The American Monstershow in Germany
wenn du unbedingt helfen willst, kannst du ja abtrocknen.“ Stella wollte anscheinend einlenken, doch das Terrain, das sie freigab, wollte Diana keineswegs besetzen.
„ Abtrocknen“ Diana war dicht davor, aufzubrausen, aber da der Gitarrist in ihrem Schädel gerade erst sein Werk begann, konnte sie sich noch zügeln. „Bei uns zu Hause trocknen wir schon lange nicht mehr ab, das Geschirr wird doch auch von allein wieder trocken.“
„ Tja“, Stella hob bedauernd die Schultern, „dann kann ich dir auch nicht helfen.“
„ Warum willst du mich nicht abwaschen lassen?“ stellte Diana nun die entscheidende Frage.
„ Weil es mein Abwasch ist, verstehst du, und da lasse ich mir von keinem reinpfuschen.“
„ Soll das heißen, ich könnte nicht abwaschen?“ Nun kam Diana langsam in Fahrt.
„ Das soll heißen, dass ich in der Küche meine Ruhe haben will. Ich brauche niemanden, der mir Ratschläge erteilt, und ich brauche auch niemanden, der, verdammt nochmal, nicht begreifen will, dass ich seine Hilfe nicht brauche.“
Dieser wilde Gegenschlag verblüffte sogar Diana. Dies lag vor allem daran, dass sich bei ihr der Gitarrist in den letzten Wochen stets nur schüchtern hatte regen können, bis sie ihn zum Schweigen gebracht hatte. Sie wusste nicht mehr, wie furchtbar dieser Typ einem zusetzen konnte, wenn man ihn nicht rechtzeitig beseitigte. „Aber, Stella, ich ...“, setzte Diana zu einer Entgegnung an.
„ Spar dir jedes weitere Wort.“ Stella geriet immer mehr in Rage, denn Diana hielt sie noch immer vom dringend notwendigen Abwasch ab. „Ich lege keinen Wert darauf, dass jemand in meiner Küche herumschnüffelt. Denkst du, du bist die einzige auf der Welt, die ordentlich abwaschen kann?!“
Nun begannen auch schrille Akkorde durch Dianas Hirn zu jagen. Der wahnsinnige Gitarrist setzte zu einem ersten Crescendo an.
„ Ich glaube überhaupt nichts“, schrie sie zurück. „Ich weiß nur, dass du offenbar völlig überarbeitet bist und dringend eine Entlastung brauchst.“
„ Sag doch gleich, ich bin verrückt. Glaubst du ich merke nicht, wie du mich anstierst.“ In Stellas Augen glitzerten tatsächlich äußerst gefährlich anmutende Funken.
Doch Diana war nicht mehr in der Lage, diese zu registrieren. Sie musste einfach dem Spuk ein Ende machen und endlich abwaschen. Als sie einen Schritt auf die Spüle zu tat, trat Stella ihr energisch entgegen und stieß ihr mit dem ausgestreckten Arm gegen die Brust. Ihr Gesicht glich dem eines Schiedsrichters, der einen Spieler des Feldes verweist.
„ Stella, lass mich vorbei“, forderte Diana aufbegehrend, was ihre Gastgeberin nur mit schallendem Gelächter quittierte.
Dafür erhielt sie postwendend eine schallende Ohrfeige, die den ersten Schuss in einem immer härter geführten Gefecht um den Abwasch darstellte. Durch Klirren und lautes Geschrei aufgeschreckt, eilten die beiden Gatten in die Küche und fanden ihre Ehefrauen in einer Ringerstellung am Boden kauernd vor.
Stella hatte Diana gepackt und hielt deren Kopf im Schwitzkasten, während diese mit ihren Beinen die ihrer Kontrahentin umklammert hielt. Der Anblick war so verblüffend, dass weder Frank noch Hans-Georg in der Lage waren, sofort die Initiative zu ergreifen und die Kämpferinnen zu trennen. Erst nach mehreren Sekunden brachte Hans-Georg ein geradezu groteskes „Was geht hier vor?“ über die Lippen doch keine der beiden Damen antwortete. Diese Worte holten auch Frank wieder in die Wirklichkeit zurück. Er war energischer und brüllte: „Diana, hör auf, was soll das?“ Als Diana sich nicht erhob, was sie auf Grund des Würgegriffes, in dem Stella sie hielt, auch gar nicht konnte, packte Frank seine Frau an den Armen und versuchte, sie von Stella wegzuziehen. Diana geriet auf diese Weise in eine Art Tauziehen hinein, bei dem sie das Tau war.
Als Hans-Georg seine Stella seinerseits packte und von Diana wegzog, ließ diese ihre Gegnerin fahren und wandte sich wie eine angeschossene Löwin gegen ihren Gatten. Dadurch riss Frank Diana ruckartig nach vorn, und beide landeten gemeinsam neben dem Herd auf dem Küchenfußboden.
„ Was mischt ihr euch hier ein?“ fuhr Diana auf, kaum dass sie wieder frei atmen konnte. „Niemand hat euch gerufen!“
„ Bist du irre?“ schrie Frank, und es war vermutlich in seiner heimatlichen Wohnung noch zu hören. „Ihr prügelt euch hier auf dem Fußboden, und wir sollen euch dabei nicht stören.“
„ Es war ein Streit unter Frauen.“
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