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The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis

The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis

Titel: The Bards Tale 02 - Festung aus Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mercedes Lackey
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außerordentlich töricht. Es handelte von einer eitlen und überheblichen jungen Frau, die etwas begehrte, was sie noch nie gesehen hatte: einen angeblich seltenen und wundertätigen blauen Ohrring. Und von dem jungen, verliebten Magier bekommt sie nicht nur einen goldenen Ohrring, der ihr Ohr blau färbt, sondern durch einen Schlag gegen den Kopf, der es ihr in den Ohren klingeln läßt … Nun, vielleicht fand er es töricht, seine Zuhörer jedenfalls waren anderer Meinung. Offenbar hatten einige von ihnen das Lied vorher schon einmal gehört, doch sie lachten genauso wie die, die es nicht kannten, und er mußte jedesmal am Ende eines Verses ein paar Takte auf der Mandoline wiederholen, damit es ruhig genug für die nächsten wurde.
    Er wählte noch ein sehr kurzes Lied danach, eine leise kleine Ballade, die Mütter ihren Kindern vor dem Schlafengehen singen. Es war ein süßes Lied, das Ruhe in den Saal einkehren und ihn aufhören ließ, bevor seine Kehle trocken wurde. Er sammelte einige Münzen vom Boden vor seinem Stuhl auf. Einige Männer, die direkt neben ihm saßen, hatten sie hingeworfen. Er hatte nicht damit gerechnet, daß die Einheimischen dem Schüler eines Dunklen Elfs Münzen geben, ganz gleich, wie gut er sie unterhalten hatte. Danach ging er wieder an den Ecktisch.
    Zu seiner Überraschung brandete erneut Applaus im Raum auf, und jemand rief: »Zugabe!« Gawaine stand hinter seinem Stuhl und nahm den vollen Humpen, den ihm der Händler eingeschenkt hatte. Doch noch bevor er ihn an die Lippen setzen konnte, stand Naitachal auf und hielt die Harfe in seinen langfingrigen Händen.
    Nachdem der Barde sich auf den Stuhl in die Mitte des Raumes gesetzt hatte, kehrte Stille ein. Ein erwartungsvolles Schweigen bei den Menschen und den anderen Geschöpfen, eine skeptische, etwas gespannte, düstere Stille auf Seiten der Weißen Elfen, die in ihrer Nähe saßen.
    Naitachal jedoch ignorierte sie alle, ließ seine Finger einige Male über die Saiten der Harfe streichen und stimmte dann ein schönes, wenn auch ziemlich trauriges Lied über die Witwe eines Seemannes an. Dem ließ er ein Instrumentalstück folgen, das auch sein Schüler noch nie gehört hatte. Er lauschte genauso atemlos wie alle anderen Anwesenden. Der Barde spielte sehr ruhig weiter, als der Applaus nach dem Ende dieses Kabinettstücks einsetzte, und verfiel dann in einen rasenden Lauf.
    Der Bardling schaute ihn fassungslos an. Er wird doch nicht wagen, »Althorians letzter Angriff« zu singen, dachte er. Und das im Moonstone? Doch genau das tat sein Meister. Erstaunlicherweise schien jeder im Raum, einschließlich der Weißen Elfen, gebannt zuzuhören. Sie schienen es sogar zu genießen, während das Lied zur gewaltigen Schlacht kam, in der der große Elfenheld den letzten seiner untoten Feinde erledigte. Gawaine spürte, wie sein Herz schneller schlug und das Blut heiß in seine Wangen stieg.
    Dann war es vorbei. Naitachal ließ die Finger ein letztes Mal über die Saiten der Harfe tanzen, stand auf und verbeugte sich tief. Einen Augenblick herrschte tödliches Schweigen, dann brach donnernder Applaus los, in den sich das helle Klingeln der Münzen mischte. Der Barde verbeugte sich noch einmal, lächelte, als er sich aufrichtete, und drehte sich, um sich bei all seinen Zuhörern zu bedanken. Er lächelte noch, als er an den Tisch zurückkehrte und an seinem Schüler vorbeiging. »Geh und sammle den Kuchen auf, ja?«
    Gawaine runzelte die Stirn. »Ihr nehmt Geld von denen, die Euch den ganzen Abend derartig abweisend angeschaut haben?«
    »Warum nicht?« Der Meister klopfte ihm auf die Schulter. »Damit kann man genausogut zahlen wie mit dem Geld freundlicherer Geschöpfe, glaubst du nicht?«
    »Heuchler«, murrte Gawaine, doch Naitachal lachte nur und schlug ihm erneut auf den Rücken – diesmal jedoch kräftig genug, um den Bardling vom Tisch wegzustoßen. Dann setzte er sich und packte die Harfe wieder weg.

    3.
    KAPITEL

    Naitachal lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte seinen langen Beine aus, nachdem Gawaine sein erstes Lied angestimmt hatte und es im Gästezimmer des Moonstone still wurde. Er warf dem Händler neben ihm einen nachdenklichen Blick zu. Der Mann war von der Fertigkeit des Jungen auf der Mandoline beeindruckt, und zweifellos auch von seiner Stimme. Zum Teil sicher, dachte der Barde, weil er Gawaine für ungefähr fünfzehn hielt und nicht glauben konnte, daß ein so junger Mensch bereits eine so ausgebildete

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