter Raum mit Bänken rundum an den Wänden und einerbunten Sammlung von Schaumstoff- und Gummimatratzen auf dem Boden. Der Raum war voll mit Alkleichen, Kleinkriminellen und Cannabisdealern. Ich erkannte ein paar schwarze Jungs aus dem Line in der Sandringham Road. Ich vermied möglichst jeden Blickkontakt. Die Dealer da hassen Junkies. Sie haben mit den rassistischen Bullenschweinen dauernd Ärger wegen Smack, obwohl sie nichts weiter als Dope verticken.
Glücklicherweise wird ihre Aufmerksamkeit von mir abgelenkt, weil zwei bullige weiße Typen, einer mit einem deutlichen irischen Akzent, brutal auf einen einohrigen Transvestiten einzutreten anfangen. Als sie den Eindruck haben, er wär bedient, pissen sie auf seinen am Boden hingestreckten Körper.
Es kommt mir vor, als wär ich ein Jahrhundert lang da drin; mir wird immer kotzschlechter, und ich werde immer verzweifelter. Dann wird Don reingestoßen, ihm ist kotzschlecht und er hat Schmerzen. Der Bulle, der ihn in die Zelle schubst, kann deutlich sehen, dass der Junge mit dem einen Ohr, der am Boden liegt, böse fertig gemacht worden ist, aber er schüttelt nur verächtlich den Kopf und verriegelt die Tür. Don setzt sich neben mich auf die Bank, das Gesicht in den Händen. Erst fällt mir nur das Blut an seinen Händen auf, aber dann sehe ich, dass es aus seinem Mund und seiner Nase kommt, die ziemlich derb geschwollen sind. Ganz offensichtlich ist er ausgerutscht und ein paar Treppen runtergefallen. Das passiert Schwarzen schon mal auf der Stokie-Wache. Earl Barratt zum Beispiel. Don zittert. Ich entschließe mich, etwas zu sagen.
– Ich sach’s dir, Mann, ich bin doch ne Idee enttäuscht von der Strafrechtspflege in diesem Land, zumindest, wie sie hier vor Ort in Stokie gehandhabt wird.
Er drehte sich zu mir um, und jetzt sah man, wie gründlich sie ihn in der Mache gehabt hatten. Aber heftig. – Ich komm hier nicht mehr raus, sagte er zitternd, mit angstgeweiteten Augen. Das war sein Ernst. – Du hast das von Barratt ja gehört. Der Laden hier ist dafür bekannt. Scheiße, ich hab einfach die falsche Hautfarbe, erst recht für einen, der auf
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