The American Monstershow in Germany
Diana sah aus, als wäre sie bereit, jedem, der sie weiter reizte, die Augen auszukratzen und männlichen Gegnern zusätzlich die Hoden abzureißen.
Stella lag sich inzwischen mit Hans-Georg in den Haaren, was wörtlich zu nehmen ist, denn sie hielt seinen Schopf mit beiden Händen gepackt und brüllte unaufhörlich: „Du Waschlappen!“
Frank packte Diana mit einem Schraubstockgriff, den er beim Catch-as-Catch-can im Fernsehen einmal bewundert hatte und zerrte sie in Richtung Wohnungstür. Diana trat ihm zweimal heftig gegen das Schienbein, allerdings nur weil Frank andere Körperzonen geschickt ihren Angriffen entzog. Als er erkennen musste, dass der offensichtliche Anfall von Hysterie auch jetzt noch nicht abklang, schlug er Diana heftig ins Gesicht. Es war das erste Mal, dass er seine Frau schlug, und ihm war, als habe er selbst diese Ohrfeige empfangen. Aber es erschien ihm eine wirklich nicht zu umgehende Maßnahme zu sein.
Offenbar zeigte der derbe Schlag Wirkung. Diana kam für Augenblicke in die Wirklichkeit zurück. Der Gitarrist in ihrem Kopf zog sich kurzfristig zurück und überließ Franks Stimme das Revier.
„ Wir fahren jetzt nach Hause.“ verkündete die Stimme. „Du wirst dich anständig benehmen und keine Zicken mehr machen. Ich weiß gar nicht, was heute mit dir los ist. So kenne ich dich überhaupt nicht. Am besten wird es sein, wenn du dich ins Bett legst, sobald wir zu Hause sind.“
Die Stimme verklang im Hintergrund, und der Gitarrist begann wieder, Dianas Nerven zu bearbeiten. Wild spielte er seine liebste Melodie, den Säbeltanz von Chatschaturjan, aber Diana wusste instinktiv, dass sie jegliche Gegenwehr zunächst ruhen lassen musste. Zu Hause, ja zu Hause, würde sie nicht ins Bett gehen. Sie würde das Kaffeegeschirr abwaschen. Abwaschen, was für ein lieblicher Gedanke. Willenlos ließ sich Diana von Frank fortführen.
Brief von Frank Distel an seine Schwester Franziska:
…
Von jenem Tag an ging es mit Diana rapide bergab. Ich hätte sie gewiss schon am Montag nach jenem Auftritt bei ihrer Freundin Stella zu einem Arzt bringen müssen, aber man ist viel zu oft von viel zu vielen Alltagssorgen belastet. Natürlich war es irrsinnig, dass Diana an jenem Abend, kaum hatten wir die Wohnung betreten, in die Küche eilte und begann, den Abwasch zu erledigen, der vom Kaffee noch zurückgeblieben war, aber danach schien mir Diana so gelöst, so zufrieden, dass die Furcht, die ich zuvor empfunden hatte, wie weggeblasen war. Natürlich beobachtete ich von diesem Tag an Diana genauer. Ich stellte fest, dass sie tagsüber Unmengen von Geschirr spülte und dabei offenbar auch sauberes wieder und wieder abwusch. Als ich ihr das sagte, meinte sie nur, es wäre ihr tagsüber so langweilig, also müsse sie abwaschen.
Hätte ich mich nur nicht mit so einer fadenscheinigen Begründung abspeisen la ssen. Ich bin verzweifelt, wenn ich mir vorstelle, dass sie zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch zu retten gewesen wäre.
In der darauffolgenden Woche stellte Diana offenbar das Reinigen überflüssiger Geschirrteile ein. Ich glaubte, ihr Zustand würde sich wieder normalisieren, der vorübergehende Stress oder was immer es gewesen sein mag, wäre von ihr abgefallen, aber ich irrte mich. Diana wusch nun, wohl um keinen Verdacht mehr zu erregen, ein- und dasselbe Geschirr am Tag mehrmals ab.
Wenn ich nach Hause kam, lagen stets ein paar benutzte Teller und ein schmutziges Besteck in der Küche herum. Kaum hatte ich die Wohnung betreten, machte mich Diana darauf aufmerksam, fragte, ob es mich störe und begann, noch bevor ich auf ihre Frage antworten konnte, mit dem Abwasch. Ich glaube heute zu wissen, dass sie kurz vor meinem Erscheinen die einzige Mahlzeit am Tag überhaupt einnahm, und dies auch nicht, weil sie Appetit oder Hunger verspürte, sondern weil sie ein paar Geschirrstücke für den Abwasch benötigte.
Ich habe leider unseren Verbrauch an Spülmittel in dieser Zeit nicht kontrolliert, aber rückblickend glaube ich zu wissen, dass Diana täglich wenigstens sechsmal an die Spüle trat, um abzuwaschen. Manchmal denke ich, am Ende hat sie wohl nur noch dagestanden und ihre Hände im Spülwasser geschwenkt.
Wie ich auf so eine Idee komme? Nun, Diana hat manches Geschirrstück bestimmt drei- bis viermal am Tag in der Spüle gehabt, und dennoch hatte ich Ränder an Tassen, und Fett war noch auf einzelnen Tellern.
Weißt du, was Diana sagte, wenn ich ihr das zeigte?
„ Das muss ich
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