The Bards Tale 01 - Die Burg der Verräter
wo die Knappen ihm einen Streich spielten. Er öffnete die Augen.
» Werdet ihr wohl aufhören …!« schrie er.
»Mit dem Regen?« unterbrach ihn Lydia ironisch.
»Glaub nicht, daß einer von uns das schafft.«
Kevin setzte sich bestürzt auf und hüllte sich fester in seinen Umhang. Es war kein sehr starker Regen, eher ein schwaches, aber unablässiges Nieseln. »Es wird die Spuren wegspülen.«
»Wahrscheinlich. Wir sollten aufbrechen, Junge. Ich will so weit wie möglich kommen, bevor das geschieht.«
»In den Liedern regnet es nie«, murrte der Bardling, während er seine feuchten Habseligkeiten zusammenraffte. Es war zwar nicht kalt, doch es würde trotzdem ein unangenehmer Ritt werden.
Kevin hatte nicht einmal im Traum gedacht, wie unangenehm. Als hätte es gestern nie gegeben, fingen die beiden Elfen sofort wieder an, miteinander zu streiten. Und Naitachal hatte nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem einsamen, musikhungrigen Wesen in der Nacht zuvor.
Ich gebe auf! dachte Kevin. Ich kann einfach nicht mehr!
Natürlich trug das Wetter einen großen Teil zu der immer schlechter werdenden Stimmung bei. Kevin wußte das. Nicht, daß ihm dieses Wissen etwas genutzt hätte.
Der Bardling mußte erfahren, wie ungeheuer unangenehm selbst ein relativ leichtes Kettenhemd war, wenn es naß wurde. Und er mußte höllisch aufpassen, was er sagte, vor allem, wenn Tich’ki irgendeine Stichelei vom Stapel ließ.
Sie kann nicht anders. Er zwang sich, es zu akzeptieren.
Immerhin war die Fee in der unangenehmsten Lage von ihnen allen. Sie schlug dauernd mit den Flügeln, um sie trockenzuhalten. Vergeblich. Kein Wunder, daß sie ohne Unterschied Elf und Mensch schnippisch anfuhr!
Ihre Flügel waren zu vollgesogen zum Fliegen, und sie mußte sich schrecklich hilflos fühlen.
Lydia war inzwischen reichlich niedergeschlagen. Sie hing beinahe auf dem Boden und murrte leise vor sich hin, während sie versuchte, die immer schwächer werdende Fährte zu verfolgen.
In dieser allgemein gereizten Stimmung war auch die Erkenntnis, daß ihnen bald die Vorräte sowohl für die Krieger als auch für die Pferde ausgehen würden, alles andere als hilfreich. Gewiß, die Tiere würden vermutlich selbst genug aufstöbern können, aber es wäre sicherlich kein besonderer Spaß, in diesem Wetter zu jagen.
Wenigstens scheint dieser Nieselregen endlich aufzuhören, dachte Kevin in dem Versuch, etwas Humor zu entwickeln. Wer weiß? Vielleicht würde sich ja sogar die Sonne herablassen, ein wenig zu scheinen und sie alle zu trocknen.
Doch als endlich die ersten schwachen Strahlen durch die Wolken drangen, streckte Lydia empört die Hände in den Himmel. »Jetzt reicht’s aber!«
»Hat der Regen die Spuren weggespült?« erkundigte sich Naitachal.
»Hölle, nein! Sie sind nicht weggewaschen worden, sie sind verschwunden, einfach so! Als hätten sich Roß und Reiter in Luft aufgelöst.« Lydia stieß ein verärgertes Zischen aus. »Ich habe schon vorher Fährten verloren, aber noch nie hat eine einfach vor meinen Augen … aufgehört!«
»Na wundervoll«, meinte Tich’ki schlicht. »Und nun?«
Tja, was nun? Nach einer Weile sagte Kevin: »Ich denke …«
»Wir werden nach Westerin reiten müssen«, unterbrach Lydia ihn, als wäre er gar nicht vorhanden.
Eliathanis schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Beweis dafür, daß sie dorthin geritten sind.«
»Und auch keinen, daß sie es nicht getan haben! Außerdem brauchen die Pferde Hafer, und eine warme Mahlzeit und ein heißes Bad würden auch uns nicht schaden.«
»Ehm, ich denke …« setzte Kevin ein zweites Mal an.
Diesmal fiel ihm Naitachal ins Wort.
»Lydia hat recht. Es ist wahrscheinlicher, daß wir in einer Stadt etwas Wichtiges erfahren als hier draußen in freiem Gelände.«
»Aber es ist eine menschliche Siedlung!« fuhr Eliathanis hoch. »Wie bereitwillig werden sie wohl einen Dunklen Elf willkommen heißen?«
Naitachal zuckte mit den Schultern. »In diesen unsicheren Zeiten ungefähr genauso bereitwillig wie einen Weißen Elf. Immerhin haben unsere Umhänge Kapuzen.
Keiner muß unsere Rasse erkennen, solange wir vorsichtig sind.«
»Huh! Eine Fee wird jedenfalls keiner belästigen!«
prahlte Tich’ki.
»Keiner wird sich um eine Fee kümmern !« verbesserte Lydia sie grinsend. »Schon gar nicht um eine kleine wie dich!«
»Klein, sagst du?« Tich’ki zwickte Lydia so fest, daß die Amazone hochsprang. » Klein, ja?«
»Hey, erinnert ihr euch noch
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