The American Monstershow in Germany
leistete.
Erschwerend kam hinzu, dass die polierte Oberfläche des Onyx der Hand des öffnenden keinen Angriffspunkt bot.
Beim dritten Versuch klemmte Denninger die untere Halbschale des Kubus zwischen die Knie, während er beide Hände an dessen obere Hälfte ansetzte. Dabei versuchte er gleichzeitig, gegen eine der Seitenwände verstärkt Druck auszuüben, um der Außenluft eine Lücke zum Einströmen zu schaffen. Denningers Mühe wurde belohnt, denn kaum strömte von außen Luft ins Kubusinnere, um den Druckausgleich herzustellen, glitt die obere Halbschale entlang der Passungsobersfläche wie auf einer Schiene nach oben. Dann waren die Hälften getrennt, die Büchse der Pandora war geöffnet. Und sie war leer...
Jedenfalls glaubte Denninger dies im ersten Augenblick. „Es ist nichts drin. Kommen Sie her, überzeugen Sie sich selbst“, rief er Meier zu, der fluchtbereit an der Tür stand.
Heinrich Meier war für Augenblicke fassungsloser, als er gewesen wäre, wenn Denninger ihm mitgeteilt hätte, sein Fund enthalte mehrere ausgewachsene Elefanten. „Waren das alles Halluzinationen, was da passiert ist?“ fragte er sich.
Dann trat er langsam, so als erwarte er einen seitlich auf ihn zuspringenden Gegner, an den Schreibtisch Denningers heran. Denninger hob gerade bedächtig die untere Halbschale des Kubus auf dessen Platte zurück, Triumph spiegelte sich nicht nur in seinem Gesicht, sondern kroch förmlich aus jeder Falte seiner Kleidung. Draußen fuhr ein Lastwagen vorbei. Es musste ein Schwerlasttransporter sein, denn er erreichte auf der zweifelsohne schlechten Straße vor dem Haus die Geschwindigkeit eines rüstigen Rentners beim Morgenlauf durch den Park. Im Interesse eines günstigen Verkehrsablaufes war es sicherlich notwendig, dass der Fahrer des Lasters eine Sonnenbrille trug, denn die Sonne prallte direkt auf die Frontscheibe des Fahrerhauses. Ein Gutteil ihrer Strahlung erreichte über den Umweg der Reflexion auch das Arbeitszimmer Denningers, und im Lichte dieser besonderen Strahlung sah Heinrich Meier auf beziehungsweise über dem Schreibtisch Denningers etwas Sonderbares. Vielleicht sah Denninger es auch, doch zuckte er mit keiner Wimper, obwohl es seinen Triumph schmälern musste.
Der schwarze Kubus war offenbar nicht leer gewesen. Direkt über ihm, aber auch schon in einem gewissen Abstand über dem Schreibtisch, tanzten in einer Wolke kleine, silbrige Dreiecke. Es sah aus, als hätte der Kubus Flitter enthalten, in die Denninger eifrig hineingeblasen hatte. Alle Partikel waren gleichseitige Dreiecke, Miniaturausgaben von Sägezähnen, die jeder für sich Platz im Kopf einer Stecknadel gefunden hätten.
Heinrich Meier sah die Erscheinung nur wenige Augenblicke, gerade solange, wie das reflektierte Sonnenlicht in einem bestimmten Winkel auf Denningers Schreibtisch fiel. Aber diese kurze Zeitspanne genügte, um Meier klarwerden zu lassen, das lebte, was da aus diesem schwarzen Kubus aufstieg. Meier begriff es, und Entsetzen füllte ihn aus wie Luft einen prallen Ballon.
Für einen Augenblick war Heinrich Meier gelähmt, das Zimmer schien vor seinen Augen zu verschwimmen. Es lebte, und es musste fressen...
Heinrich Meier schrie.
Auch Denninger schrie.
Für Augenblicke hatte Denninger ebenfalls die silbrigen Dreiecke in der Luft tanzen sehen, doch war sein Blick auf das Phänomen noch weitaus kürzer gewesen als der Meiers, da er in einem anderen Winkel zum einfallenden Licht gesessen hatte. Erst glaubte er an Staub, dann an eine optische Täuschung, doch Heinrich Meiers Reaktion ließ ihn zweifeln. Er hatte also erneut die rechte Hand nach der unteren Kubushälfte, die auf seinem Schreibtisch stand, ausgestreckt. Er hatte dabei ein Gefühl gehabt, als griffe er in einen Sack voller Rasierklingen. Der Schmerz begann in den Spitzen der Finger, breitete sich rasend schnell über den ganzen Arm aus und fand dann in einem Schrei einen Weg in die Freiheit.
In unglaublicher Geschwindigkeit breiteten sich auf Denningers gesamtem rechten Arm Schnitte aus. Es war, als würden sich auf der Haut millimeterbreite Poren öffnen, jede ebenfalls nur wenige Millimeter tief. Das Blut strömte träge aus den sich öffnenden künstlichen Poren und verschwand scheinbar im Nichts. Irgendetwas, das jetzt weder Denninger noch Meier sehen konnten, fraß beharrlich, wenn auch millimeterweise Denningers rechten Arm.
Heinrich Meier schrie.
Er hatte gesehen, dass Denninger den Arm nach dem schwarzen Kubus
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